„Dancing With the Stars“: Ryan-Lochte-Kritiker stören Aufnahmen

Zwei Männer betraten im Protest die Bühne

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 13.09.2016, 16:15 Uhr

Profi-Tänzerin Cheryl Burke und der mittlerweilige braunhaarige Ryan Lochte in „Dancing with the Stars“ – Bild: ABC
Profi-Tänzerin Cheryl Burke und der mittlerweilige braunhaarige Ryan Lochte in „Dancing with the Stars“

Frank Elstner hätte das wohl anders gehandhabt: Bei der Ausstrahlung der Auftaktepisode der 23. Staffel von „Dancing with the Stars“ kam es in den USA zu Unruhen, als zwei Männer mittleren Alters aus den Zuschauerrängen auf die Bühne kamen um ihren generellen Unmut gegenüber den Celebrity-Tänzer und in Ungnade gefallenen Olympia-Schwimmer Ryan Lochte kund zu tun. Die Situation wurde von der Security beherzt und ohne Verletzte beendet.

Lochte hatte während der Olympischen Spiele in Rio im Sommer für Negativschlagzeilen gesorgt, als er behauptete, mit einigen Begleitern von Gaunern, die ihr Taxi mittels einer Polizeimarke gestoppt hätten, mit vorgehaltener Waffe beraubt worden zu sein. Kurze Zeit später fiel die Geschichte in sich zusammen, als sich erwies, dass Lochte und Begleiter vorher im mutmaßlich angetrunkenen Zustand Vandalismus im Umfeld einer Tankstelle begangen hatten – und die angeblichen „Gauner“ in der Tat reguläre Sicherheitskräfte waren. Lochte entschuldigte sich öffentlich für seine Tat und die in mehreren Interviews aufrechterhaltenen Lügen. Vom IOC wurde er mit einer zehnmonatigen Sperre belegt und verlor mehrere Sponsorenverträge. Auf der Suche nach guter Publicity hatte er sich von „Dancing with the Stars“ anwerben lassen.

Hier hatte sich nun eine wohl achtköpfige Gruppe von Lochte-Kritikern Karten besorgt und saß in den Zuschauerrängen. Als Lochte zusammen mit Profi-Tanzpartnerin Cheryl Burke einen Foxtrott vortanzten, machte die Gruppe nun ihrem Unmut laut und enthüllten, dass sie Anti-Lochte-T-Shirts trugen (das Wort „LOCHTE“ in einem roten, durchstrichenen Kreis): Zwei Männer mittleren Alters betraten – unbewaffnet aber eben überraschend – die Bühne, sechs Frauen beteiligten sich laut Deadline von den Zuschauerrängen mit unterstützenden Rufen.

ABC ging umgehend in eine Werbepause, so dass die Fernsehzuschauer nur wenig von dem Vorfall mitbekamen. Mittlerweile wurde jedoch einiges an Filmmaterial veröffentlicht. Demnach griff die Security entschlossen durch und brachte die beiden Männer zu Boden. Sie wurden laut Deadline später in Polizeigewahrsam übergeben, aktuell lautet der Vorwurf „criminal trespassing“ (etwa „unerlaubtes Betreten in besonders schwerem Fall“). Demnach kam niemand bei dem Vorfall zu Schaden.

Bevor sie von der Polizei abgeführt wurden, wurden die festgesetzten Männer wohl noch von Reportern befragt. Sie gaben zu ihren Beweggründen an, dass Lochte mit seinem Auftreten in Rio das Leben anderer Amerikaner in Gefahr gebracht habe. Lochte selbst erhielt später nach Abschluss der Aktion und der Rückkehr der Sendung aus der Werbung eine Standing Ovation. Der emmyprämierte Moderator von „Dancing with the Stars“, Tom Bergeron, kommentierte: „Zeiten der Krise, wenn man es so zusammenfassen will, lässt die Menschen immer zusammenhalten, in diesem Fall hat sich das wieder bewahrheitet“.Im Nachlauf wandten sich mehrere Beteiligte über die sozielen Netzwerke an die Öffentlichkeit. Dabei brachten sie vor allem ihre Dankbarkeit gegenüber dem Sicherheits- und Produktionspersonal für das schnelle Beenden der Situation zu Ausdruck ebenso wie darüber, dass „Dancing with the Stars“ eigentlich eine positive Sendung sein solle, in der die Teilnehmer sich guten Mutes der Herausforderung stellen, etwas zu lernen, was sie bisher noch nicht konnten.

Den Sicherheitskräften blieb in der unübersichtlichen Situation vermutlich nichts anderes übrig, als mit gebotener Härte die Sicherheit wiederherzustellen – immerhin ist das Betreten der Bühne eine deutliche Überschreitung der Normen und solche Situationen können auch noch weiter eskalieren.

Allerdings muss sich auch ABC Fragen gefallen lassen, ob es sinnvoll ist, einer nach eigenen Verfehlungen sehr umstrittenen Person unmittelbar und ohne die geringste Warteperiode eine Bühne zu bieten.

In Deutschland ereignete sich ähnlicher Vorfall im Dezember 1984 im Samstagabendklassiker „Wetten, dass..?“. Umweltaktivisten stürmten die Halle in Bremen. Die Security wollte sie aus dem Bild drängen, doch Moderator Frank Elstner hielt sie auf und sagte: „In meinem Studio wird keiner rausgeschmissen“. Er gab den Demonstranten die Gelegenheit, ihr Anliegen vor einem Millionenpublikum zu äußern, bevor die Show ihren geplanten Ablauf wiederaufnahm. Weiteres Beispiel: Im Finale von „Germany’s Next Topmodel“ von 2013 stürmten Femen-Aktivistinnen die Bühne und brachten ihren Unmut über die Sendung mit einem aussagekräftigen Protest-Auftritt zum Ausdruck (fernsehserien.de berichtete).

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