„Deutscher Fernsehpreis“: Kein offizieller Boykott

Verwunderung über Ehrenpreis für die Nationalelf

Michael Brandes – 08.10.2010

"Deutscher Fernsehpreis": Kein offizieller Boykott – Verwunderung über Ehrenpreis für die Nationalelf – Bild: Deutscher Fernsehpreis

Die gestern bekannt gegebene Verleihung eines Ehrenpreises an die Fußball-Nationalmannschaft (fernsehserien.de berichtete) hat die schlechte Stimmung innerhalb der TV-Branche im Bezug auf den „Deutschen Fernsehpreis“ nicht gerade aufgeheitert. Sicher, die positive Ausstrahlung der deutschen Elf ließ auch den TV-Bildschirm erhellen. Jedoch spielen die Sympathieträger immer noch in erster Linie Fußball und machen kein Fernsehen. So wird die populistische Entscheidung der Preisstifter ARD, ZDF, RTL und Sat.1 vielerorts vor allem als weiterer Versuch gewertet, die Veranstaltung für ein breites Publikum attraktiver machen zu wollen. In der Vergangenheit wurden mit dem Ehrenpreis unter anderem Alfred Biolek, Inge Meysel, Peter Scholl-Latour, Wolfgang Menge und Rudi Carrell ausgezeichnet.

Auch wenn einige Film- und Fernsehaktivsten ihr Fernbleiben von der Veranstaltung angekündigt haben, wird es zumindest keinen offiziellen Boykottaufruf geben. Der Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS) beispielsweise empfielt seinen eingeladenen Mitarbeitern, Präsenz zu zeigen: „Der BFFS hat zu keiner Zeit dazu aufgerufen, nicht zur Verleihung zu gehen“, so eine Sprecherin gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. „Sondern nur vorausgesagt, dass die Kategorienänderung eine solche Reaktion von vielen Schauspielern nach sich ziehen wird.“ Mit einem offenen Brief hatten zuvor diverse Filmverbände vergeblich gegen das neue Kategoriensystem protestiert, das unter anderem die Streichung vieler Einzelkategorien vorsieht und Genres wie die Doku-Soap künftig mit dem fiktionalen Film-Genre gleichstellt (fernsehserien.de berichtete).

Abzuwarten bleibt, ob sich die Preisträger morgen (9.10.) auf der Bühne kritisch zur Thematik äußern werden und dem „Deutschen Fernsehpreis“ somit zwei Jahre nach Marcel Reich-Ranicki möglicherweise den nächsten Eklat bescheren werden. Das Erste zeigt die Preisverleihung einen Tag später, am Sonntag, 10. Oktober um 21:45 Uhr, in einer Aufzeichnung.

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