„Die Simpsons“: Original-Stimme von Ned Flanders, Skinner, Burns und Smithers vor Ausstieg

Harry Shearer steigt wegen Vertragsstreitigkeiten aus

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 14.05.2015, 15:40 Uhr

Harry Shearer als US-Präsident Nixon in der Webserie „Nixon’s The One“ – Bild: YouTube/Kanal: My Damn Channel
Harry Shearer als US-Präsident Nixon in der Webserie „Nixon’s The One“

„Die Simpsons“ stehen vor dem Verlust ihres ersten langjährigen Hauptsprechers. Wie Harry Shearer auf seinem Twitter-Account mitteilte, sind die Verhandlungen zwischen ihm und den Produzenten der Serie um eine Verlängerung seines Vertrages für die jüngst bestellte 27. und 28. Staffel (fernsehserien.de berichtete) wohl endgültig gescheitert.

Während der Rest des Casts laut Hollywood Reporter mittlerweile neue Verträge für die beiden Staffeln unterschrieben hat, wollte Shearer wohl eine grundsätzliche Änderung einer wichtigen Vertragsklausel. Aus früheren Berichten über „Standardverträge“ für Hauptdarsteller von Fernsehserien lässt sich lesen, dass diese die Arbeitswahl jenseits des Hauptarbeitgebers deutlich beschränken. Demnach scheint der Darsteller die Freiheit zu haben, in einzelnen Episoden bei anderen Serien aufzutreten, solange diese nicht mit den Verpflichtungen für die Hauptserie kollidieren.

Bei längeren Gastspielen andernorts müssen in der Regel Sender und Produktionsstudio zustimmen – und so kommen diese fast nur vor, wenn der Auftritt entweder unter Verantwortung des gleichen Studios oder des gleichen Senders vorkommt.

Diese Einschränkung ist als eine Art „Wohlverhaltensklausel“ zu sehen: Die Serienproduktion zahlt für die Dienste des Darstellers viel Geld, da soll er natürlich vor allem für „seine Serie“ und „seinen Sender“ als Aushängeschild fungieren. Daneben ist die Arbeitsbelastung bei einer „vollen“ Serienstaffel mit 22 Folgen sehr hoch und alle Serien drehen zu den gleichen Zeiträumen, so dass für längere Ausflüge sowieso kaum Gelegenheit besteht.

Das gilt aber kaum für die Sprecher bei animierten Serien, deren eigentliche Arbeit an nur wenigen Tagen im Jahr stattfinden kann. Entsprechend wollte Shearer wohl das Recht eingeräumt bekommen, auch ohne langwierige Rücksprache und Erlaubnisprozess andere Engagements annehmen zu dürfen, wie aus seinen Tweets hervorgeht. Da sich zumindest dabei die Seiten unvereinbar gegenüberstanden, sind die Vertragsverhandlungen nun also von den Produzenten für gescheitert erklärt worden.

Bei „Die Simpsons“ zeichnete Shearer seit Beginn der Serie als Sprecher diverser wiederkehrender Nebenfiguren verantwortlich: Unter anderem Ned Flanders, C. Montgomery Burns, Waylon Smithers, Seymour Skinner, Dr. Hibbert, Lenny Leonard, Kent Brockman, Scratchy, der Außerirdische Kang, Polizist Eddie, Otto Mann, Rev. Lovejoy, Rainier Wolfcastle, Seniorenheimbewohner Jasper, Musiklehrer Dewey Largo und Apus Bruder Sanjay.

Die Tweets von Shearer:




„Die Simpsons“-Showrunner Al Jean bestätigte den Vorgang über seinen Twitter-Account:
In einem Statement gegenüber der New York Times führte Al Jean laut THR näher aus, dass Shearer dieselben Vertragsbedingungen angeboten bekommen habe wie alle seine Kollegen, aber eben abgelehnt habe. „Die Serie wird weitergehen und wir wünschen ihm alle Gute. Maggie hat die ganze Sache ziemlich mitgenommen. Wir planen aber nicht, Figuren wie Burns und Flanders zu eliminieren, wir werden die Rollen mit den besten Sprechern neu besetzen, die es gibt.“

Jean schlägt damit in eine Kerbe, die auch EW mit Informationen aus dem Umfeld von Shearer unerstützt: Es ging bei dem Vorgang nicht – wie so oft – um Geld, sondern um Fragen des Produktionsablaufs – also darum, dass sich Shearer durch Verzicht auf andere Projekte bereithielt, „zeitnah“ zum Einsprechen seiner Rollen zur Verfügung zu stehen.

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