Näher ran ans Publikum

Arte mit Trash und Arabella Kiesbauer

Jutta Zniva – 10.11.2005

2006 will der deutsch-französische Kulturkanal Arte raus aus der Nische des „Elite-Fernsehens“ und näher an sein Publikum heranrücken. „Wir wollen eine Sprache sprechen, die die Menschen auch erreicht,“ sagt Programmdirektor Christoph Hauser.

Artes „erweiterte Kuturbegriff“ beinhalte, so Jörn Lauterbach in der „Welt“, im nächsten Jahr unter anderem „Trashfilme“ wie den Streifen „Supervixen“ von Russ Meyer und andere Produktionen dieses Genres. Nach Mitternacht zeigt man ab Februar donnerstags Filme, „die sich meist an der Oberfläche um Erotik oder Gewalt drehten, aber auf den zweiten Blick auch um Macht, Widerstand oder verdrängte Obsessionen.“

Bei den Arte-Themenabenden setze man in Zukunft auf „deutlich mehr aktuelle Relevanz“. Eine „Doku-Science-fiction“ beleuchtet die Frage „Was wäre wenn?“: Wie lebt man, wenn man Vogelgrippe hätte? Wie ohne Eröl? Und wie, wenn die Pole schmelzen?

Mit einem Quiz, dem Lebensstil-Magazin „Chic“, Kochen mit Sarah Wiener (der gestrengen Mamsell aus Abenteuer 1900 – Leben im Gutshaus) und bekannten Gesichtern wie Charlotte Roche und Arabella Kiesbauer will man neue Zielgrupen erschleßen. Christoph Hauser: „Unser Zuschauer ist dann jünger und weiblicher.“

Mal sehen, ob nach der Umsetzung des neuen Konzepts der gern zitierte Scherz von Jürgen Doetz noch greift. Der Präsident des deutschen Privatfunkverbandes umriss die Paradoxie des Kulturkanals nämlich so: „Dass Problem von Arte ist, dass seine Zuschauer keinen Fernseher haben.“

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    mah
    war schon froh die nie wieder sehen zu müssen...
    naja andererseits.. ich schau fast eh nie Arte... aber schlimm wenn man sich so jemanden holen muss
    • am via tvforen.de

      Na mit "Supervixen" von Russ Meyer wird man wohl kaum das weibliche Publikum erreichen.
      Aber mit den ausrangierten Gesichtern wie Charlotte Roche und Arabella Kiesbauer dürfte man den unterdurchschnittlich gebildeten TV Zuseher bestens bedienen.
      Ich sehe auch weiterhin für mich keinen Grund arte einzuschalten.
      • am via tvforen.de

        Mr Butermaker schrieb:
        >
        > Aber mit den ausrangierten Gesichtern wie Charlotte Roche und
        > Arabella Kiesbauer dürfte man den unterdurchschnittlich
        > gebildeten TV Zuseher bestens bedienen.
        Was die Kiesbauer überhaupt noch im Fernsehen zu suchen hat, ist mir persönlich schleierhaft.
    • am via tvforen.de

      Das Fernsehen schafft die Selbstentwöhnung. Zuerst wird man immer mehr in irgendwelche Nischen gedrängt und nun wandeln sich auch noch diese Nischen um. Bald lohnt es wirklich kaum noch die Glotze anzuschalten.
      Mag zwar ein wenig hart klingen, aber ich hab keine Lust, ständig die wenigen Perlen der TV-Welt herauszupicken, damit ich ein halbwegs vernünftiges TV-Programm zusammen bekomme.
      • am via tvforen.de

        Ohmgesicht schrieb:
        >
        > Mag zwar ein wenig hart klingen, aber ich hab keine Lust,
        > ständig die wenigen Perlen der TV-Welt herauszupicken, damit
        > ich ein halbwegs vernünftiges TV-Programm zusammen bekomme.

        Genau das muss man aber tun od. man lässt es tun ;-)
    • am via tvforen.de

      meine güte, es gibt doch schon genug Trashsender, die alle das gleiche bringen!!!

      Arte sollte weniger um die Massen buhlen, als sein Profil schärfen - und damit leben, daß es quotenmäßig eben nicht mit Sex&Crime+Debil-TV kokurrieren kann - aber ist das so schlimm? Von Werbung ist der Sender doch nicht abhängig, oder?
      Diese ganzen reisserischen "pseudo-Dokus" im Privat-TV, die immer mehr Fragen aufwerfen als beantworten, mag ich nämlich gar nicht mehr sehen.

