Laura Karasek moderiert „Darf ich das? Das Quiz für Rechthaber“ Joyn/Willi Weber
fernsehserien.de:„Darf ich das? Das Quiz für Rechthaber“ scheint dir als studierter Juristin wie auf den Leib geschrieben zu sein. Denn es geht es um die Beantwortung von kuriosen Rechtsfragen. Wie funktioniert deine neue Sendung im Detail?
Laura Karasek: Es geht um Fragen, die uns allen im Alltag begegnen, um Ammenmärchen oder Behauptungen, die teilweise gar nicht stimmen. Darf ich als Erwachsener im Restaurant einen Kinderteller bestellen? Darf ich am Steuer Alkohol trinken? Müssen meine Kinder im Haushalt mithelfen? Darf ich im Supermarkt schon vorm Bezahlen etwas trinken oder ist das dann Diebstahl? Und wenn mir Eier runterfallen und die zerbrechen, muss ich die dann erstatten oder nicht? Wo darf ich eigentlich Cannabis rauchen nach den neuen Regelungen? Was darf der Vermieter mir gegenüber? Auch absurde Gerichtsurteile aus dem Ausland sind dabei. Wir haben ein wunderbares Gäste-Panel mit Künstlern aus dem Comedy-Bereich, die wirklich für sehr lustige Diskussionen sorgen. Jeder Promi spielt für sich selbst und jeder ist zusätzlich Pate für einen Kandidaten oder eine Kandidatin, die eine Frage eingeschickt haben. Für die können sie dann Geld erspielen.
Sind das alles von Zuschauern eingesandte Rechtsfragen?
Laura Karasek: Nein, nicht alle. Jeweils drei Fragen sind von Zuschauern eingesandt. Die haben teilweise Videos geschickt und teilen mit, was sie gerade beschäftigt oder weshalb sie sich mit den Nachbarn gestritten haben. Sie stellen dem Panel ihre Frage und ihr Pate kann für sie 500 Euro gewinnen. Unsere Comedians geben dann amüsante Erklärungen und Erläuterungen dafür ab, warum man etwas darf oder nicht. Und man irrt sich wirklich öfter, als man denkt, was die deutschen Gesetze betrifft!
Mirja Boes (l.), Axel Stein und Lisa Feller bilden das Promi-Panel in der ersten Ausgabe. Joyn/Willi Weber
Hast du als Expertin Beispiele für verrückte Rechtsprechungen oder Gesetze, die du besonders absurd findest?
Laura Karasek: Ich habe schon während meiner Ausbildung verrückte Sachen kennengelernt. Es gibt zum Beispiel Gerichtsurteile, die in Reimform geschrieben wurden. Außerdem gibt es tatsächlich ein Gesetz darüber, ob man in Hamburg einen Schwan an der Alster beleidigen darf. In der Sendung behandeln wir auch eine Rechtsfrage zum Thema Beischlaf auf einer Reise: „Darf ich von der Reise zurücktreten, wenn das Hotelbett sich nicht zum Beischlaf eignet?“ Das sind alles echte Fälle, die es gab und die von Gerichten entschieden wurden. Insofern wird die Show lustig, schlüpfrig, aber auch aufklärend [lacht]!
Und nachdem du Jörg Pilawa bereits in der „NDR Quizshow“ beerbt hast, bist du in Sat.1 mit „Darf ich das?“ nun donnerstags direkt nach seinem „1% Quiz“ an der Reihe.
Laura Karasek: Ich bin immer nach Jörg Pilawa dran. Erst Jörg, dann Laura. The story of my life [lacht]! Ich bin ihm auf den Fersen. Ich mag ihn sehr.
Ist Sat.1 mit dem Konzept direkt auf dich zugegangen oder wie ist die Zusammenarbeit entstanden?
Laura Karasek: Nein, das kam über die Produktionsfirma fandango. Immer wieder haben mich Menschen aufgrund meines doch etwas abwegigen Werdegangs angesprochen, weil ich ja Jura studiert habe, Volljuristin bin und sechs Jahre lang Anwältin war. Da wurde mir immer wieder gesagt, dass man da doch was draus machen müsste. Denn es gibt ja für alles im Fernsehen Experten: Martin Rütter für Hunde, Mai Thi Nguyen-Kim für Wissenschaft, Leon Windscheid für Psychologie. Warum also mal nicht etwas mit Jura? Sie meinten: „Du bist doch Juristin und du bist Unterhalterin. Also lass uns Jura aus der trockenen Ecke rausholen!“ Denn Jura ist gar nicht so langweilig, wie man denkt! Es geht schließlich alle an und betrifft jeden. Wir schließen täglich Verträge ab. Ob an der Theke oder Tanke. Wir hatten schon länger vor, etwas zu diesem Thema zu machen, aber mussten erst den richtigen Zugang finden. Soll es eher eine Talkshow sein oder doch eher ein Verbraucherformat? Bis dann von fandango die Idee zu dieser Quizshow kam. Wir haben das Konzept erarbeitet und einen Piloten gedreht. Sat.1 hat der gut gefallen und dann haben sie eine ganze Staffel bestellt.
