Peter Sodann und Georg Kofler bei „Maischberger“

„Marx hatte Recht! Gebt uns den Sozialismus zurück!“

Michael Brandes – 07.11.2008

Eine illustre Gästeschar lässt in der kommenden Woche (11.11.) eine vielversprechende Ausgabe der ARD-Talkshow „Maischberger“ erhoffen. Das Thema lautet: „Marx hatte Recht! Gebt uns den Sozialismus zurück!“

Eingeladen wurde unter anderem Peter Sodann. Der Ex–„Tatort“-Kommissar kandidiert als Vertreter der Linken bei der Bundespräsidentenwahl und empörte sich jüngst öffentlich über die von Banken verzockten Summen. Sein Credo: „Ich will immer noch den Sozialismus aufbauen – oder etwas Ähnliches.“ Zu den Kritikern des Gegenwarts-Kapitalismus darf man auch Günter Wallraff zählen. Der Enthüllungsjournalist und Bestsellerautor setzt sich seit Jahrzehnten für bessere Arbeitsverhältnisse ein und sieht die Zukunft noch düsterer: „Angesichts der Wirtschaftskrise gehe ich davon aus, dass die Lage in den Betrieben noch dramatischer wird“.

Die Unternehmer-Seite vertritt Ex-Premiere-Chef Georg Kofler, dessen Name gerade häufig im Zusammenhang mit beschönigten Abo-Zahlen beim Pay-TV-Senders fällt (fernsehserien.de berichtete). Kofler verkaufte seine Premiere-Aktien rechtzeitig und ist inzwischen millionenschwerer Investor. Er glaubt weiter an die Marktwirtschaft: „Ob Kapitalismus oder Sozialismus, es wird immer gierige Leute mit schlechtem Charakter geben. Korruption und Selbstbereicherung gab es auch im Sozialismus. Die Marktwirtschaft ist immer noch das beste Wirtschaftssystem.“ Ähnlich sieht es der Historiker Arnulf Baring, der den Sozialstaat noch weiter reformieren will: „Unser Sozialsystem ist weltfremd und blauäugig.“

Zwischen den Stühlen sitzt Politiker Heiner Geißler: „Der Kapitalismus ist genauso falsch wie der Kommunismus“, sagt der ehemalige CDU-Generalsekretär heute. Er fordert eine Rückbesinnung auf die soziale Marktwirtschaft und liebäugelt mit sozialistischen Prinzipien: „Rein gedanklich kann ich mir einen humanen Sozialismus vorstellen, auch wenn er bislang niemals zustande kam“.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Ernst zu nehmen war in dieser Sendung - wie so oft - eigentlich nur Geissler. Okay, Wallraff verfolgt gute Absichten, neigt aber zu Verallgemeinerungen und reflexartiger Empörung. Kofler ist ein marktgläubiger Schönredner, Sodann hat offenbar nicht mehr alle Tassen im Schrank, und Baring bleibt ein Selbstdarsteller im Historikergewand, der sich darin gefällt, alle anderen als Deppen abzustempeln. Grausame Runde.
    • am via tvforen.de

      Was Geißler als "soziale Marktwirtschaft" bezeichnet, kennzeichnet die Etappe des sogenannten "Rheinischen Kapitalismus" Diese Ära war in dem Moment passe, wie die Konkurrenz der DDR und der anderen sich sozialistisch nennenden Staaten als mögliche Alternative verschwanden und folgerichtig der rheinische zum globalen Kapitalismus konvertierte. Diese Entwicklung dürfte unumkehrbar sein. Was Geißler aber in Wirklichkeit will, ist ein christlicher Sozialismus, der sich auf Christus und nicht auf den wissenschaftlichen Sozialismus von Marx und Engels beruft.
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      Geißler will, wie er es in anderen Runden mehrfach betont hat, eine globale Finanz- und Sozialpolitik. Und die ist in Zeiten der Globalisierung die einzige Möglichkeit zu verhindern, dass die Marktwirtschaft durch immer fatalere Auswüche mittel- bis langfristig genauso dem Untergang geweiht ist wie ihr Gegenmodell. Denn Geissler hat Recht: Der Kapitalismus funktioniert auf Dauer genauso wenig wie der Sozialismus, weil beide Systeme den Faktor Mensch und dessen elementaren Trieb ("haben wollen") ignorieren bzw. unterschätzen.
    • am via tvforen.de

      In der Runde wurde mehrfach betont, daß der Mensch im Kapitalismus nur den Profitinteressen zu dienen hat und nicht umgekehrt. Auf den Sozialismus trifft das jedoch in keiner Weise zu. Wenn man von Sozialismus spricht, kann man die Zustände in der DDR nicht ewig als abschreckendes Beispiel anführen. Aber selbst dort gab es Errungenschaften wie in der Bildungs-, Sozial- und Kulturpolitik, nach denen sich Hartz4-Empfänger und alle anderen vom sozialen Abstieg Bedrohten die Finger ablecken würden.

