Gottschalk: „Ein altes Hirn sollte in der Lage sein, neu zu denken“

Showmaster bezieht Stellung zu „Die letzte Instanz“

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 15.02.2021, 16:42 Uhr

Thomas Gottschalk – Bild: SWR/BR/Ralf Wilschewski
Thomas Gottschalk

Eigentlich ist über die misslungene Rassismus-Debatte innerhalb der WDR-Sendung „Die letzte Instanz“ schon alles gesagt worden (fernsehserien.de berichtete). Doch Diskussionsteilnehmer Thomas Gottschalk hat sich erst zwei Wochen nach dem Shitstorm zu Wort gemeldet – im Rahmen eines selbst verfassten Gastbeitrags in der Welt am Sonntag. Entschuldigen will er sich, doch er zieht seine Lehren daraus.

Ich werde gewisse Begriffe nicht mehr benutzen und diese nicht zähneknirschend vermeiden, weil es die Political Correctness verbietet, sondern weil einem Menschen mit meiner Eloquenz unzählige Worte zur Verfügung stehen, die weder missverständlich sind, noch aus einer Denkschule kommen, die ausgedacht hat, so der 70-jährige Entertainer.

Weiter schreibt er: Gerade musste ich lernen, dass man Menschen auch dadurch enttäuschen kann, dass man sie nicht versteht. Man kann sich auch nicht damit herausreden, dass man eine ‚andere Sprache‘ spricht, zu der Vokabeln gehören, die, in der eigenen Wahrnehmung, weder etwas mit Diskriminierung noch mit Rassismus zu tun haben.

Er habe eingesehen, dass es Momente gibt, in denen man einfach zur Kenntnis nehmen müsste, dass es so wie es immer ging, eben nicht mehr gehe, weil sich Menschen verletzt fühlen, die man nicht verletzen wolle. Selbstkritisch fügt Gottschalk an: Ich war und bin ein Showmaster, dessen größte Sorge es immer war, einen Gag liegenzulassen. Den Ernst der Lage habe ich nie zur Kenntnis nehmen wollen und müssen.

Rückblickend schreibt er: Es gab Zeiten, in denen habe ich mich auf ein ‚ … der Thommy darf das‘ und das achselzuckende ‚So isser halt‘ der Verantwortlichen verlassen können. Mit der für ihn charakteristischen „Wurstigkeit“ habe er bis zu 20 Millionen Menschen vor die Bildschirme geholt und sie umarmt. Auf der großen „Wetten, dass..?“-Showbühne habe er sich nicht verstellen müssen, weil er von allen so verstanden wurde, wie er es auch meinte. Hätte ich damals gelernt, mich zu verstellen, würde ich diese Kunst heute beherrschen. Also rede ich oft noch heute so, wie ich es gestern ungestraft konnte, so Gottschalk.

Aber: Ein altes Hirn sollte in der Lage sein, neu zu denken. Aber dazu muss es entrümpelt werden und nicht nur ein Messie weiß, wie schwer es ist, sich von vertrautem Krempel zu trennen, selbst wenn er unbrauchbar geworden ist. Er erkenne bei der nachwachsenden Generation eine Sensibiltät und eine neue Gefühligkeit, die wir nicht kannten. Er wünscht ihnen, dass sie auch so fröhlich alt werden könne wie seine eigene Generation.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1984) am

    >In Afrika gibt es sogar ein Land dass Niger heisst.>

    Wenn du damit auf das berüchtigte N-Wort anspielen willst: Das schreibt sich mit _zwei_ g, nicht mit einem.
    • am via tvforen.de

      Ich habe vor einigen Tage im Radio gehört, dass es viele Wörter und Redewendungen gibt, die Juden beleidigen (können).

      Leider wissen die meisten Menschen überhaupt nicht, dass eine bestimmte Bezeichnung ursprünglich gebraucht wurde, um einen Menschen, eine Gruppe von Menschen oder ein ganzes Volk herabzusetzen. Das macht es so schwierig, solche Ausdrücke zu vermeiden.
      • am via tvforen.de

        U56 schrieb:
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        > Ich habe vor einigen Tage im Radio gehört, dass
        > es viele Wörter und Redewendungen gibt, die Juden
        > beleidigen (können).
        >
        > Leider wissen die meisten Menschen überhaupt
        > nicht, dass eine bestimmte Bezeichnung
        > ursprünglich gebraucht wurde, um einen Menschen,
        > eine Gruppe von Menschen oder ein ganzes Volk
        > herabzusetzen. Das macht es so schwierig, solche
        > Ausdrücke zu vermeiden.

