Ralph Caspers: „Kinder merken es, wenn sie nicht ernst genommen werden“

Interview zum 18. Geburtstag von „Wissen macht Ah!“

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 21.04.2019, 09:00 Uhr

Ralph Caspers und Shary Reeves WDR/​Thorsten Schneider

fernsehserien.de: 2017 hat sich Shary nach 16 Jahren von „Wissen macht Ah!“ verabschiedet. Wie schwer ist Ihnen ihr Abschied gefallen und kamen Sie auf Anhieb gut mit ihrer Nachfolgerin Clarissa Corrêa da Silva aus?

Ralph Caspers: Shary wollte aufhören, weil sie das Gefühl hatte, dass dieses Kapitel für sie vorbei sei. Das ist auch völlig okay. Auch ich kenne dieses Gefühl, dass man zu irgendetwas keine Lust mehr hat und etwas Neues machen möchte. Clarissa habe ich kennengelernt, als mehrere KiKA-Moderatoren den ganzen Tag den Unterricht an einer Schule in Hamburg übernehmen durften. Clarissa und ich wurden zusammengewürfelt und sollten eine Biologie-Stunde machen. Das hat total gut funktioniert. Daraufhin habe ich Clarissa gefragt, ob sie sich grundsätzlich vorstellen könnte, neben dem KiKA–„Kummerkasten“ noch eine andere Sendung zu machen – ohne explizit „Wissen macht Ah!“ zu nennen. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Ähnlich wie mit Shary sind Clarissa und ich auf einer Wellenlänge und wir verstehen uns großartig!

Angesichts Ihrer langjährigen Erfahrung würde mich interessieren, ob Sie der Meinung sind, dass Kinder heutzutage andere Fragen und Probleme haben als noch vor 18 Jahren?

Ralph Caspers: Natürlich hat sich da einiges verändert. Vor 18 Jahren wollte noch kein Kind wissen, wie Social Media funktioniert oder was beim Posten eines Fotos zu beachten ist – einfach, weil es das damals noch nicht gab. Es gibt aber auch Standardfragen, die immer gestellt werden, wie „Warum ist der Himmel blau?“ oder „Weshalb ist die Banane gelb?“.

Christine Henning und Ralph Caspers präsentierten „Du bist kein Werwolf“ WDR/​M. Kalupke

Zusammen mit Christine Henning haben Sie sich in der Sendung „Du bist kein Werwolf“ speziell mit Fragen und Problemen der Pubertät auseinandergesetzt. Wie fiel das Feedback auf dieses Format aus und ist eine Fortsetzung geplant?

Ralph Caspers: Die Reaktionen waren sehr positiv. Wir haben davon 26 Folgen gemacht. Aber es ist ja nunmal so, dass die Zuschauer in die Pubertät reinwachsen und auch wieder herauswachsen. Während dieser Phase interessieren sie sich für die Sendung, danach aber nicht mehr. Stattdessen folgt die nächste Generation, für die dann wiederum diese Fragen aktuell werden. Das Gemeine an dieser Tatsache ist, dass deshalb kein großer Bedarf an weiteren Folgen besteht, weil sich die Probleme nicht großartig verändern.

Auch das Thema Gameshow spielte bei Ihnen zeitweise wieder eine Rolle. Mit Dieter Nuhr haben Sie 2012 „Null gewinnt“ im Ersten präsentiert. Das britische Vorbild „Pointless“ ist ähnlich wie „Gefragt – Gejagt“ seit vielen Jahren ein Riesenhit. Sollte man deshalb nicht einen zweiten Versuch starten, gerade jetzt, wo die Quizshows am ARD-Vorabend wieder boomen?

Ralph Caspers: Auf jeden Fall! Aber ich befürchte, dass sich das keiner traut. Wenn eine Sendung einmal gescheitert ist, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass sie noch einmal zurückkehrt. Die Angst ist zu groß, dass sie erneut scheitern könnte. Die Spielregeln waren auch nicht ohne – man musste das Konzept erst einmal verstehen. Ungünstig war deshalb meiner Ansicht nach, dass „Null gewinnt“ anfangs während der Olympischen Spiele lief, so dass die Sendung oft pausierte und nicht wöchentlich am Stück durchlief.

Bei meiner Recherche bin ich auf eine Sendung mit Ihnen namens „Late Morgen“ gestoßen, die allerdings nur ein Mal lief. Was steckte dahinter?

Ralph Caspers: Das war meine Abschlussarbeit fürs Studium. Ich hatte das große Glück, dass der WDR die Sendung mit mir umgesetzt hat. Es ist so wichtig, dass man einfach mal Sachen ausprobiert und guckt, ob etwas funktioniert. Das war eine Late-Night-Show für Kinder, die für den Sonntagvormittag konzipiert war. Sie war sehr experimentell und auch okay, aber letztendlich schwierig zu verkaufen.

Clarissa Corrêa da Silva und Ralph Caspers WDR/​Thorsten Schröder

Gibt es ein bestimmtes Format, das Sie gerne noch (einmal) machen möchten?

Ralph Caspers: Sehr gerne würde ich noch einmal eine Sendung wie „NeuFundLand“ machen, weil sie nicht so geradlinig, sondern ziemlich durcheinander war – wie ein Bewusstseinsstrom. Solche Formate liegen mir am meisten.

Wollen Sie in absehbarer Zeit ins Fernsehen für Erwachsene wechseln oder bleiben Sie dem Kinderfernsehen noch länger erhalten?

Ralph Caspers: Darüber mache ich mir gar keine Gedanken und gucke einfach, was kommt.

Vielen Dank für das schöne Gespräch und alles Gute!

In der Osterwoche zeigt das WDR Fernsehen ab dem 22. April mehrere legendäre Folgen aus 18 Jahren „Wissen macht Ah!“ mit Ralph Caspers, Clarissa Corrêa da Silva und Shary Reeves, täglich gegen 7:30 Uhr. Im KiKA ist die Sendung wie gewohnt montags bis freitags um 19:25 Uhr zu sehen.

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Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

Lieblingsserien: Twin Peaks, Roseanne, Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Bei Ralph geht mir sein schwachsinniger Tonfall ziemlich auf den Sack, wenn er sich den abgewöhnen könnte, wäre er ein deutlich besserer Moderator.

    Shary hingegen hat mir immer ausgesprochen gut gefallen. Jetzt sagt nicht, ihr kennt sie persönlich und in Wirklichkeit ist es eine dumme Kuh ... .

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