Literaturkritiker Hellmuth Karasek im Alter von 81 Jahren gestorben

Er prägte zusammen mit Reich-Ranicki „Das Literarische Quartett“

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 30.09.2015, 12:01 Uhr

Hellmuth Karasek – Bild: ZDF/Max Kohr
Hellmuth Karasek

Hellmuth Karasek ist tot. Der Literaturkritiker und Schriftsteller starb gestern im Alter von 81 Jahren in Hamburg. Das bestätigte seine Familie der Nachrichtenagentur dpa. Größere Bekanntheit erlangte er an der Seite seines befreundeten Kollegen Marcel Reich-Ranicki, mit dem er zwölf Jahre lang die ZDF-Sendung „Das Literarische Quartett“ geprägt hat. Zudem leitete er mehr als 20 Jahre lang das Kulturressort beim Spiegel. Nach dem Tod von Reich-Ranicki im Jahr 2013 galt Karasek in Deutschland als inoffizieller Literaturpapst.

Karasek wurde am 4. Januar 1934 im mährischen Brünn geboren. Von seinen Eltern wurde er als Schüler auf die Nationalpolitische Erziehungsanstalt (Napola) geschickt und wurde auch Mitglied der Hitlerjugend, bevor er mit seiner Familie 1944 während des Zweiten Weltkriegs vor der Roten Armee aus Oberschlesien nach Bernburg an der Saale floh. Seine Erfahrungen an der Oberschule in Bernburg zwischen 1948 bis 1952, die von der Zeit des Stalinismus geprägt war, verarbeitete Karasek später in seinem Buch „Auf der Flucht“. In Tübingen studierte und promovierte er anschließend in Germanistik, Geschichtswissenschaft und Anglistik.

Seine journalistische Karriere begann Karasek bei der Stuttgarter Zeitung, bevor er ab 1968 bei der Wochenzeitung Die Zeit als Theaterkritiker schrieb. Zuvor arbeitete er ein Jahr lang als Chefdramaturg am Württembergischen Staatstheater Stuttgart. Zwischen 1974 und 1996 war er beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel Leiter des Kulturressorts. Zwei Jahre später erschien sein Roman „Das Magazin“, in dem er seine Erfahrungen, die er dort gemacht hatte, verarbeitete. Parallel war Karasek bis 2004 Mitherausgeber des Tagesspiegel und schrieb darüber hinaus auch für die Zeitungen Die Welt, Welt am Sonntag und Berliner Morgenpost.

Neben seinen journalistischen Tätigkeiten verfasste Karasek auch zahlreiche eigene Romane. In den letzten Jahren widmete er sich mit großem Vergnügen dem Thema Witze. Er stellte in „Soll das ein Witz sein? Humor ist, wenn man trotzdem lacht“ seine Lieblingswitze vor und erklärte, wie der zu Grunde liegende Humor funktioniert.

Von 1988 bis 2001 war er neben Gastgeber Marcel Reich-Ranicki der einzige Mitwirkende des „Literarischen Quartetts“, der in sämtlichen Ausgaben der renommierten Kultursendung präsent war. Ab 1993 moderierte er zudem die Talkshow „Spiegel TV – Thema“ auf VOX. Daraufhin war Karasek gern gesehener Gast in weiteren Fernsehsendungen, wie etwa den Quizshows „Die 5 Millionen SKL Show“ und „Der Quiz-Champion“. Auf etwaige Kritik antwortete er einmal: „Ich kann an solchen Fernsehauftritten nichts Ehrenrühriges finden. Das Fernsehen hat mein Leben am meisten verändert.“

Hellmuth Karasek war Unterstützer des Zentrums gegen Vertreibungen und wurde mit dem Theodor-Wolff-Preis, dem Bayerischen Fernsehpreis, dem Bundesverdienstkreuz und dem Elbschwanenorden ausgezeichnet.

Karasek hinterlässt seine zweite Ehefrau Armgard Seegers und vier Kinder, darunter den Theaterregisseur und Intendanten Daniel Karasek und die Anwältin und Schriftstellerin Laura Karasek-Briggs.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    http://www.gmx.at/magazine/unterhaltung/kultur/hellmuth-karasek-tot-30963478

    Für den persönlichen Nachruf die Rezension des Ikea-Katalogs
    • am via tvforen.de

      Ich war zunächst ein wenig geschockt, als ich vor ein paar Tagen mitbekam, dass Karasek gestorben ist. Mir war er hauptsächlich durch sein Mitwirken bei der 10-Millionen-SKL-Show bekannt.

      Möge der große Literatur-Guru in Frieden ruhen!
      • am via tvforen.de

        Ja, sehr schade – ich las immer sehr gerne seine wöchentlichen Beiträge im Abendblatt. Und ein großer Witze-Erzähler war er auch noch (was gar nicht so einfach ist).
        • am via tvforen.de

          ich hätte ihm gerne noch e9in langes leben gewünscht - schade .. manchmal habe ich ihn sehr gerne gesehen und gehört. Besonderns dann, wenn es wirklich um sachliche, intelligente Diskussionen ging. Witzig fand ich ihn nur bedingt und mit glitt er zu oft ab ins "Schlüpfrig-Schmuddelige", wie alte Herren es offenbar gerne tun und wenn er dann auch noch unter Strom stand , konnte man ihn kaum verstehen :-)

          Die nachrufe lese ich mal alle gar nicht, denn seine Tochter schreib zu seinem 80. Geburtstag so eine wunderschöne Liebeserklärung ... da ist alles echt und sehr lesenwert

          http://www.abendblatt.de/kultur-live/article123528850/Hellmuth-Karasek-mein-ganz-normaler-Wunder-Papa.html

          Seine ganze Klugheit und seinen feinsinnigen Humor bewies er vor Kurzem bei der Buchbesprechung des IKEA Katalogs ... so möchte ich ihn in Erinnerung behalten ... R.I.P.

          https://youtu.be/8mP0hwWEiko
      • am via tvforen.de

        Schade, obwohl es ja ein gutes Alter ist, aber ich hätte ihm noch viel mehr Jahre gegönnt. Ich habe ihn immer gerne gesehen und vor allem ihm gerne zugehört.

        weitere Meldungen