In der Nacht zum Donnerstag hat der Streaming-Dienst Netflix seinen Geschäftsbericht für das zweite Quartal 2019 vorgelegt. Dabei verpasste man das selbst gesteckte Zuschauerwachstum deutlich und „in allen Verbreitungsgebieten“. Als Ursache macht die Chefetage überraschenderweise vor allem das eigene Programm aus, das nicht in erwarteter Weise neue Zuschauer gezogen habe. Aber auch andere Ursachen haben beigetragen. Die finanziellen Ziele wurden aber erreicht. Trotzdem gab die Aktie zunächst um mehr als zehn Prozent nach.
Ursachen Jedes Quartal stellt Netflix in seinem Geschäftsbericht neben den aktuellen Zahlen auch seine Ziele und Prognosen für das kommende Quartal vor. Nach dem ersten Quartal hatte der Streaming-Primus 148,86 Millionen zahlende Kunden ausgewiesen und für das zweite Quartal ein Wachstum von 5 Millionen Kunden erwartet. Allerdings betrug das weltweite Kundenwachstum nun nur 2,7 Millionen, auf insgesamt 151,56 Millionen.
Netflix selbst analysierte für seinen Geschäftsbericht, dass man mit den neuen Content-Angeboten nicht so viele neue Zuschauer anziehen konnte, wie erwartet. Daneben schränkte man auch ein, dass die Zielzahl eben „realistisch“ geschätzt sei – nicht etwa „bewusst konservativ“ – so dass es eben in manchen Quartalen ein größeres Wachstum gebe, in anderen ein geringeres.
Daneben hob man hervor, dass man im vergangenen Quartal mehr Abonnenten als erwartet dazugewonnen habe, was sich nun vermutlich auch in nicht prognostizierter Weise in dem jetzt geringeren Wachstum niedergeschlagen habe. Während man eingestand, dass man in allen Gebieten unter den eigenen Erwartungen lag, habe man in solchen mit Preiserhöhung während des Quartals (fernsehserien.de berichtete) – Westeuropa, USA, Lateinamerika – die Ziele deutlicher verpasst.
Ausblick Für die kommenden drei Monate erwartet Netflix allerdings wieder ein deutliches Anziehen der Neukunden – 7 Millionen mehr sollen es bis Ende September werden. Einerseits entspricht es den sich jährlich wiederholenden Trends, dass das zweite Quartal das schwächste in Sachen Zuschauerwachstum bei Netflix sei. Andererseits habe man bereits durch den Start der dritten Staffel von „Stranger Things“ am 4. Juli – und damit am Anfang des dritten Quartals – deutlich positive Trends gesehen.
Wirtschaftsanalysten erwarten derzeit gespannt den unvermeidlichen Showdown der Streaming-Dienste: Disney+ geht im vierten Quartal online (mit einem Kampfpreis von 7 US-Dollar), auch Apple TV+ und HBO Max stehen in den Startlöchern. Während Kunden als Alternative bereits Amazons Prime Video (und in den USA Hulu) haben, erwarten Analysten demnächst einen härteren Kampf um das Geld und die Aufmerksamkeit der Kunden.
Ich denke, an dem Tag an dem es in den Chefetagen der Welt mal ankommt, dass es in einer endlichen Welt kein unendliches Wachstum geben kann, werden viele Probleme der Welt gelöst sein.