        Richtig, aber wenn es einem dann gesagt wird sollte es kein Problem sein zumindest zu versuchen sich das abzugewöhnen. Leider gibt es immer wieder Personen die glauben Rücksichtnahme auf die Gefühle anderer ist zuviel verlangt.
    • am via tvforen.de

      Im Supermarkt heißt es noch Zigeunersosse. Irgendwann wird die Sprachpolizei auch das verbieten.

      Und was wird aus dem Zigeunerjunge-Lied von Alexandra?

      In Afrika gibt es sogar ein Land dass Niger heisst.


      Und was ist mit dem Wort "Gipsy"? Ist das jetzt auch nicht mehr erlaubt/verpönt?


      Meine ehrliche eigene Meinung sage ich besser nicht.
      • am via tvforen.de

        frager schrieb:
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        > In Afrika gibt es sogar ein Land dass Niger
        > heisst.

        Eine erstaunliche Entdeckung.
      • am via tvforen.de

        frager schrieb:
        -------------------------------------------------------
        > Im Supermarkt heißt es noch Zigeunersosse.
        > Irgendwann wird die Sprachpolizei auch das
        > verbieten.
        >
        > Und was wird aus dem Zigeunerjunge-Lied von
        > Alexandra?
        >
        > In Afrika gibt es sogar ein Land dass Niger
        > heisst.
        >
        >
        > Und was ist mit dem Wort "Gipsy"? Ist das jetzt
        > auch nicht mehr erlaubt/verpönt?
        >
        >
        > Meine ehrliche eigene Meinung sage ich besser
        > nicht.

        Mehr musst du auch nicht sagen, du hast bereits sehr deutlich gemacht was für eine Art von Mensch du bist.
      • am via tvforen.de

        Dustin schrieb:
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        >
        > Mehr musst du auch nicht sagen, du hast bereits
        > sehr deutlich gemacht was für eine Art von Mensch
        > du bist.



        Ich bin ein Freund der Meinungsfreiheit, Toleranz und Freund aller Menschen. Mehr sage ich jetzt auch nicht mehr.
      • am via tvforen.de

        >In Afrika gibt es sogar ein Land dass Niger heisst.>

        Und welches:
        "Stichwahl entscheidet im Niger über neuen Präsidenten
        Zum ersten Mal in der Geschichte des Niger dürfte es in dem westafrikanischen Staat zu einem demokratischen Machtwechsel kommen. Tausende Soldaten sind im Einsatz. Das Land leidet unter der Gewalt islamistischer Gruppen."

        https://www.tt.com/artikel/30780658/stichwahl-entscheidet-im-niger-ueber-neuen-praesidenten
    • am via tvforen.de

      >Aber: Ein altes Hirn sollte in der Lage sein, neu zu denken. Aber dazu muss es entrümpelt werden und nicht nur ein Messie weiß, wie schwer es ist, sich von vertrautem Krempel zu trennen, selbst wenn er unbrauchbar geworden ist. Er erkenne bei der nachwachsenden Generation eine Sensibiltät und eine neue Gefühligkeit, die wir nicht kannten. Er wünscht ihnen, dass sie auch so fröhlich alt werden könne wie seine eigene Generation.>

      Ich muss sagen, dass Thomas das gut getroffen mit dem Satz.
      Ja. Ich muss auch versuchen, mich den neuen Zeiten anzupassen.
      Ich habe manche Sachen auch lange anders gesehen, wie die Z`Sosse.
      • am

        "Hätte ich damals gelernt, mich zu verstellen, würde ich diese Kunst heute beherrschen. Also rede ich oft noch heute so, wie ich es gestern ungestraft konnte, so Gottschalk."

        Das sagt doch viel aus über die aktuelle Lage.

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