Enissa Amani im Interview: „Respekt musste ich mir erst erarbeiten“

Über ihr neues Netflix-Special, „Studio Amani“ und Comedy-Erfahrungen im Ausland

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 09.04.2018, 10:30 Uhr

Enissa Amani in ihrem Netflix-Special „Ehrenwort“ – Bild: Netflix/Georges Pauly
Enissa Amani in ihrem Netflix-Special „Ehrenwort“

Enissa Amani zählt zu den Shootingstars der deutschen Stand-Up-Comedyszene. Am 26. April veröffentlicht Netflix ihr neues Comedy-Special „Ehrenwort“, das exklusiv für den Streamingdienst produziert wurde. Aufgezeichnet wurde die rund einstündige Stand-Up-Show im kultigen St. Pauli-Theater auf der Hamburger Reeperbahn. Enissa Amani ist nach Dieter Nuhr und Tedros „Teddy“ Teclebrhan der dritte deutsche Comedy-Künstler (und die erste deutsche Comedienne) mit einem eigenen Special bei Netflix. In gewohnt charmant-direkter Art bekommen die Zuschauer von der Deutsch-Perserin geballte Frauenpower und provokante Pointen präsentiert. Amani hat ihr Special zudem selbst produziert.

Im Gespräch mit fernsehserien.de-Redakteur Glenn Riedmeier verrät die Komikerin, welche Erfahrungen sie auf deutschen und internationalen Comedybühnen gemacht hat, wie sie rückblickend ihre ProSieben-Shows bewertet und inwiefern sie sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt hat.

fernsehserien.de: Liebe Enissa, du bist die erste Comedienne aus Deutschland, von der ein eigenes Netflix-Original veröffentlicht wird. Wie fühlt sich das an?

Enissa Amani: Das ist ein unfassbar tolles Gefühl, weil Netflix für uns Comedians so etwas wie der Olymp ist. International haben ja schon viele Comedians eigene Netflix-Originals veröffentlicht und ich freue mich, dass Netflix jetzt auch auf den deutschen Markt aufmerksam geworden ist. Als ich für ein eigenes Original angefragt wurde, habe ich mich extrem gefreut! Ich bin ja nach Dieter Nuhr und Tedros „Teddy“ Teclebrhan die dritte deutsche Person überhaupt, von der ein Netflix-Comedy-Special weltweit veröffentlicht wird. Die Anfrage kam auch genau zum richtigen Zeitpunkt, weil ich mich auf meinem Weg neu fokussieren wollte.

Enissa AmaniNetflix/​Georges Pauly
Inwiefern?

Enissa Amani: Ich wollte unabhängiger werden und die Verantwortlichen bei Netflix gaben mir völlig freie Hand. Sie haben gesagt: „Wir wollen deine Bühnenshow, Enissa – genau so, wie du es haben möchtest.“ Es gab keinerlei Vorgaben bezüglich Inhalt oder Location. Klar war lediglich, dass das Programm auf Deutsch sein soll – und es mit Untertiteln international veröffentlicht wird. Ich habe das Special selbst produziert und extra einen amerikanischen Regisseur engagiert, weil ich wollte, dass es einen amerikanischen Look bekommt. In der Postproduktion bin ich dann 30 Tage lang jeden einzelnen Frame durchgegangen. Dabei habe ich unglaublich viel über Schnitt und Soundediting gelernt. Es war total ungewohnt und schön, so viele Freiheiten zu haben, weil das Special jetzt wirklich „mein Ding“ ist.

Du bist karrieretechnisch ja sehr schnell durchgestartet. Als du bekannt wurdest, bist du in zahlreichen deutschen TV-Shows aufgetreten, ob als Komikerin oder als Talkshow-Gast. Mir ist allerdings aufgefallen, dass das im letzten Jahr deutlich weniger wurde. War es eine bewusste Entscheidung von dir, nicht mehr in jede Show zu gehen?

Enissa Amani: Absolut. Als vor vier Jahren meine Comedy-Karriere in Deutschland losging, wurde ich ins kalte Wasser geworfen. Ich war Studentin, kam aus relativ einfachen Verhältnissen und hatte keinen Plan, wie man sich am besten in der Entertainment-Branche verhalten soll. Einerseits bin ich natürlich sehr froh und dankbar dafür, dass mich das deutsche Publikum so super angenommen hat. Andererseits quatschten plötzlich alle möglichen wichtigen Menschen aus der Branche auf mich ein. Ich wusste gar nicht, auf wen ich hören soll, und habe einfach mitgemacht. Jetzt bin ich allerdings an einem Punkt angelangt, an dem ich mich immer erst frage: „Passt das zu mir und zu dem, was ich verkörpern möchte, oder nicht?“ Deshalb lehne ich inzwischen viele Angebote ab und gehe nicht mehr von einer Quizshow in die nächste. Für mich zählt die Bühne. Dieses Selbstbewusstsein hatte ich früher nicht, sondern musste es erst im Verlauf der Zeit entwickeln. Die vergangenen vier Jahre fühlen sich für mich wie 20 Jahre an – weil so viel in der kurzen Zeit passiert ist!

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Enissa Amani rückblickend ihre ProSieben-Shows bewertet, und ob es für sie schwierig war, im Mediengeschäft Anerkennung zu bekommen.

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