Auch (v. l.) Simon Gosejohann, Evelyn Burdecki und Abdelkarim sind zu Gast bei „Darf ich das?“ Joyn/Willi Weber
Bevor du zum Fernsehen gegangen bist, hast du nach deinem Studium als Rechtsanwältin in einer Wirtschaftskanzlei gearbeitet. Fehlt dir dieser Beruf manchmal oder hast du damit inzwischen ganz abgeschlossen?
Laura Karasek: Was mir fehlt, ist natürlich ein bisschen die Stabilität, denn das Fernsehbusiness ist ja doch volatil. Ich finde es aufregend, aber es macht auch verwundbarer, denn man hat eben diese Kommentare, man hat die Quote, man hat auch immer Angst, dass etwas nicht funktioniert. Und man hat totalen Größenwahn, wenn etwas funktioniert [lacht]. Da ist natürlich die Anwaltswelt im Vergleich sehr stabil, solider, weniger sensationell. Beides ist sehr unterschiedlich arbeitsintensiv. Mir fehlen vor allem die Kollegen, denn ich bin sehr gerne in die Kanzlei gegangen. Im Fernsehen ist das mehr Saisonarbeit. Du drehst eine Staffel am Stück und bist während dieser intensiven Zeit ganz eng und innig mit dem Team. Danach siehst du die aber erst mal wieder monatelang nicht und du weißt auch noch nicht, ob es weitergeht. Dann fällt man schon auch mal in ein Loch und vermisst die Kollegen und Produzenten. Ich liebe auch meine Visagistin und meine Stylistin! Wir haben immer so eine gute Stimmung in der Garderobe, wir singen und tanzen. Dann sind auf einmal die Dreharbeiten vorbei, wie bei Schauspielern auch, und du bist erst mal wieder auf dich alleine gestellt. Dafür muss man gewappnet und gerüstet sein.
Laura Karasek Laura Karasek
Als wir das letzte Mal miteinander sprachen, hast du erzählt, dass dein früherer Job in der Kanzlei eine Männerdomäne war, und du dich dort als Frau durchsetzen musstest. Wie sieht es diesbezüglich momentan im Fernsehen aus? Hast du den Eindruck, dass du als Frau auf Augenhöhe mit den Männern bist? Hast du persönlich noch oft mit Vorurteilen in dieser Branche zu kämpfen?
Laura Karasek: Nein, solchen Vorurteilen begegne ich fast ausschließlich auf Social Media. In der Fernsehbranche selbst erlebe ich die meisten Menschen als überaus tolerant und offen. Sie achten sehr darauf, dass es gerecht zugeht. Es gab auch immer Männer, die mich gefördert und die an mich geglaubt haben, sowohl bei meinen Anfängen bei ZDFneo als auch danach beim NDR, allen voran Andreas Gerling. Ich habe das Gefühl, dass wir da seit ein paar Jahren einen großen Schritt weitergekommen sind, dass eben nicht immer nur dieselben besetzt werden. Es wird immer mehr ausprobiert. Manches funktioniert und manches eben nicht. Man muss mittig und neugierig sein. Ich finde es eher schade, dass Fernsehen allgemein nicht mehr so wertgeschätzt wird, weil es natürlich heutzutage viele Alternativen gibt durch TikTok, Netflix und so. Ich bedaure, dass diese Tradition und die Freude am guten alten Fernsehen ein Stück weit verlorengegangen ist. Denn es gibt nach wie vor ganz tolle Formate – gründlich recherchierte Dokumentationen, Comedy, Quiz, Stand-up, Miniserien. Es lohnt sich und macht mich glücklicher, als stundenlang im Internet zu surfen.
Auf der nächsten Seite spricht Laura Karasek über das gemeinsame Buch mit ihrer Mutter, ihre Diabetes-Erkrankung und darüber, welche unerfüllten Träume sie noch hat.