RTL stoppt die Produktion von „Babyboom“ endgültig

Sender zieht Reißleine nach Senatsbeschluss

Jens Dehn – 09.03.2013, 12:51 Uhr

Babyboom – Bild: RTL / Andreas Friese
Babyboom

Bevor auch nur eine Folge der neuen Doku-Soap „Babyboom – Willkommen im Leben“ ausgestrahlt wurde, hat RTL die Serie bereits für beendet erklärt. Der Sender reagiert damit auf einen Beschluss des Berliner Senats von Ende Februar, nach dem die Dreharbeiten im landeseigenen Vivantes-Klinikum in Berlin-Friedrichshain bis zur kommenden Aufsichtsratssitzung am 20. März ausgesetzt wurden.

Zum Drehstopp kam es aufgrund von Bedenken hinsichtlich des Kinderschutzes und der Arbeitnehmerrechte. Zudem sah der Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja die Intimsphäre und die allgemeinen Persönlichkeitsrechte der Kinder gefährdet (fernsehserien.de berichtete).

Bevor der Senat wieder zusammentritt, haben die Verantwortlichen von RTL nun von sich aus die Reißleine gezogen. Nachdem die Sitzung des Berliner Senats am 5. März keine weitere Klarheit über die Fortsetzung der Produktion gebracht hat, ist ein weiteres Abwarten aus Sicht des Senders nicht mehr vertretbar. Wie RTL-Sprecher Christian Körner erklärt, ist der wirtschaftliche Schaden schon jetzt beträchtlich. Auch kann der Produktionsplan nicht mehr eingehalten werden, da Geburten, die die Produktion begleiten wollte, bereits stattgefunden haben. „Wir haben die Verantwortlichen darauf hingewiesen, dass sich Geburten bekanntlich nicht beliebig verschieben lassen. Auch über die erheblichen Kosten des Produktionsabbruchs ist der Senat informiert. Wir bedauern zudem, dass der Gesundheitssenator Mario Czaja die Einladung des Produzenten zum persönlichen Gespräch, welches offene Fragen zum Projekt direkt am Ort des Geschehens hätte klären können, schlicht unbeantwortet ließ.“

RTL weist darauf hin, dass Dokumentationen über Geburten im deutschen Fernsehen sowohl von öffentlich-rechtlichen, als auch von privaten Sendern bereits vielfach gezeigt worden sind. Unter anderen war im Jahr 2000 „Geburtsstation“ auf Arte zu sehen, 2001 strahlte RTL „Mein Baby“ aus, 2006 lief „Babystation“ im ZDF und 2012 „Babys! Kleines Wunder – großes Glück“ auf RTL 2.

Mit „Babyboom-Willkommen im Leben“ wollte der Kölner Sender nun einen neuen Standard setzen. RTL hatte einen abgetrennten Bereich der Entbindungsstation mit 30 fest installierten und ferngesteuerten Kameras ausgestattet, die die werdenden Eltern sowie Hebammen und Ärzte rund um die Uhr filmen sollten. Das Format basiert auf dem britischen Vorbild „One Born Every Minute“, das in seiner Heimat Preise gewonnen hat und bereits in die vierte Staffel geht.

In Deutschland sollte „Babyboom-Willkommen im Leben“ im Frühsommer dieses Jahres bei RTL ausgestrahlt werden. Die Produktion startete am 15. Februar 2013. Dazu hatte die Produktionsfirma Shine Germany eine umfassende Vereinbarung mit dem Vivantes Klinikum getroffen. Unter anderem wurde festgehalten, dass jede Mutter vor und auch nach Dreh der Geburt ihres Kindes die Möglichkeit gehabt hätte, von der Ausstrahlung zurückzutreten. Dem Berliner Senat hatte dieses Vertragswerk nicht ausgereicht.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Wie kann ein Krankenhaus zu solch einem Format eigentlich seine Zustimmung geben?
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      wurde endlich mal zeit, so einer Sch.... Einhalt zu gebieten.
    • am via tvforen.de

      Ich finde derartige "Doku-Soaps" sowas von abartig! Ich habe selbst vier Kinder und kann sagen das eine Geburt das wohl intimste und privateste Erlebnis im Leben einer Frau ist. Viele die sich sowas im TV ansehen wollen einfach nur gaffen und sich dran aufgeilen. Die sind nichts anderes als abartige Voyeuristen!
    • am via tvforen.de

      JetteD. schrieb:
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      > Ich finde derartige "Doku-Soaps" sowas von
      > abartig! Ich habe selbst vier Kinder und kann
      > sagen das eine Geburt das wohl intimste und
      > privateste Erlebnis im Leben einer Frau ist. Viele
      > die sich sowas im TV ansehen wollen einfach nur
      > gaffen und sich dran aufgeilen. Die sind nichts
      > anderes als abartige Voyeuristen!

      Das waren auch meine Gedanken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man in diesem Moment wirklich eine RTL-Kamera im Raum -geschweige denn- zwischen den Beinen haben möchte. :-)
    • am via tvforen.de

      > Das waren auch meine Gedanken. Ich kann mir nicht
      > vorstellen, dass man in diesem Moment wirklich
      > eine RTL-Kamera im Raum -geschweige denn- zwischen
      > den Beinen haben möchte. :-)

      Ich kann mir nicht vorstellen, dass man in IRGENDEINEM Moment eine RTL_Kamera im Raum haben möchte ;)
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      Bin mal gespannt, was als nächstes kommt...
      Viel bleibt da ja nicht mehr.. :O
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      QueenLisi schrieb:
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      > Ich kann mir nicht vorstellen, dass man in
      > IRGENDEINEM Moment eine RTL_Kamera im Raum haben
      > möchte ;)

      Wie wahr! :-)
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      BlackOak schrieb:
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      > Bin mal gespannt, was als nächstes kommt...
      > Viel bleibt da ja nicht mehr.. :O

      Vielleicht so was wie "Die letzten Sekunden" - Sterben leicht gemacht.

      Wie erleben die Deutschen ihre letzten Stunden. Wie ist es für ihre Angehörigen? Was muss ich beachten usw. Könnte doch wunderbar im Rahmen von "Extra" mit Jenke v. Wilmsdorff laufen.

      Wundern würde es mich nicht.

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