Kritik an hohlen Solidaritätsbekundungen gegen Rassismus in US-Unterhaltungsbranche

Nicht jeder, der sich #BlackLivesMatter auf die Fahnen schreibt, lebt das auch

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 03.06.2020, 13:38 Uhr

Dient Toni (Vanessa Morgan) in „Riverale“ nur zur Ausgestaltung von Cheryl Blossom (Madelaine Petsch)? – Bild: The CW
Dient Toni (Vanessa Morgan) in „Riverale“ nur zur Ausgestaltung von Cheryl Blossom (Madelaine Petsch)?

Nachdem mit George Floyd am 25. Mai in den USA ein weiteres Mal ein schwarzer US-Bürger in Polizeigewahrsam unnötig sein Leben verlor, brodelt es in den Vereinigten Staaten. Es kam dort landesweit zu Protesten und Demonstrationen, bei denen zu häufig private Aufnahmen von unnötiger Polizeigewalt gemacht werden konnten. Das führte auch dazu, dass am Dienstag unter dem Hashtag #BlackLivesMatter diverse Institutionen und Personen in sozialen Netzwerken ihre Solidarität mit der schwarzen Bevölkerungsminderheit kundtaten und damit die Ansicht unterstützten, dass die USA ein systematisches Rassismus-Problem haben.

Doch nicht alle Solidaritätsbekundungen wurden dankend angenommen – in zwei für die Unterhaltungsindustrie markanten Fällen gab es harsche Kritik, da Solidaritätsbekundungen von Seiten kamen, die zuvor nicht durch einen sensiblen Umgang mit schwarzen Amerikanern aufgefallen sei.

Vanessa Morgan und „Riverdale“

Einerseits wandte sich die „Riverdale“-Hauptdarstellerin Vanessa Morgan in einem Beitrag bei Twitter gegen die Darstellung von schwarzen Personen in den (Unterhaltungs-)Medien – entweder als Thugs, gefährlich oder von einer beängstigenden Wut getrieben. Sie sei es müde, dass Schwarze nur als nicht ausgeformte Sidekicks zu den von Weißen gespielten zentralen Hauptrollen gezeigt würden. In einer späteren Antwort wurde sie auch gegen ihren Arbeitgeber deutlich: Zu blöd, dass ich die einzige schwarze Hauptfigur spiele und zudem auch noch am wenigsten im Cast verdiene. Mensch, ich könnte den ganzen Tag weiter aufzählen. In der Folge stellte sie klar, dass ihre Kritik ihrer Behandlung bei der Serie nichts mit ihren Schauspielkollegen und Freunden zu tun habe, die ebensowenig wie sie die Zügel in der Hand hielten und von denen sie wisse, dass sie ihr stets den Rücken freihalten würden – Kritik sei daher nicht an diese zu richten.

„Riverdale“ wird vom Produktionsstudio Warner Bros. TV für den US-Sender The CW hergestellt. Dessen offizieller Twitter-Account hatte am Sonntag etwa folgenden Text veröffentlicht: We stand with our Black colleagues, talent, storytellers and fans – and all affected by senseless violence. Your voices matter, your messages matter. #BlackLivesMatter Das Studio steht unter anderem hinter dem Arrowverse.

Morgan war in der zweiten Staffel in der wiederkehrenden Rolle als Toni zu „Riverdale“ gekommen und mit der dritten Staffel in den Hauptcast befördert worden. In der Serie ist Toni der Love Interest der seit Serienbeginn von Madelaine Petsch gespielten Cheryl Blossom.

Samantha Ware kritisiert Lea Michele

Harsche Kritik zog ebenfalls die ehemalige „Glee“-Hauptdarstellerin Lea Michele auf sich.

Die hatte ihre Solidarität ebenfalls mit einem Beitrag bei Twitter bekundet: George Floyd did not deserve this. This was not an isolated incident and it must end. #BlackLivesMatter

Das rief eine deutliche Erwiderung ihrer ehemaligen „Glee“-Kollegin Samantha Ware hervor, die in der sechsten Staffel eine wiederkehrende Nebenrolle in der Musical-Dramedy hatte. In Großbuchstaben machte sie ihrem Unmut Luft: LMAO ERINNERST DU DICH DARAN, WIE DU MEIN ERSTES FERNSEHENGAGEMENT ZUR HÖLLE GEMACHT HAST?!?! DENN ICH WERDE ES BESTIMMT NIE VERGESSEN. ICH GLAUBE DU HAST JEDEM GESAGT, DASS WENN DU DIE GELEGENHEIT BEKOMMEN WÜRDEST, DU ‚IN MEINE PERÜCKEN SCH****N‘ WÜRDEST, NUR EINE VON VIELEN KLEINEN GEMEINHEITEN, DIE MICH EINE KARRIERE IN HOLLYWOOD IN FRAGE STELLEN LIEßEN …

Zusätzliches Gewicht erhielten Wares Anschuldigungen durch die Reaktion ehemaliger „Glee“-Kollegen, die bei Twitter entweder als Zustimmung interpretierte Gifs ohne verbalen Kommentar posteten oder Wares Beitrag likten. Gifs kamen etwa von den schwarzen Schauspielkollegen Alex Newell (Unique) und Amber Riley (Mercedes). Alle drei Beiträge erhielten ein Like von Melissa Benoist, die sich in Staffel vier „Glee“ angeschlossen hatte. Daneben meldete sich Yvette Nicole Brown („Community“) mit einer Antwort auf Wares Tweet – Brown hatte mit Michele in der kurzlebigen Comedy „The Mayor“ vor der Kamera gestanden: Ich kann jeden einzelnen dieser Großbuchstaben nachvollziehen … Jede Person am Set ist wichtig. Jede Person am Set verdient Respekt. Und es ist die Verantwortung jedes Hauptdarstellers, jede Person, die in ihrem ‚Heim‘ zu Gast ist, ein Gefühl des Willkommenseins zu geben. Solch herablassendes Verhalten ist das, was in der Welt und in Hollywood falsch läuft.

Für Michele hatten die Anschuldigungen umgehend auch erste berufliche Konsequenzen: Sie verlor einen Sponsoring-Vertrag mit einem Home Meal Service, der kommentierte, dass man Rassismus oder Diskriminierung jeder Art nicht unterstütze.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Aha, wenn man sich alles durchliest, mal bisschen den Verstand laufen lässt, eventuell Hintergründe da zuzieht, sehe ich es so:
    Diese Kritiken dienen nur dazu, ihre eigenen Standings zu profilieren. Auffällig auch, dass überwiegend schwarze Leute, diese Statements liken, mit Ausnahme von Melissa Benoist.
    Alles in allen sind diese Kommentare genau so scheinheilig, wie die von anderen die "Black Lives Matter" eben nur als schale Phrase raushauen.

    Ansonsten, es ist natürlich eine Sauerei, was in den USA passiert. Und mit Trump hat man auch eine Hohlbirne als Staatsoberhaupt.

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