[UPDATE] Ohne Scripted Reality geht es nicht: Lenßen kehrt zu Sat.1 zurück, „Auf Streife“ wird neu aufgelegt
[UPDATE] Ohne Scripted Reality geht es nicht: Lenßen kehrt zu Sat.1 zurück, „Auf Streife“ wird neu aufgelegt
Neues Nachmittagsprogramm ab November
Glenn Riedmeier – 09.11.2024, 16:58 Uhr (erstmals veröffentlicht am 20.10.2024)
Ingo Lenßen
Bild: Sat.1/Richard Hübner
Vor mehr als zwei Jahren kündigte der damalige Sat.1-Chef Daniel Rosemann vollmundig an, sich mit einem Paradigmenwechsel von den umstrittenen Scripted-Reality-Formaten am Nachmittag zu trennen. Wir glauben [ …] nicht daran, dass es die Zukunft ist. Deshalb kam es zu einem radikalen Einschnitt und es wurden keine weitere Folgen von Formaten wie „Auf Streife“, „K11 – Die neuen Fälle“, „Klinik am Südring“ oder „Lenßen übernimmt“ bestellt. Nun folgt die Rolle rückwärts: Gegenüber DWDL verkündet Marc Rasmus, seit November 2023 Senderchef von Sat.1, das Comeback von „Auf Streife“ und Ingo Lenßen am Nachmittag.
Der Grund für diesen Umschwung ist naheliegend: Seit Jahren gelingt es dem Bällchensender einfach nicht, mit anderen Genres am Nachmittag Fuß zu fassen. Exemplarisch für das Scheitern ist die dreistündige Live-Show „Volles Haus! Sat.1 Live“, mit der Rosemann im Frühjahr 2023 den Sat.1-Nachmittag runderneuern wollte. Doch das Experiment ging komplett schief und nach diversen Rettungsversuchen und anhaltend miesen Einschaltquoten wurde im Okober 2023 schließlich die Reißleine gezogen.
Rosemanns Nachfolger Marc Rasmus versuchte dann im Mai 2024 sein Glück mit zwei neuen Kochshows: „Drei Teller für Lafer“ mit Johann Lafer und „Das Schnäppchen-Menü“ mit Alexander Kumptner. Doch auch damit waren nur unterirdische Quoten zu holen, weshalb beide Formate nach knapp zwei Monaten schon wieder aus dem Nachmittagsprogramm verschwanden. Im Gegensatz dazu holen Wiederholungen der eingestellten Scripted Reality „Auf Streife“ nach wie vor erstaunliche Einschaltquoten – bis zu 15,7 Prozent Marktanteil waren vergangene Woche in der jungen Zielgruppe drin.
Somit bleibt zu konstatieren: Offenbar wollen die Sat.1-Zuschauer am Nachmittag genau diese anspruchslosen Pseudo-Doku-Formate mit Laiendarstellern sehen. Oder wie es Marc Rasmus gegenüber DWDL formuliert: Wir geben unseren Zuschauerinnen und Zuschauern am Nachmittag wieder die etablierten Programme und Gesichter, die sie mögen und gern sehen wollen. Und so startet am 11. November um 15 Uhr „Auf Streife – Die neuen Einsätze“, bevor um 16 Uhr mit „Lenßen hilft“ ein neues halbstündiges Format mit Ingo Lenßen zu sehen ist, das in Doppelfolgen gezeigt wird. Die derzeit auf diesem Sendeplatz ausgestrahlte Doku-Soap „Lebensretter hautnah – Wenn jede Sekunde zählt“ pausiert vorerst. UPDATE: Sat.1 hat noch einmal an seinen Programmplänen geschraubt und schickt die beiden neuen Scripted Realitys erst eine Woche später, also ab dem 18. November, auf Sendung. Bis dahin bleibt das Programmschema wie gehabt: Um 15:00 Uhr laufen Wiederholungen von „Auf Streife“, um 16:00 Uhr folgt „Lebensretter hautnah – Wenn jede Sekunde zählt“.
Inhaltlich wird bei „Auf Streife – Die neuen Einsätze“ eine neue Ebene eingeführt, in der die Polizisten die gezeigten – und frei erfundenen – Fälle kommentieren, so wie es auch bei der Neuauflage des „Blaulicht Reports“ bei RTL der Fall ist. Als Produktionsfirma fungiert einmal mehr die auf Scripted Reality spezialisierte Firma filmpool.
