Serienpreview: „Knight Rider“ – Review

„Ein Auto im Kampf gegen das Unrecht“

Rezension von Anastasia Korablev – 05.12.2008

Das neue „Knight Rider“-Team NBC Universal Inc.

„Ein Mann und sein Auto kämpfen gegen das Unrecht!“, so lautete die Devise des letzten „Knight Rider“ – Teams und dazu kann ich nur eins sagen: Gott sei Dank tun sie es nicht mehr! Die Neuauflage der Serie funktioniert mehr nach dem Prinzip: Menschen versuchen nicht zu stören, während die Maschine die Arbeit erledigt. Und das ist auch gut so. Solange die Maschine ein Mustang ist, bin ich gewillt, alles mitzumachen, alles anzusehen, alles zu ertragen. Auch einen furchtbaren Pilotfilm zur Serie. Glücklicherweise liegen Welten zwischen dem Pilotfilm und der Serie!

Die Idee von einem Auto, das jedes Batmobil wie ein unnützes Schönwetter-Fahrzeug aussehen lässt – nichts gegen die Batmobile, aber … – und dabei auch noch die intelligentesten und witzigsten Kommentare abgibt, hat mich schon immer fasziniert. Und als bekannt wurde, dass es eine Neuauflage der Serie geben sollte, war ich sehr neugierig darauf und habe gehofft und gebetet, dass sie die Chance nutzen.

In großer Aufregung aber ohne große Erwartungen habe ich mir den Pilotfilm zur Serie angesehen. Ich habe mich einfach nur gefreut einen Mustang in Action zu sehen und hatte mich darauf eingestellt den Rest geduldig zu ertragen. Der Pilotfilm hat mich in dieser Hinsicht nicht enttäuscht, zu ertragen gab es eine Menge. Er war genau so schlecht wie ich ihn mir vorgestellt und wie die Kritiken ihn beschrieben haben. Der Film hat einen ungewollt tragikomischen Charakter, so kann man sich zum Beispiel immer darauf verlassen, dass Ford-Fahrzeuge jeden Crash überleben, nicht nur K.I.T.T., sondern auch die der Bösewichte. Auch der Auftritt von David Hasselhoff – er wurde als Vater des neuen Helden Mike Traceur vorgestellt, zu dem er keine Beziehung hat – wäre nicht notwendig gewesen, geschweige denn seine Kommentare in der Presse, dass aus der Serie kein Erfolg werden kann, weil er nicht mitspielt.

Der neue K.I.T.T. NBC Universal Inc.

Es gibt nur eine Sache, die mir im Pilotfilm gut gefallen hat: K.I.T.T. glänzt in vielen schönen Einstellungen, die Stuntfahrer aber auch die Kameramänner haben ihren Job gut gemacht. Die Spezialeffekte sind dagegen leider nur ein Witz, aber immerhin gibt es echte Stunts und nicht immer nur Bluescreen.

Die Geschichte beginnt vielversprechend, doch ziemlich schnell verliert sie sich planlos, indem sie manchen Details liebevoll zu viel Aufmerksamkeit schenkt, dafür aber andere wichtige Entwicklungen in der Geschichte nur beiläufig streift. Eine gehetzte Vorstellung neuer Charaktere und der Wunsch besonders witzig zu sein, sowie langatmige und unnötig melodramatische Dialoge geben der Erzählweise dann den Rest. Weder der Anflug von Humor noch K.I.T.T. können die Unzulänglichkeiten des Piloten korrigieren. Der ganze Film scheint zusammengeschustert und unausgeglichen zu sein, obwohl man von Regisseur Steve Shill („Dexter“, „Rom“, „Criminal Intent“) eigentlich mehr erwarten könnte.

