China zensiert westliche Internetseiten

Medien und Menschenrechtsorganisationen geben dem IOC Mitschuld

Jens Dehn – 31.07.2008

Entgegen früherer Versprechen zensieren chinesische Behörden im Olympia-Pressezentrum Webseiten von Menschenrechtsorganisationen und westlichen Medien. Offizielle Begründung: Der gefilterte Zugang sei „ausreichend“.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) kritisierte das Vorgehen Pekings. IOC-Kommunikationschefin Giselle Davies sagte, die von den Sommerspielen berichtenden Journalisten sollten den „für ihre Arbeit notwendigen Zugang“ ins Netz erhalten und sie werde daran arbeiten, dies sicherzustellen. Der Vorsitzende der IOC-Pressekommission, Kevan Gosper, kündigte an, er werde das Thema mit den chinesischen Verantwortlichen erörtern.

Nationale und internationale Medien geben dem IOC jedoch eine gehörige Mitschuld an der Situation. So beruft sich der Tagesspiegel auf ein Zitat Gospers, demzufolge sich der für das Hauptpressezentrum versprochene freie Internetzugang thematisch nur auf Sportwettbewerbe, nicht aber „notwendigerweise auf den freien Zugang und die Berichterstattung über alles, was mit China zu tun hat“ beziehe. Nach Interpretation der Zeitung kommt dies einem „offenen Eingeständnis“ gleich. Die Financial Times Deutschland stört sich ebenfalls an den Aussagen des IOC, nach denen „einige IOC-Vertreter mit der chinesischen Seite ausgehandelt haben, dass einige heikle Webseiten gesperrt werden.“ So der Wortlaut Gospers. Die FTD entgegnet dem: „Wobei unklar ist, was es da zu verhandeln gab. Schließlich haben sich die chinesische KP-Führung und das olympische Organisationskomitee Bocog bislang an so ziemlich nichts gehalten, was bei der Vergabe der Spiele versprochen worden war. Jetzt, neun Tage vor Beginn der Sommerspiele, brauchen sie damit nicht mehr anzufangen.“

Auch die Organisation Reporter ohne Grenzen kritisierte das chinesische Vorgehen „auf das Schärfste“ und machte zugleich das IOC dafür verantwortlich, die jetzige Situation durch seine Haltung und sein „jahrelanges Schweigen“ ermöglicht zu haben.

Der Pressesprecher des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Hendrik Zörner, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, der „Versuch der Zensur der freien und unabhängigen Presse“ sei völlig inakzeptabel“. Das deute darauf hin, dass die chinesischen Behörden nicht bereit seien, „ihr eigenes Versprechen einzulösen“. Es sei zu hoffen, „dass unter dem internationalen Druck die chinesischen Behörden ihre Entscheidung ändern werden“.

Wie vor Ort anwesende Journalisten am Mittwoch berichteten, ist momentan aufgrund der Zensur beispielsweise kein Zugriff auf die Internetseiten der BBC, der Deutschen Welle, der Hongkonger Zeitung „Apple Daily“ und der Menschenrechtsorganisation Amnesty International möglich. Die chinesischen Verantwortlichen betrachten den eingeschränkten Internetzugang im Hauptpressezentrum dennoch als „ausreichend“. Sun Weide, Sprecher des Organisationskomitees, erklärte: „Die Berichte über die Spiele sind nicht beeinträchtigt.“ Zur Blockade der Seiten von Amnesty International oder der exiltibetischen Regierung sagte er lediglich: „Über einzelne Webseiten weiß ich nicht Bescheid.“

Während der Olympischen Spiele werden rund 20.000 akkreditierte ausländische Journalisten aus China berichten.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Jo jo, macht mal ein bisschen Werbung für die olympischen Spiele in Peking hier in Europa ;-)
    Wären die Chinesen nicht so ein nettes Völkchen, ich müsste kotzen bei solchen Meldungen ;-(
    • am via tvforen.de

      Ja und?

      China ist eine Diktatur und als solche kann sie machen, was sie will. Solange es keine Revolution gibt, wird es auch so bleiben.

      Vor ca. 70 Jahren sah es in diesem Land ähnlich aus und trotzdem hat sich Deutschland weiterentwickelt. Eines Tages schaffen das die Chinesen auch, sollte das ihr Wunsch sein.