      Seien wir doch objektiv und erforschen was den Klassikern des Sozialismus für eine zukünftige Gesellschaft vorschwebte und was und wieviel davon wir in unserer Zeit realisieren können. Mir ist der Sozialismus immer noch zehnmal lieber als wenn als Alternative dazu die Menschheit in die Barbarei zurück fallen würde.
    • am via tvforen.de

      Genau! "Im Kapitalismus wird der Mensch durch den Menschen
      ausgebeutet, im Sozialismus ist es umgekehrt."

      Aber Spass beiseite, auch der Verweis auf die Errungenschaften des Sozialismus nützt ja so auch nix, weil er den Gesamtzusammenhang ausser acht lässt. Man kann sich eben nicht auf Dauer "das Gute von diesem " und "das Gute von jenem" System zusammenklauben und glauben, gleichzeitig das systemspezifische Schlechte weglassen zu können.

      Letztlich ist es eben n i c h t so wie in jener Asterix(?)-Geschichte, in der sich die Bewohner in irgendeinem Kaff gegenseitig 1.) Kohlen und 2.) Wein verkaufen und a l l e von den Gewinnen in Saus und Braus leben können. Was mit zwei Produkten nicht klappen kann, kann auch nicht mit hundertausend verschiedenen Produkten und Dienstleistungen klappen, aber die Möglichkeiten, zu verschleiern, dass das nicht geht, sind natürlich in dem 2. Fall VIEL besser.

      Man muss leider sagen: Wir haben es zugelassen, dass sich die Böcke in fast allen relevanten Bereichen zu Gärtnern erklären konnten; dieser Vorgang wird realistisch betrachtet ohne massive Krise nicht mehr umkehrbar sein.
  • am via tvforen.de

    Der jammernde alte Historiker Arnulf Baring fand die Diskussion und das Konzept der Sendung peinlich, machte sich jedoch selber lächerlich, als er versuchte, dies zwar mit Überheblichkeit, aber ohne jede Argumentation kundzutun.
    Der Kelte
    • am via tvforen.de

      durch das undisziplinierte Durcheinanderreden, Endlosmonologe von Geissler oder Kofler und das Nichteingreifen von Frau Maischberger ist diese Sendung nicht mehr auszuhalten. Abgeschaltet !
      • am via tvforen.de

        Einen Schauspieler als Politiker. das kennen wir doch schon aus Amerika. Ich fand und finde diese allesammt zum ko....
        • am via tvforen.de

          Mal abgesehen davon, ob Herr Sodann nun geeignet ist oder nicht, aber so pauschalisieren kann man das auch nicht.
        • am via tvforen.de

          Du sagst es. Warum soll grundsätzlich ein Mensch mit dem Schauspielerberuf weniger geeignet sein als einer, der Beamter/Manager/Kaufmann/Werkzeugmacher etc. war ?

          Aber Sodann hat sich doch umfassend selbst diskreditiert. Und der will Jura studiert haben ???Wenn der wirklich das Amt bekleiden würde, hätten wir offensichtlich einen Despoten, der seine ganz persönliche Meinung zur absoluten Maxime - auch über die geltenden Gesetze - erhebt, zum Präsidenten gemacht. Insofern passt er natürlich prima zu Lafontaine.

          Und auch, wenn hundert mal alle "wissen", das er nie genug Stimmen für das Amt erhalten wird, ist die Art, wie er sich "aktiv NICHT darauf vorbereitet", eine Unverschämtheit sondergleichen, die Wahl des Bundespräsidenten ist schliesslich nicht die Proll-Version von "Wer wird Millionär".
      • am via tvforen.de

        Das wird wohl eine interessante Diskussion werden. Eines muß aber jetzt schon richtig gestellt werden: Arnulf Baring will den Sozialstaat nicht reformieren sondern abschaffen. Dafür wird er schließlich von denjenigen, deren Interessen er propagandistisch vertritt, und von unseren Steuergeldern bezahlt. Unvergessen ist seine Schmäh gegen alle Ostdeutschen, die seiner Meinung nach charakterlich schwer geschädigt wurden, weil sie in der DDR gelebt hatten.

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