Prosit, „Geh aufs Ganze!“! 30 Jahre Zocken, bis der Zonk kommt

Rückblick auf die Kult-Gameshow mit Jörg Draeger

Dennis Braun
Dennis Braun – 02.01.2022, 10:30 Uhr

„Geh aufs Ganze!“ anno 1994 (l.), 2001 (M.) und 2021 (r.) – Bild: IMAGO/teutopress & Sat.1/Marc Rehbeck
„Geh aufs Ganze!“ anno 1994 (l.), 2001 (M.) und 2021 (r.)

Mit 1,7 Millionen Zuschauern und bis zu zwölf Prozent Marktanteil hatte sich die Gameshow recht schnell am Vorabend etabliert und bildete zusammen mit dem „Glücksrad“, das zwei Stunden später lief, ein erfolgreiches Doppel. Auch konzeptionell kehrte mehr und mehr Routine ein und Jörg Draeger machte die Zocker- gleichzeitig auch zu seiner eigenen Personality-Show. Produziert wurde staffelweise mit jeweils vier Aufzeichnungen pro Tag und Hunderten Gästen auf dem Gelände des von Günter Pütz betriebenen Filmstudios in Köln-Ossendorf. Am 30. Dezember 1992 konnte man bereits die 250. Folge feiern, in der auch Prominente wie Jörg Wontorra, Karl Dall und Mike Krüger mitspielten.

Praktisch zeitgleich wechselte die Sendezeit auf 17:20 Uhr und es kam eine zusätzliche Ausgabe am Samstag hinzu. Zudem schraubte man ein wenig an der Studiodeko. Die drei Tore mit den farbigen Vorhängen (rot für Tor 1, gelb für Tor 2 und grün für Tor 3) wurden etwas größer, die Showtreppe erhielt LED-beleuchtete Stufen und der Publikumsbereich wurde neu aufgeteilt, sodass es mehr Platz für die Spielfläche gab. Unzählige Autos, Traumreisen, Motorräder, aber noch viel mehr Zonks wechselten in der Folge die Besitzer – das begehrte Plüschtier wurde auf dem Schwarzmarkt zu völlig überhöhten Preisen angeboten, selbst Plagiate waren zu dieser Zeit im Umlauf. Aufgrund stetig wachsender Beliebtheit verlängerte man „Geh aufs Ganze!“ ab dem 3. Januar 1994 auf 60 Minuten und schickte die Show um 18:00 Uhr auf Sendung, um die Lücke zum „Glücksrad“ zu schließen, das wie gehabt gegen 19:15 Uhr begann.

Im Frühjahr 1994 nahm man erneut ein paar optische Änderungen am Bühnenbild vor: Die Präsentationsflächen in den Toren erhielten einen farbigen LED-Boden, die Farbe der Studiotreppe änderte sich von pink-rosa zu blau und es ertönte eine neue Hintergrundmusik bei den Preisansagen. Anlässlich der 750. Folge am 14. September 1994 verkleidete sich Jörg Draeger als ergrauter Opa und begrüßte zusammen mit seinen ebenfalls „gealterten“ Assistentinnen die Zuschauer zum „750-jährigen Jubiläum“ der Show.

Jörg Draeger (M.) und seine Assistentinnen Martina Jansen (l.) und Renate Lipinski (r.) in der 750. FolgeSat.1/​Screenshot

Wenig später spendierte Sat.1 der Gameshow nicht nur ein runderneuertes Logo, sondern auch ein deutlich größeres Studio, das erheblich breiter war als das ursprüngliche und somit noch mehr Platz für das Publikum und die Spiele enthielt. „Geh aufs Ganze!“ befand sich auf dem Zenit seines Erfolgs – die Stimmung im Saal tobte, sobald Draeger aus der Tür trat, die Preise wurden noch hochwertiger und Geld spielte keine Rolle – wobei natürlich auch Bügelbretter, Näh- und Waschmaschinen als Gags nach wie vor nicht fehlen durften.

Der Sender konnte der Versuchung nicht widerstehen und ließ ein 90-minütiges Primetime-Special produzieren, das am 25. März 1995 zu sehen war. Inhaltlich merkten die Verantwortlichen zwar, dass sich das Konzept in einer Abendshow recht schnell erschöpfte, aus Quotensicht lief es aber blendend – selbst den zeitgleich bei RTL gezeigten Staffelstart der „100.000 Mark Show“ konnte man hinter sich lassen. Zu gewinnen gab es Preise der Superlative: Autos, Traumreisen, Motorräder und sogar ein komplettes Eigenheim im Wert von insgesamt einer Million Mark standen zur Disposition.

Viereinhalb Monate später, am 12. August 1995, nutzte man eine weitere Gelegenheit für eine abendfüllende Sonderausgabe: Das Jubiläum zur 1000. Folge der Show. Erneut wurde 90 Minuten lang gezockt, was das Zeug hält, wieder gab es Eigenheime, fahrbare Untersätze jeglicher Art und Luxusreisen zu gewinnen. Als prominenten Gast begrüßte Jörg Draeger niemand Geringeren als Profiboxer Axel Schulz, der für eine Spielrunde Pate stand. Es handelte sich um einen seiner letzten öffentlichen Auftritte vor seinem skandalträchtigen Kampf am 9. Dezember gegen Francois Botha um die vakante IBF-Weltmeisterschaft.

Axel Schulz (l.) zu Gast bei Jörg Draeger (r.) in der Abendshow zur 1000. FolgeSat.1/​Screenshot

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