      Und warum buhlt alles um die "junge Zielgruppe", die zahlenmäßig rein demoskopisch immer weniger wird und außerdem am wenigsten Zeit zum Fernsehen hat?
      • am via tvforen.de

        lopy schrieb:
        >
        > Und warum buhlt alles um die "junge Zielgruppe", die
        > zahlenmäßig rein demoskopisch immer weniger wird und außerdem
        > am wenigsten Zeit zum Fernsehen hat?

        Sie buhlen nicht um die "junge Zielgruppe" , sie buhlen um die geistige Unterschicht.
    • am via tvforen.de

      Es ist erstaunlich, ich kann es nicht verstehen und muß es doch immer wieder beobachten: In den Sendern sitzen Leute in den Chefetagen, die mit Radio und/oder Fernsehen, wi es sein kann, nämlich spannend, intelligent und anregend, nichts am Hut haben. Für die wäre es ein Traum, bei RTL arbeiten zu dürfen. Ihnen fährt kein Schauder über den Rücken, wenn der Abspann gekappt wird oder Texte eingeblendet werden. Sie halten die Kiesbauer für einen Publikumsmagneten und leiden darunter, wenn auf irgendeiner Medienfete nicht mit den Quoten von SAT 1 mithalten können. Sie machen kein Programm für Zuschauer, sondern für Zielgruppen. Haben ein Problem, wenn andere Leute zuschauen als die, von denen sie träumen (young achievers zwischen 14 und 39, mit Tendenz zum trend-setting und eingebauten opinion-leader-Fähigkeiten).

      Jetzt könnte man meinen: OK, die können sich überall austoben. Bei Arte können sich ja die versammeln, die es anders sehen (die gibt es durchaus noch). Und man könnte stolz darauf sein, dass man anders ist! Und ganz neue Dinge ausprobieren, befreit vom Quoten- und Kommerzdruck. Damit dann vielleicht etwas schaffen, was auch wieder für die privaten Sender interessant wäre, in abgewandelter Form. Denn bei denen läuft es momentan mehr recht als schlecht und die abgegriffenen Formaten laufen längst nicht mehr so gut. Andererseits herrscht bei den Privaten so viel Angst, dass überall ein konsequenter Innovations-Stopp verordnet ist. Keine Experimente!

      Da sind natürlich Nischensender besonders interessant, die durchaus als Ideengeber fungieren. Man muss die Sachen ja nicht 1 zu 1 übernehmen. Vielleicht ist es aber auch so, dass diese "neuen Ideen" bei Arte genau diesen Hintergrund haben - semi-originelle Formate in einem Umfeld austesten, das werbefrei ist. Und in ein paar Jahren sehen wir die Verantwortlichen dann in gut dotierten Posten beim "richtigen" Privatfunk wieder. Onkel Struwe hat schließlich auch über Jahrzehnte jeden seiner Posten über seine medienpolitischen Seilschaften bekommen, nicht weil er so ein cleverer Bursche ist (halt, nein, bei diesen Leuten gilt ja genau das als clever!).

      Sehr, sehr schade - Arte ist neben 3 SAT das einzige TV-Programm, dass diesen Namen noch verdient. Danach haben wir dann nur noch Sendeplatz-Verwaltungen mit Taschenrechner, aber ohne Herzblut.
      • am via tvforen.de

        Fewmaster schrieb:
        >
        > Es ist erstaunlich, ich kann es nicht verstehen und muß es
        > doch immer wieder beobachten: In den Sendern sitzen Leute in
        > den Chefetagen, die mit Radio und/oder Fernsehen, wi es sein
        > kann, nämlich spannend, intelligent und anregend, nichts am
        > Hut haben.
        Genau so siehts aus.

        > Jetzt könnte man meinen: OK, die können sich überall
        > austoben. Bei Arte können sich ja die versammeln, die es
        > anders sehen (die gibt es durchaus noch). Und man könnte
        > stolz darauf sein, dass man anders ist! Und ganz neue Dinge
        > ausprobieren, befreit vom Quoten- und Kommerzdruck.
        So würde ich mir arte wünschen.

        > Andererseits herrscht bei den Privaten so viel Angst, dass
        > überall ein konsequenter Innovations-Stopp verordnet ist.
        > Keine Experimente!
        Das muss man aus Sicht von BWLer und Juristen sehen und aus deren Sicht ist Schema-F durchaus richtig. Von denen kann man nicht groß etwas erwarten.

