Pippi Langstrumpf ist out – Neue Mädchenfiguren im TV

Rollenklischees und zunehmende Sexualisierung im Kinderprogramm

Michael Brandes – 28.07.2008

Viele Kindersendungen im Fernsehen bedienen Rollenklischees und zeigen das stereotype Bild des superschlanken, schönen Mädchens. Das ist eines der Ergebnisse der weltweit größten Medienanalyse des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI), in der das TV-Programm in 24 Ländern untersucht wurde.

Pippi Langstrumpf ist demnach bei vielen Kindern out – denn sie „ist kindisch, hat komische Klamotten an und sieht blöd aus“, zitiert der Mediendienst epd die beiden Achtjährigen Louisa und Alissa. „Mädchen suchen starke Figuren, an denen sie sich orientieren können“, erklärt Beate Vinke vom Wuppertaler Verband der Mädchenarbeit in NRW. Dazu gehört heutzutage ein attraktives Äußeres: lange Haare, hübsches Gesicht, enge Klamotten. Auch in Deutschland populäre US-Serien wie „Hannah Montana“, „Zoey 101“ oder Animationen wie „Kim Possible“ geben den Trend vor und kennzeichnen auch die zunehmende Sexualisierung der TV-Figuren im Programm.

In Zeichentrickserien haben zwei von drei Mädchenfiguren übernatürlich lange Beine und eine Wespentaille, beobachtet IZI-Leiterin Maya Götz. Ein Phänomen, das man bereits aus den guten, alten Barbie-Zeiten kennt: „Um die Figur der Barbie (classic) zu erreichen, müsste eine Frau entweder mindestens zwischen 1,88 m und 2,26 m sein oder sich eine Rippe rausoperieren lassen. Medizinisch gesehen würde sie höchstwahrscheinlich einen Bandscheibenvorfall und Atemprobleme haben, unfruchtbar sein und unter Osteoporose leiden. Mit einem Wort: sicherlich kein gesundes Körperbild“, so Götz.

Mit den überwiegend aus Japan kommenden Anime-Serien habe die Zahl der Sexbomben im Kinderfernsehen stark zugenommen, kritisiert die Pädagogin: „Das ist besorgniserregend. Der eigene Körper kann da nur defizitär wirken.“ Sie macht das unnatürliche Schlankheitsbild, das die Vorbilder im TV präsentieren, mitverantwortlich für die immer größer werdende Anzahl essgestörter Teenager. Jeder achte Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren soll in Deutschland mittlerweile unter Magersucht und Bulimie leiden.

„Wenn Kinder schon von klein auf mit superdünnen TV-Figuren konfrontiert werden, brennt sich das ein“, berichtet Nadine Kloos von „Flimmo“, einem Projekt des Münchener Instituts für Medienpädagogik. Sie bemängelt zudem die veralteten Rollenklischees. Viele Kinder sehen im zunehmenden Alter nach dem Kinderfernsehen dann Soaps und Reality-Shows: „Dort wird ihnen zusätzlich noch ein völlig antiquiertes Bild von Partnerschaft vermittelt“. Oft spielen Frauen in Soaps, so Kloos, nur die Rolle der „schönen Geliebten“, in deren Leben sich alles um den Mann drehe.

Eltern und Lehrer stehen bei dieser Problematik gleichsam in der Verantwortung. Es gibt auch gutes, anspruchsvolles Kinder-Fernsehen – es geht nur mittlerweile im immer umfangreicheren Kinderprogramm völlig unter …

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    wunschliste.de schrieb:
    >
    > Pippi
    > Langstrumpf (https://www.wunschliste.de/links.pl?s=2734) ist demnach bei vielen Kindern out - denn sie
    > "ist kindisch, hat komische Klamotten an und sieht blöd aus",
    > zitiert der Mediendienst epd die beiden Achtjährigen Louisa
    > und Alissa.

