Person of Interest – Review

Potenzieller Serienhit von „Dark Knight“-Autor Jonathan Nolan – von Roger Förster

Rezension von Roger Förster – 27.09.2011, 13:03 Uhr

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Person of Interest
Nach den Anschlägen des 11. September 2001 veränderten sich Außen- und Innenpolitik der USA bekanntlich dramatisch. Unter Präsident Bush wurde eine aggressive Strategie verfolgt, die nicht nur Kriege in Afghanistan und im Irak zur Folge hatte, sondern insbesondere durch den umstrittenen Patriot Act auch gravierende Einschränkungen der Bürgerrechte vorsah. Mit umstrittenen Mitteln sollte den sogenannten „braven“ Bürgern ein Sicherheitsgefühl suggeriert werden. Dass dabei die in Amerika hoch angesehene Freiheit des Einzelnen maßgeblich eingeschränkt wurde, galt als notwendiges Übel. In den folgenden Jahren hatte sich auch die Fernseh- und Kinolandschaft einem Credo unterworfen, das regierungskritische Formate zugunsten harmloser Unterhaltung oder patriotischer Heldenepen abdrängte. In Erinnerung bleibt vor allem die wichtige Debatte über moralisch mindestens fragwürdige Methoden eines Jack Bauers. Der CTU-Agent legte es in acht Staffeln der ohne Frage hochspannenden Serie „24“ darauf an, Terroristen unter allen Umständen von ihren Taten abzuhalten – brutale Folter inklusive. Mittel, die zur Zweckerreichung notwendig waren, wurden hier konsequent bis ins Groteske gesteigert – Jack muss beispielsweise einen Unschuldigen töten, um viele Unschuldige zu retten.

John Reese kann nicht nur gut beobachten
Zehn Jahre nach den Anschlägen gilt Bushs Strategie als gescheitert, moralische Glaubwürdigkeit wird der amerikanischen Politik schon lange nicht mehr attestiert. So verwundert es nicht, dass auch im Fernsehbereich Wege gegangen werden, die sich mit den Auswucherungen des Patriot Act befassen. „Person of Interest“ stellt dabei die Informationssammelwut der Regierung in den Mittelpunkt und steigert diese ebenfalls konsequent ins Groteske: Wenn die unzähligen Behörden schon alles über die Bürger ihres Landes wissen, wieso können diese Informationen nicht zielführend eingesetzt werden? Stilistisch als Krimi-Actionserie ausgerichtet, werden aus den gesammelten Daten Opfer oder Täter zukünftiger Straftaten herausgefiltert, natürlich um diese Taten zu verhindern.

Mr. Finch (Michael Emerson) findet in dem schlagkräftigen Obdachlosen, der mal so nebenbei eine Gruppe von U-Bahn-Rowdies kampfunfähig macht, den Mann, der ihm bei seinem besonderen Vorhaben unterstützen kann. Zwar verfügt Finch über die technischen und monetären Mittel, sich auf die Suche nach zukünftigen Straftaten zu begeben, doch mangelt es ihm an den notwendigen körperlichen Fähigkeiten zur Verhinderung dieser Taten. Fähigkeiten, die John Reese (James Caviezel) offensichtlich besitzt, war er doch früher CIA-Mann fürs Grobe. Mr. Finch nimmt sich des gebrochenen Mannes an, dessen große Liebe einige Zeit zuvor getötet wurde. Der erste Fall, den Finch für Reese bereit hält, hat es in sich: Eine Staatsanwältin wird, so viel ist bekannt, an einem Verbrechen beteiligt sein – doch, ob sie Opfer oder Täter ist, muss erst herausgefunden werden. Also begibt sich John Reese auf die Spur der adretten und schlagkräftigen Frau. Im Zuge der Nachforschungen stößt Reese auf korrupte Polizeibeamte, die keine Skrupel haben, Unschuldige zu töten. Doch auch er hat dieses Handwerk bei seinem früheren Arbeitgeber bekanntermaßen perfektionieren können.

Was Milliardäre so mit ihrem Geld machen: Mr. Finch sucht zukünftige Verbrecher
Jonathan Nolan ist wahrlich kein Unbekannter: Sein Bruder Christopher führte Regie bei den gefeierten Hollywooderfolgen „The Prestige“ und „The Dark Knight“, „Jonah“ schrieb die Drehbücher. Bei „Person of Interest“ fungiert er als kreativer Kopf und Produzent, auch der immer umtriebige J. J. Abrams ist an der Serie als Produzent beteiligt. Für die Besetzung der beiden Hauptrollen wurde ebenfalls nicht gekleckert sondern geklotzt. Charaktermime Jim Caviezel ließ 1998 in dem grandios elegischen Kriegsepos „Der schmale Grat“ aufhorchen, spätestens seitdem er 2004 als Jesus in Mel Gibsons „Die Passion Christi“ eine schauspielerische Tour de Force beschritt, ist er auch einem größeren Publikum bekannt. Ihm zur Seite steht der nicht minder bekannte Michael Emerson, der in „Lost“ den undurchsichtigen Benjamin Linus wunderbar ambivalent darstellte.

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