        > Sehr, sehr schade - Arte ist neben 3 SAT das einzige
        > TV-Programm, dass diesen Namen noch verdient. Danach haben
        > wir dann nur noch Sendeplatz-Verwaltungen mit Taschenrechner,
        > aber ohne Herzblut.
        Nicht verwunderlich, deren Privatleben sieht vermutlich genauso trostlos.
      • am via tvforen.de

        wie wahr! Leider!
    • am via tvforen.de

      Hmmm. Also Charlotte Roche finde ich super. Sie könnte ich mir gut bei ARTE vorstellen. Wenn die Umstellung behutsam erfolgt und die Quaktante Kiesbauer vielleicht doch noch bei Grottenschlecht-TV unterkommt könnte es klappen. Ein bißchen weniger Abgehobenheit könnte ARTE durchaus nicht schaden. Aber so Sendungen wie Tracks, Venus und Apoll, die Themenabende usw. finde ich nach wie vor klasse und möchte auch kein "Welt der Wunder/Galileo" Niveau.
      • am via tvforen.de

        wunschliste.de schrieb:
        >
        > 2006 will der deutsch-französische Kulturkanal Arte raus aus
        > der Nische des "Elite-Fernsehens" und näher an sein Publikum
        > heranrücken. "Wir wollen eine Sprache sprechen, die die
        > Menschen auch erreicht," sagt Programmdirektor Christoph
        > Hauser.
        A ja, also Niveau absenken.

        > Bei den Arte-Themenabenden setze man in Zukunft auf "deutlich
        > mehr aktuelle Relevanz". Eine "Doku-Science-fiction"
        > beleuchtet die Frage "Was wäre wenn?": Wie lebt man, wenn man
        > Vogelgrippe hätte? Wie ohne Eröl? Und wie, wenn die Pole
        > schmelzen?
        Naja, kann interessant sein - nur ziemlich reisserisch.

        > Mit einem Quiz, dem Lebensstil-Magazin "Chic", Kochen mit
        > Sarah Wiener (der gestrengen Mamsell aus href="https://www.wunschliste.de/links.pl?s=9453">Abenteuer
        > 1900 – Leben im Gutshaus ()) und bekannten Gesichtern wie
        > Charlotte Roche und Arabella Kiesbauer will man neue
        > Zielgrupen erschleßen. Christoph Hauser: "Unser Zuschauer ist
        > dann jünger und weiblicher."
        Arabella Kiesbauer? Wie tief muss man sinken um mit der Zusammenarbeiten zu wollen?

        > Mal sehen, ob nach der Umsetzung des neuen Konzepts der gern
        > zitierte Scherz von Jürgen Doetz noch greift. Der Präsident
        > des deutschen Privatfunkverbandes umriss die Paradoxie des
        > Kulturkanals nämlich so: "Dass Problem von Arte ist, dass
        > seine Zuschauer keinen Fernseher haben."
        Jürgen Doetz quasselt viel Unsinn, wenn der Tag lang ist.
        • am via tvforen.de

          Zitat: "Der Präsident
          > des deutschen Privatfunkverbandes umriss die Paradoxie des
          > Kulturkanals nämlich so: "Dass Problem von Arte ist, dass
          > seine Zuschauer keinen Fernseher haben."
          Jürgen Doetz quasselt viel Unsinn, wenn der Tag lang ist."

          Warum?? Treffender hätte man es doch nicht formulieren können!

          Aber dennoch, ich finde es auch schade, wenn das talentfreie Quiekstimmchen Arabella da auftauchen muß.
          Die sollten lieber mehr wirklich gute Filme zeigen, und die Themen-Abend-Reihe intensiver fortführen.
          Bisher hab ich nur 2 für mich interesssante erwischt: "Charlie Chaplin" und "Das Auto".
          Ein unbeschreiblicher Fernsehgenuß, nur meine an Werbepausen gewöhnte Blase meckerte...
      • am via tvforen.de

        >Mit einem Quiz, dem Lebensstil-Magazin "Chic", Kochen mit Sarah Wiener (der >gestrengen Mamsell aus Abenteuer 1900 – Leben im Gutshaus) und bekannten >Gesichtern wie Charlotte Roche und Arabella Kiesbauer will man neue >Zielgrupen erschleßen. Christoph Hauser: "Unser Zuschauer ist dann jünger und >weiblicher."

        Schlimm.
        • am via tvforen.de

          Das riecht schwer nach "SuperRTL2ProKabel1SatVOX"!!!!!
          • am via tvforen.de

            ja...ich find es bedauerlich das ARTE nun auf so einer schiene fahren möchte :(

        weitere Meldungen