Die Handlung dreht sich um einen Mordanschlag auf den neuen Chefingenieur von K.I.T.T., Dr. Charles Graiman (Bruce Davison). Er entwickelte im Auftrag der Regierung den Knight Industries Three Thousand (und hat sich dabei intelligenterweise für einen Mustang entschieden) mit dem Ziel, gemeinsam mit dem FBI die „Foundation“ wiederzubeleben. Er hat K.I.T.T. so programmiert, dass er sich im Notfall an seine ebenso geniale wie schöne 24-jährige Tochter Dr. Sarah Graiman (Deanna Russo) und ihren Ex-Verlobten, einen ehemaligen Army Ranger, Mike Traceur (Justin Bruening) „wendet“ um sie und sich selbst zu beschützen. Nach einigen Irrungen und Wirrungen und zahlreichen Verfolgungen sind die bösen Jungs (mehr oder weniger) geschlagen und alle versammeln sich auf der Beerdigung von Mikes Mutter, die leider ins Gras beissen musste, aus unerfindlichen Gründen, weil noch ein letztes dramatisches Moment gefehlt habe und den Drehbuchautoren nichts anderes einfiel. Eine Beerdigung musste her und sie wurde von einem recht peinlichen „Mike, ich bin dein Vater“ Moment zwischen dem alten Michael und dem neuen Mike begleitet. Mir sind schon fast die Tränen gekommen bei dem Gedanken wie deplatziert der alte Michael in der neuen Serie aussieht. In der Pilotfolge wird der alte Michael ein wenig durch den Kakao gezogen, in dem sein echter Name – Michael Long – zu dem passenden Namen für einen Pornostar erklärt wird.

Justin Bruening NBC Universal Inc.

Ich war kein Fan vom Original und sicher auch kein Fan von den schauspielerischen Anstrengungen eines David Hasselhoff. Gerade aus diesem Grund bin ich froh, dass er keinen Beitrag zu der Serie leistet. Angesehen habe ich mir die alte Serie natürlich trotzdem, sogar mehrmals, wegen K.I.T.T. Sie hatte jedoch mehr Probleme als nur den Hauptdarsteller. Sie hatte einfach nicht genug Aufregung, Farbe, Leben und Spaß. Vor allem fand ich die visuelle Umsetzung langweilig und die Effekte arm. Da hat man schon ein wunderschönes Auto und macht so wenig daraus. Am allerwenigsten hat mir in der Serie die spürbare Geschwindigkeit gefehlt und der Sound eines Motors, der einen um den Verstand bringt.

Den ersten K.I.T.T. fand ich nicht atemberaubend. Richtig cool war er schon, aber nicht atemberaubend. Geträumt habe ich von einem ganz anderen K.I.T.T. und manchmal werden Träume eben doch war. Es gibt nicht viele Dinge auf dieser Welt, die so einzigartig und so fabelhaft sind wie ein Mustang. Ich weiss, viele würden mir zustimmen, auch wenn sie vielleicht eine andere Beschreibung für den Mustang wählen würden als „fabelhaft“. Doch the one and only King of the Road ist fabelhaft, ein Auto das zu Recht mal wieder eine Hauptrolle spielt.

Ein Auto, dass so viel Feuer hat, braucht einen Fahrer, der mindestens genauso viel Feuer bei den Zuschauern entfachen kann. Ich bin sonst immer dafür, dass der Mensch der Maschine ein kleinwenig überlegen ist, aber bei „Knight Rider“ will ich K.I.T.T. glänzen sehen und nicht die Anstrengungen eines Machofahrers, die absolut unpassend sind und neben den Fähigkeiten so einer Maschine auch irgendwie unangebracht aussehen.

Justin Bruening, Deanna Russo NBC Universal Inc.

