Zweiter Teil von „Gladbeck“ heute Abend im Ersten

Verfilmung des Geiseldramas von 1988

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 07.03.2018, 15:25 Uhr (erstmals veröffentlicht am 23.01.2018)

„Gladbeck“ – Bild: ARD Degeto/Ziegler Film/Martin Valentin Menke
„Gladbeck“

Mitte 2016 informierte die ARD darüber, das Geiseldrama von Gladbeck in Zusammenarbeit mit Ziegler Film als Zweiteiler zu verfilmen. Heute Abend (7. März) ist der erste Teil von „Gladbeck“ um 20:15 Uhr zu sehen, der zweite 90-Minüter folgt morgen zur gleichen Sendezeit. Im Anschluss an den zweiten Teil zeigt Das Erste um 21:45 Uhr noch die halbstündige Dokumentation „Das Geiseldrama von Gladbeck – Danach war alles anders“.

Das Gladbecker Geiseldrama zählt bis heute zu den spektakulärsten und gleichzeitig dramatischsten Verbrechen der Nachkriegsgeschichte. Am 16. August 1988 nahmen zwei maskierte Männer im nordrhein-westfälischen Gladbeck nach einem gescheiterten Banküberfall zwei Bankangestellte als Geiseln. Am Abend gewährte ihnen die Polizei den beobachtungsfreien Abzug mitsamt der Geiseln und 300.000 D-Mark Lösegeld im Fluchtauto. Es begann eine blutige Irrfahrt, die 54 Stunden die Republik in Atem hielt – und Millionen Zuschauer waren live am Fernseher dabei. Kein anderes Verbrechen stand so sehr für mediale Grenzüberschreitung und polizeiliches Versagen. Die Medien überschlugen sich in einem grotesken Wettlauf, ganze Heerscharen von Journalisten begleiteten die Geiselnehmer auf ihrer Flucht. Sie verloren die Distanz und machten sich teilweise als Komplizen auch mitschuldig am Geschehen. Parallel avancierten die Täter zu Medienstars. Die Polizei in NRW und Bremen war auf ein derart spektakuläres Verbrechen nicht vorbereitet und traf eine Reihe von schweren Fehlentscheidungen. Am Ende des Geiseldramas sind drei Menschen tot.

Der Zweiteiler untersucht, welche Mechanismen damals gewirkt haben müssen, damit Menschen ihr Empfinden für moralische Integrität, Recht und Gesetz verloren haben. In den Hauptrollen sind Ulrich Noethen als Einsatzleiter Meise sowie Sascha Alexander Geršak und Alexander Scheer als die beiden Täter Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski zu sehen. Desweiteren wirken Zsá Zsá Inci Bürkle, Arnd Klawitter und Martin Wuttke mit. Gedreht wurde in Köln, Gladbeck, Bremen, Duisburg und Düsseldorf. Regie führte Kilian Riedhof („Der Fall Barschel“) nach einem Drehbuch von Holger Karsten Schmidt („Mord in Eberswalde“). Produzentin ist Regina Ziegler.

Die anschließende Dokumentation fokussiert die persönliche, ganz individuelle Perspektive der Opfer, ihrer Angehörigen und weiterer beteiligter Akteure des Geiseldramas und zeigt, welche Spuren traumatische Erlebnisse in den Seelen und Lebensläufen der Betroffenen hinterlassen.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    @Phantomias
    Das stimmt natürlich. Wenn man aber berücksichtigt, welche Rolle die Medien selbst in dem Fall gespielt haben, bleibt für mich dabei einfach ein negativer Beigeschmack.
    • am

      @Han_Solo: Das stimmt zwar, man kann es allerdings auch als Aufarbeitung der Geschichte sehen, was ja nicht unüblich ist. Siehe Filme über die Titanic, die Hindenburg, das dritte Reich, etc...
      • am

        Letztendlich schlagen die Medien mit diesem Film doch immer noch Kapital aus dem Fall.

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