Disney+: „Simpsons“ ohne Jackson, Piraten lieben „Mandalorian“, 10 Millionen User

Neuigkeiten aus dem Launch-Umfeld des Streaming-Dienstes

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 18.11.2019, 17:30 Uhr

„The Mandalorian“ ist Gegenstand von Online-Piraterie – Bild: Disney+
„The Mandalorian“ ist Gegenstand von Online-Piraterie

Der Start des Streaming-Dienstes Disney+ ist mit einigen Aufregern vergangene Woche vonstattengegangen. Wir fassen zusammen.

Die Simpsons
Durch den Erwerb von 20th Century Fox TV sind auch „Die Simpsons“ in die Archive von Disney gekommen, das die Serie als eines ihrer Highlights nutzt und die bisherigen Staffeln bei dem neuen Dienst streamt. Dabei gibt es eine Ausnahme: Den Auftakt der dritten Staffel mit dem Originaltitel „Stark Raving Dad“ (deutscher Titel: „Die Geburtstagsüberraschung“). Dort lieh der verstorbene und mittlerweile von Missbrauchsvorwürfen überzogene King of Pop Michael Jackson einer Figur die Stimme. Disney hat bisher keine Stellung zum Fehlen der Folge bezogen.

In der Episode landet Homer nach einem Wutausbruch in einem Sanatorium, wo er auf einen Mann trifft, der sich als Michael Jackson ausgibt – Jackson lieh der Figur die Stimme, die Figur war aber als dicklicher, glatzköpfiger Weißer gezeichnet, also definitiv nicht der Michael Jackson, sondern jemand, der wegen seiner illusorischen Vorstellungen in Behandlung war. In Homers typisch selbstbezogener Art hat er keine Ahnung, wie der berühmte Sänger eigentlich aussieht. Als „Geburtstagsüberraschung“ aus dem deutschen Titel bringt Homer seinen neu gewonnenen Freund mit. Natürlich fällt allen anderen auf, dass dieser „Michael Jackson“ nicht aussieht, wie der berühmte Sänger. Allerdings endet die Geschichte versöhnlich, da auch dieser Michael Jackson ein Gesangsgenie ist.

Daneben zeigten sich einige Fans erbost, dass Disney+ auch die älteren Episoden nur im 16:9-Seitenverhältnis und damit „aufgezoomt“ zeigt – die ersten 19 Staffeln waren komplett in 4:3 produziert worden. Dadurch gehen aber immer wieder Informationen und Witze verloren, die sich auf abgeschnittenes Bildmaterial beziehen. Hierzu hat Disney mittlerweile Stellung bezogen: Einerseits wollte man einheitliche „visuelle Qualität und Konsistenz über alle 30 Staffeln“ bieten, andererseits würde 2020 unter anderem eine zusätzliche Funktionalität freigeschaltet, durch die die Zuschauer selbst über das Seitenverhältnis betroffener Episoden entscheiden können.

The Mandalorian und die Piraten
Eine der größten und vermutlich erfolgreichsten Maßnahmen gegen Online-Piraterie in den vergangenen Jahren war die internationale Angleichung der Veröffentlichung von Filmen im Kino und Serien im Pay-TV und übergreifenden Streamingdienste wie Netflix oder Prime Video.

Mit „The Mandalorian“ und der alleinigen Verfügbarkeit der „Star Wars“-Serie bei Disney+ in drei Ländern gibt es eine gewaltige Nachfrage – und Online-Piraterie, die diese stillt.

Zahlen gibt es letztendlich nicht, dazu gibt es einfach zu viele Möglichkeiten, Online-Piraterie zu betreiben. Allerdings verließ sich Disney+ laut der Fachseite TorrentFreak auf eine bekannte und somit leicht zu knackende Verschlüsselung, so dass die Serienpremiere zügig online herumgereicht werden konnte. Demnach kommt die Nachfrage nach „The Mandalorian“ nicht an den langjährigen Titelhalter „Game of Thrones“ heran (fernsehserien.de berichtete), war aber beachtlich.

„Maclunky“
Der Film „Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung“ (das ursprüngliche „Star Wars“) und die Änderungswut von dessen Schöpfer George Lucas haben schon einige hochgezogene Augenbrauen und zahlreiche Memes hervorgebracht. Durch die Veröffentlichung der „Star Wars“-Filme bei Disney+ kam nun der nächste Schildbürgerstreich an die Öffentlichkeit.

Einmal mehr geht es um die Szene in der Cantina von Mos Eisley, wo Han Solo von dem Kopfgeldjäger Greedo gestellt wird – nach einer ruhigen Unterredung, die darauf herausläuft, dass Han nicht lebend mit Greedo zu Jabba the Hutt gehen würde, endet Greedo tot am Tisch und Han geht seines Weges.

Ursprünglich hatte Han während des Gespräches seinen Blaster in Bereitschaft gebracht und Greedo erschossen – eiskalt und in einem dunklen Graubereich zwischen Mord und Notwehr. Nach einer ersten Änderung zur Wiederveröffentlichung in der „Special Edition“ bearbeitete Lucas die Szene: Greedo schoss zuerst, verfehlte Han aber, der dann seinen Gegner tötete.

In der nun online gestellten Version rücken die Schüsse der beiden Weltraumganoven Han und Greedo deutlich enger zusammen und erscheinen wie bei einem Duell – Han hat halt besser gezielt. Zudem erhält Greedo noch ein Abschiedswort: „Maclunky“. Laut Berichten hatte Lucas die Änderung bereits für eine frühere Heim-Video-Neuveröffentlichung vorgesehen, die dann aber nicht mehr vor dem Verkauf an Disney vollzogen wurde.

Zu zehn Prozent am Ziel?
Vor dem Launch hatte Disney+ angekündigt, dass man mit einer langen Aufbauphase plant. Der Streaming-Dienst visiert an, binnen fünf Jahren weltweit knapp 100 Millionen Abonnenten zu haben – ein Bericht bei Wired stellt dem gegenüber, dass Netflix (aktuell 158 Millionen Abonnenten) dann 235,6 Millionen haben könnte und Prime Video mit 170 Millionen auf Platz zwei folgt.

Am Ende des ersten Tages verkündete Disney+ zumindest schon einmal 10 Millionen Kunden. Der Ansturm hatte allerdings auch schon die Systeme zusammenbrechen lassen. Und das, obwohl Disney zu einer Uhrzeit startete, wo Teile der USA bereits schliefen – 3 Uhr Ostküstenzeit in der Nacht von Montag auf Dienstag.

Allerdings ist dabei anzumerken, dass auch Disney einen Testzeitraum hat. Daneben gibt es zahlreiche Aktionen, die günstige oder kostenlose Abos als Werbegeschenke bringen. Zahlreiche Mobilfunkunternehmen etwa ermöglichen verbilligte Langzeit-Abos, auch Disney hat ein günstiges Sammel-Angebot aus Disney+, dem Sport-Angebot ESPN+ und Hulu geschnürt

Disney wird sich auf diesen frühen Lorbeeren ausruhen können: Der Dienst hat angekündigt, Abonnenten-Zahlen nur mit dem jedes Quartal fälligen Geschäftsbericht zu veröffentlichen.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Sehr schade um die Simpsons-Folge.

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