Die Macher der neuen Serie haben dies berücksichtigt. Im Pilotfilm wird der neue Mike nicht gerade als der Hellste gezeigt, er wirkt eher ein wenig wie ein deplatziertes Riesenbaby, dass mehr schlecht als recht die Aufgaben eines K.I.T.T.-Fahrers erfüllt. Immerhin sieht er gut aus und ist intelligent genug sich nicht einzubilden, dass er besser fahren könnte als K.I.T.T. selbst. Er hat einen gewissen Charme, der es einem leicht macht über seine Fehler hinweg zu sehen. Ausserdem wächst Mike schnell in die seine Rolle hinein, zwischen dem Pilotfilm und der Pilotfolge findet eine regelrecht positive Verwandlung statt. Die Chemie zwischen Mike und K.I.T.T. ist eine andere, die Beziehung ist respektvoller, menschlicher und wärmer. Der neue Mike (Justin Bruening) ist weniger draufgängerisch und halsbrecherisch, er ist mehr ein Teamplayer. Die Freundschaft zwischen ihm und K.I.T.T. könnte man regelrecht rührend nennen. Mikes Partnerin Sarah (Deanna Russo), ist nicht nur Agentin, sondern auch Doktor der Nanotechnologie und Cheftechnikerin bei Knight Industries. Mike und Sarah sind zusammen aufgewachsen, sie verbindet also weit mehr miteinander als eine geplatzte Liebesbeziehung. Was Sarahs Zuneigung angeht, macht K.I.T.T. Mike starke Konkurrenz, denn Sarah und K.I.T.T. haben auch eine lange Beziehung und stehen sich sehr nahe.

Der Teaser der ersten regulären Folge beginnt mit einer kleinen Hommage an die Serie der 80er Jahre. Ein Bankett, schöne Frauen, ruhige Kameraführung. Doch dann wird der Schnitt schneller und die Kamerabewegungen werden hektischer und so langsam kommt die Folge in Gang und schüttelt das altgediente Image ab. Und schon macht K.I.T.T. – mit der Stimme von Val Kilmer – die ersten sarkastischen Kommentare, als er von dem Sicherheitspersonal mit großen bösen Waffen umstellt wird. Während Mike sich zu Sarah, die im Keller festgehalten wird, durch die Bösewichte durchkämpft und die beiden dann ein wenig James Bond (ein Schweissgerät in Form einer eleganten Haarspange kommt zum Einsatz) bei der Flucht spielen, kann sich K.I.T.T. selbstverständlich aus dem Schlamassel befreien. Nach einer leider nur nett gemeinten computeranimierten Transformation lässt K.I.T.T. die Reifen qualmen und springt einfach von einem zugeparkten Parkplatz über die Köpfe der Männer und die Autos hinweg und rast zum Treffpunkt davon. Ach ja, K.I.T.T. transformiert sich dann auch noch in einen Truck und wieder zurück, mitsamt der Insassen, wohlgemerkt. Ein wenig dick aufgetragen? Nein, das kommt erst. Auf K.I.T.T. wird nämlich eine Rakete abgefeuert, der er nicht entkommen kann. Ihm würde sie nichts wirklich Schlimmes antun, doch die Insassen würden einschmelzen, wenn sich die Genies in der High-Tech Zentrale der Foundation, auch K.I.T.T.-Cave genannt, nicht sofort etwas Geniales einfallen lassen. Natürlich tun sie das auch und natürlich auch nur kurz vor knapp, aber das ist ja der Sinn der Sache.

In dieser ganzen Spannung kommt der Vorspann eingeschoben. Die Melodie ist die gleiche, aber das Arrangement ist neu, aggressiver, lebenslustiger, arroganter – wie es sich gehört. Im Vorspann ist nur der Hauptdarsteller zu sehen, wie er sich dreht und wendet, Gas gibt und davon rast oder einfach nur schön aussieht. Der Schriftzug hat auch ein Paar Veränderungen erfahren, doch die Verwandtschaft mit dem Original bleibt ersichtlich.

Die Serie legt offensichtlich keinen Wert darauf realistisch zu sein aber wer will das auch? Mit den neuen Helden wird nicht sonderlich zimperlich umgegangen. Die Geschichte der ersten Folge überzeugt nicht gerade mit Tiefgang und Raffinesse aber sie führt die restlichen Charaktere ein und, was noch wichtiger ist, sie bildet den Anfang für einer größeren Storyline, die sich um die Vergangenheit von Mike dreht und recht spannend zu sein verspricht. Den eingefleischten Fans der Originalserie, den Autofans aber auch neu dazugekommenen Fans, die leichte Unterhaltung suchen kann ich die Serie empfehlen. Sie ist ein Spezialfall, zugegeben, man sollte von ihr auch keine Höhenflüge erwarten, aber sie ist doch sehenswert.

Meine Wertung: 2,5/​5

Kommentare zu dieser Newsmeldung

    weitere Meldungen