    Es ist also der Evangelische Pressedienst. Das erklärt natürlich den Tenor der ganzen Meldung.
    • am via tvforen.de

      ten schrieb:
      > Es ist also der Evangelische Pressedienst. Das erklärt
      > natürlich den Tenor der ganzen Meldung.

      Naja, die taz hat als der Bericht rauskam auch damit getitelt. Der Tenor dort war in etwa: "Na und, Kinder lassen sich nicht so einfach manipulieren."

      So denken taz-AutorInnen, Leute, die sich um ihre Kinder vermutlich auch noch kümmern (falls sie welche haben). Problem sind ja eher die Kinder, die unkontrolliert fernsehen bzw. bei denen der Fernseher den/die Erziehungsberechtigte/n komplett ersetzt.
  • am via tvforen.de

    wunschliste.de schrieb:

    >
    > Pippi
    > Langstrumpf (https://www.wunschliste.de/links.pl?s=2734) ist demnach bei vielen Kindern out - denn sie
    > "ist kindisch, hat komische Klamotten an und sieht blöd aus",
    > zitiert der Mediendienst epd die beiden Achtjährigen Louisa
    > und Alissa. "Mädchen suchen starke Figuren, an denen sie sich
    > orientieren können", erklärt Beate Vinke vom Wuppertaler
    > Verband der Mädchenarbeit in NRW.

    So so... Pippi ist out, da Kinder starke Figuren suchen, an denen sie sich orientieren können.

    Pippi war ja wohl stärker als jeder andere Mensch. Nicht nur kraftmäßig, sondern sie setzte sich auch gut gegen Erwachsene durch und ließ sich nicht von ihnen unterbuttern.

    > Dazu gehört heutzutage ein attraktives Äußeres: lange Haare, hübsches Gesicht, enge Klamotten.

    Na denn, lange Haare hatte Pippi auch, ein hübsches Gesicht eigentlich auch (selbst heute, wenn ich die alte Inga Nilsson sehe). Na gut die Klamotten sind sehr individuell, aber wenigstens kein Markenklamotten oder das sie aussah wie eine 10-jährige Lolita, mit knallengen Klamotten und viel Haut.

    P.S. Mike (1) hat schon recht. Nicht jeder Anime ist für Kinder gedacht. Deshalb wird auf RTL2 bei einigen Serien auch relativ viel geschnitten.
    • am via tvforen.de

      Ohmgesicht schrieb:
      > So so... Pippi ist out, da Kinder starke Figuren suchen, an
      > denen sie sich orientieren können.
      >
      > Pippi war ja wohl stärker als jeder andere Mensch. Nicht nur
      > kraftmäßig, sondern sie setzte sich auch gut gegen Erwachsene
      > durch und ließ sich nicht von ihnen unterbuttern.

      Eben. Und damit ist sie nach wie vor ein großartiges Vorbild für die heutigen Kinder. Anders als die Anpasser aus den US-Serien, die höchstens mal nen Witz über Erwachsene machen, sich dann aber gleich wieder dafür entschuldigen (spätestens gegen Folgenende).

      Es gibt auch heute noch gute Serien für Kinder, mit "gesunden" Identifikationsobjekten, und zumeist kann man sie auch ganz leicht erkennen: Es spielen echte Menschen mit (oder meinetwegen Brote und Schafe) und ihr Produktionsland liegt nicht in Asien, Australien oder Nordamerika.

      Krass find ich ja auch, daß Pippi hier als Beispiel hergenommen wird. Dabei gibt es ja leider leider von Pippi Langstrumpf ebenfalls eine gräßliche weichgespülte Zeichentrickserie. Wer weiß, an was Kinder heute überhaupt denken, wenn sie Pippi Langstrumpf hören? Zeichentrick, die alte Serie oder gar *hoff* ein paar wenige auch an ein Buch?