Bei „Lenßen hilft“ aus dem Hause UFA Serial Drama kämpft Anwalt Ingo Lenßen einmal mehr an der Seite seiner Mandanten für mehr Gerechtigkeit. Im Mittelpunkt steht in dem neuen Format ein Rechtsberatungs-Bus, der auf dem Parkplatz eines großen Einkaufszentrums steht. Lenßen begleitet dort die Menschen, „die sonst auch in ausweglosen Situationen nicht den Weg in eine Kanzlei finden würden, ihre rechtlichen Möglichkeiten nicht kennen, nicht die nötigen finanziellen Mittel haben oder zu emotionalisiert sind, um sich eigenständig Hilfe zu suchen.“ Unterstützung erhält Lenßen von seiner Anwaltskollegin Lisa Cramer und Rechtsanwalt Lennart Hartmann.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
MoniMausi am
Vielleicht sollte Sat1 versuchen jüngeres Volk vor den TV zu holen, mit Trickfilmen zb.
Torsten S am
Natürlich geht es auch Ohne! Wenn man nur das Richtige zeigt. Denkt mal drüber nach und versucht nicht immer, langweilige deutsche Serien um Familie und Liebe selbst zu inszenieren. Langsam müßte auch den letzten Hinterwäldler bei Sat.1 klar werden, dass das einfach nicht funktioniert!
Marcus Cyron (geb. 1976) am
Petition: deutsches Privat-TV abschalten!
Old School am
.... und das ÖR privatisieren und den Gebührenzwang abschaffen! 😄
Ich würde empfehlen, ein Aquarium zu zeigen, oder, wenn das zu aufregend sein sollte (oder Proteste von Tierschützern provozieren, von wegen Ausbeutung der Fische, Eingriff in deren Privatsphäre, und das auch noch ohne deren Einwilligung), ein Kaminfeuer.
Wäre aber vermutlich zu intellektuell und anspruchsvoll für das verbliebene Publikum dieses Senders. Doch deutlich humaner: Ich hoffe, wenn ich eines Tages im Pflegeheim stundenlang im Aufenthaltsraum abgestellt werden, mutet man mir nicht diesen "Scripted Reality"-Dreck zu.
Nick799 (geb. 1979) am
Traurig. Vor allem die, die sich das tatsächlich anschauen. Der Zuschauer bekommt das was er verdient.
Eichelkäse am
Harz 4-TV reloaded.
Hans-Jürg (geb. 1963) am
Wieso heisst das eigentlich Scripted Reality? Mit der Realität haben solche Sendungen nicht ja viel zu tun. Es sind erfundene Geschichten. Oder Neu-"Deutsch": Fictional Stories
Holgario (geb. 1981) am
Heuzutage würde es wohl auch "Grimms Scripted Reality" heißen...
Ich erinnere mich, dass die Band Alcazar den Titel "Dancefloor Docusoap" von ihrem zweiten Album nahm, weil sie dahinterkamen, dass es so etwas wie ine "Dokusoap" nicht geben würde. Da kannten sie aber wohl keine deutschen TV-Macher.
User 1171431 am
gute Frage, würde ich auch gerne wissen
streamingfan am
Ich denke, die paar Zuschauer die jetzt immer noch die Privaten im Free-TV schauen, wollen genau diese Trash Formate sehen. Zuschauer die mit solchen Formaten nix anfangen können - so wie ich - schauen schon lange nur noch bei verschiedenen Streaming-Diensten vorbei. Daher vermute ich, dass Sat1 mit dieser Entscheidung richtig liegt. Schließich hat man schon alles mögliche ausprobiert und konnte damit nur schlechte Quoten holen. Man sieht es ja bei RTL, die haben nun im Nachmittagsprogramm auch wieder bessere Quoten seit da Trash-Formate gezeigt werden.
User 1171431 am
Naja, sehr viel besser sind die Streamer auch nicht
icke58 (geb. 1958) am
Das ist nicht dein Ernst. Wie kann man denn da überhaupt einen Vergleich ziehen.
Roman1976 (geb. 1976) am
Amazon, Netflix, Paramount haben sehr wohl reality Formate, Crime Dokus. HAbe mir damals das Abo für Filme und Serien geholt, nicht für Sport, Trash, zB 7vs Wild, Licht aus,