Serienpreview: „The River“ – Review

Grusel-Expedition ins Herz des Banalen – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 01.03.2012, 13:27 Uhr

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Auf der Suche nach einem vermissten Dokumentarfilmer: „The River“

13 Jahre ist es nun schon her, seit drei Filmstudenten durch die Wälder Marylands auf der Suche nach der sagenumwobenen Hexe von Blair stolperten. Was sie und Millionen Kinozuschauer mit ihnen stattdessen fanden, war ein neues Grusel-Genre bestehend aus Filmen mit „gefundenem Filmmaterial“ von vermissten Personen. Nach dem weltweiten Erfolg des „Blair Witch Projects“ war es in dieser Hinsicht einige Zeit ruhig, nicht einmal das Sequel bediente sich den gleichen audiovisuellen Low Budget-Tricks. Erst durch „Paranormal Activity“, einem weiteren Überraschungs-Blockbuster kehrte dieser Stil in den vergangenen Jahren auf die Kinoleinwände zurück und etablierte sich durch Streifen wie „Cloverfield“ und „Apollo 18“ zunehmend. So war es nur eine Frage der Zeit, bis auch im Serienuniversum das Rohmaterial verschollener Protagonisten auftauchen würde. Da Documentary-Style in Dramaserien seit mehr als 20 Jahren beliebt ist und durch Serien wie „Friday Night Lights“ mit wunderbarem Hang zur Improvisation perfektioniert wurde, drängt sich der Gedanke eines „Found Footage“-Dramas geradezu auf. So startete Anfang Februar auf dem US-Network ABC die Gruselserie „The River“, welche die Zuschauer durch vermeintliches Rohmaterial mit auf eine Expedition auf dem Amazonas nimmt – und deren spontan wirkend wollende Szenen ungefähr so viel Glaubwürdigkeit verströmen wie das Nachmittagsprogramm von RTL.

Welche Ziele verfolgt Kurt (Thomas Kretschmann) tatsächlich?
Seit 20 Jahren ist der Forscher Dr. Emmett Cole (Bruce Greenwood) in amerikanischen Wohnzimmern zu Hause. Gemeinsam mit seiner Frau Tess (Leslie Hope) und seinem Sohn Lincoln (Joe Anderson) bewältigte er als Protagonist der Reihe „The Undiscovered Country“ so manches brenzlige Abenteuer und kehrte immer wieder sicher nach Hause zurück. Doch eines Tages verschwand er spurlos. Sechs Monate später wird aus den Tiefen des Amazonas heraus sein Notsignal empfangen. Fernsehproduzent Clark Quietly (Paul Blackthorne) bietet Tess und Lincoln an, die Suche nach Emmett zu finanzieren, allerdings nur, wenn die von einem Kamerateam für eine neue Serie umfassend dokumentiert wird. Was wir als Zuschauer sehen ist das von mehreren Kameras aufgenommene Rohmaterial jener neuen Expedition.

Tess, Emmett und Mitglieder des früheren Produktionsteams von „Undiscovered Country“ dringen mit ihrem kleinen Schiff immer tiefer in das Amazonas-Gebiet ein und stoßen dort zunächst auf Lena Landry (Eloise Mumford), deren Vater – ein Kameramann in Emmetts Team – ebenfalls vermisst wird. Obwohl Crewmitglied Jahel (Paulina Gaitan) das Team warnt, begeben sich Tess und Lincoln in bislang unerkundetes Gebiet. Tatsächlich führt dies zum Auffinden von Emmets Schiff, von wo aus das Notsignal gesendet wurde. Doch Emmett ist nicht an Bord. Was die Suchenden stattdessen vorfinden, sind zahlreiche Aufnahmen Emmets, in denen er erklärt, er habe im Dschungel nach echter Magie gesucht und sie auch gefunden.

So steht auch Tess und Lincoln bald die erste Begegnung mit einem übernatürlichen Wesen bevor, dem bösartigen Geist eines getöteten Produzenten. Doch neben der Erkenntnis, dass in Emmets Behauptung durchaus etwas Wahres gewesen sein muss, wird die Crew auch mit einer ganz anderen Bedrohung konfrontiert. Die geht von dem geheimnisvollen Sicherheitsoffizier Kurt (Thomas Kretschmann) aus, der eigentlich angeheuert wurde, um die Expedition zu beschützten. Stattdessen verfolgt er ganz andere, düstere Ziele.

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