      > > Dazu gehört heutzutage ein attraktives Äußeres: lange
      > Haare, hübsches Gesicht, enge Klamotten.
      > Na denn, lange Haare hatte Pippi auch, ein hübsches Gesicht
      > eigentlich auch (selbst heute, wenn ich die alte Inga Nilsson
      > sehe).

      Da kann ich nur zustimmen (und die Frau heißt Inger Nilsson).

      Was SuperRTL, Nick (ein Sender, den ich für gewagte Serien wie Kablam, CatDog oder Pete und Pete durchaus mag) und leider zunehmend auch der Kika ausstrahlt, prägt unvernünftige Rollenbilder in Kinderhirne ein. Nicht nur die ungesunde Figur, auch das unterwürfige, unkritische Verhalten gegenüber Erwachsenen und das Leistungsdenken.
      Schade. Ich habe für mein Leben viel von Pippi Langstrumpf und ihresgleichen gelernt.
  • am via tvforen.de

    > "Wenn Kinder schon von klein auf mit superdünnen TV-Figuren
    > konfrontiert werden, brennt sich das ein", berichtet Nadine
    > Kloos von "Flimmo", einem Projekt des Münchener Instituts für
    > Medienpädagogik. Sie bemängelt zudem die veralteten
    > Rollenklischees. Viele Kinder sehen im zunehmenden Alter nach
    > dem Kinderfernsehen dann Soaps und Reality-Shows: "Dort wird
    > ihnen zusätzlich noch ein völlig antiquiertes Bild von
    > Partnerschaft vermittelt". Oft spielen Frauen in Soaps, so
    > Kloos, nur die Rolle der "schönen Geliebten", in deren Leben
    > sich alles um den Mann drehe.

    Dafür gibt es auch Programme, in denen Mädchen vermittelt wird, sie müssten moderne Powerfrauen wie "Kim Possible" sein. Insofern gleicht sich das dann wieder ganz gut aus. ;-)


    >Pippi Langstrumpf ist demnach bei vielen Kindern out - denn sie "ist kindisch,
    >hat komische Klamotten an und sieht blöd aus", zitiert der Mediendienst epd
    >die beiden Achtjährigen Louisa und Alissa.

    Ein weiteres Indiz dafür, dass es heutzutage leider auch bei den Kindern (nicht allen!) immer mehr auf Äußerlichkeiten ankommt - was allerdings auch von den Medien so forciert wird und kein angeborenes Grundbedürfnis ist.
    Dass ein Teil der heutigen Kinder den Wert eigentlich zeitloser Kinderprogramme von früher nicht mehr zu schätzen weiß, hat also weniger mit dem tatsächlichen Alter dieser Programme zu tun, sondern eher mit dem derzeitigen Trend, dass solche Oberflächlichkeiten wie "coole Klamotten", "cooles Benehmen" und "Power" den Geschmack der Kinder definieren.
    • am via tvforen.de

      xy schrieb:

      > sondern eher mit dem derzeitigen Trend,
      > dass solche Oberflächlichkeiten wie "coole Klamotten",
      > "cooles Benehmen" (..) den Geschmack der Kinder
      > definieren.

      Das kommt aber nicht allein vom Fernsehen, sondern wird oft genug von den Eltern vorgemacht.

      Snake
    • am via tvforen.de

      benehmen gibst doch heute garn nicht mehr,vielleicht ist es deswegen heute cool..,
  • am via tvforen.de

    Jaja, SM und KP machen Kinder krank. Dummes Geschwätz, 1x wie immer.

    Und übrigens, Wunschliste: Es gab mal Zeiten, da bekam man sofort seinen Audi A5, wenn man der 999.999 Besucher war, statt nur einen lausigen Exklusiv-4-Sterne-Zypern-Urlaub und ne Sonderverlosung.
    • am via tvforen.de

      Vielleichtg sollten die deutschen TV-Sender mal einsehen, das nicht jeder Anime gleich eine Kindersendung ist! :D

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