      Mir gehen diese ständigen Anti-China-Parolen auf die Nerven. Seit die Olympiade in China stattfindet, interessiert es die Menschen plötzlich, was mit China bzw. was in China passiert.
      Es ist nicht so, dass die extra für die Olympiade eine Diktatur etabliert haben und anfangen ihre Bürger und ihre Nachbarn zu terrorisieren.
      Da gibt es Unruhen in Tibet und plötzlich ist China die große böse Macht, die armen unterdrückten Tibeter zusätzlich quält. Überraschung! Tibet war vorher schon unterdrückt und unliebsame Bürger wurden verhaftet.
      In Burma gab es ein Erdbeben mit vielen Verletzten, die Machthaber von China unterstützt blockieren die Hilfe, das interessiert jetzt keinen mehr, obwohl sich die Lage nicht über Nacht wundersam verbessert hat.
      Fakt ist, dass in China mehr Menschen hingerichtet werden, als im Rest der Welt zusammen, und das trotz Amerika, aber die haben damit nicht angefangen vor der Olympiade.

      Es ist scheinheilig, jetzt bspw. die Olympiade zu boykottieren oder anzusehen, um auf einen Fehler Chinas zu warten, ohne sich jahrelang darum gekümmert zu haben.
      • am via tvforen.de

        ich hatte meinen Standpunkt schon lange vor den olympischen spielen . ich finde die rotchinesichen Machthaber mit ihrem scheisfreundlichem getue und ihren hinterhältigen gedanken zum kotzen - ums mal klar zu sagen . das sie vom Westen größtenteils aus wirtschaftlichen interessen hofiert werden - kotzt mich noch mehr an - aber so ist das eben in der markwirtschaftlichen Realpolitik......

        wie gesagt - schon seit vielen jahren beschäftige ich mich damit - natürlich geben die olympischen spiele jetzt gelgenheit verschärft dies auf zu zeigen - obwohl mir persönlich lieber gewesen wäre es hätte diese art der gelegenheit NIE gegeben....

        meine letzten olympischen Sommerspiele : Athen 2004 , danach kommt London 2012 !
      • am via tvforen.de

        Wann soll man denn China sonst kritisieren, wenn nicht gerade jetzt ? Nie zuvor waren so viele Journalisten und Touristen im Land und nie zuvor war es für China schwieriger, sie zu beobachten und einzuengen. Und ebenfalls nie zuvor waren die Kameras kleiner. Die Gelegenheit ist nun mal jetzt da und günstig. Und von China auch selbst herbeigeführt.

        Gott sei Dank ist mein Olympia-Interesse in den letzten zwanzig Jahren so weit gesunken, dass mir ein Verzicht genau so leicht fällt, wie bei der "Tour".
    • am via tvforen.de

      Auch nicht nett: Gestern stand zu lesen (im ARDtext), dass China einer unbestätigten Meldung nach den Dokumentarfilm "Das Reich der Mittel" (*Klick*) (http://www.tvforen.de/read.php?f=1&i=321414&t=321350) im Deutsche Welle TV gestört habe.
      • am via tvforen.de

        Bei den Chinesen muss man aufpassen. Schließlich sind sie auch das Land mit dem wenigsten Sex. Kann man sich also dann auch vorstellen, wie prüde sie sind.
        • am via tvforen.de

          Ist das Dein Ernst oder habe ich die Ironie nicht verstanden....?

          Prüde hat mit wenig Sex meiner Meinung nach nichts zu tun und man sollte solche Dinge auch den Menschen dort überlassen. Ich finde es ziemlich blöde und großkotzig, wenn wir Westler über andere Menschen, Kulturen und Sitten ablästern und urteilen.

          Die Internetzugänge wurden in China wieder freigegeben, um auf das Thema zurückzukommen.
          Es ist auch mir klar, dass Olympia in China nicht unumstritten ist, aber mir geht das Anti-China-Getue mittlerweile auch auf den Geist.

          Wir werden ab nächster Woche Freitag sehen, was in Peking abgeht. Ich kann mir jetzt schon denken, dass viele Leute förmlich drauf warten, dass irgendwas passiert ("seht her, diese Chinesen").
        • am via tvforen.de

          SCVe-andy schrieb:
          >
          > Ist das Dein Ernst oder habe ich die Ironie nicht
          > verstanden....?
          >
          > Prüde hat mit wenig Sex meiner Meinung nach nichts zu tun und
          > man sollte solche Dinge auch den Menschen dort überlassen.
          > Ich finde es ziemlich blöde und großkotzig, wenn wir Westler
          > über andere Menschen, Kulturen und Sitten ablästern und
          > urteilen.
          >
          hat nichts mit "Westler" zu tun sondern mit freiem demokratischen Denken !
          Abhören, zensieren, foltern, erschiesen, köpfen, unterdrücken hat nix mit kultur und sittten zu tun - allenfalls mit UNKULTUR und UNSITTEN !

          > Die Internetzugänge wurden in China wieder freigegeben, um
          > auf das Thema zurückzukommen.
          > Es ist auch mir klar, dass Olympia in China nicht
          > unumstritten ist, aber mir geht das Anti-China-Getue
          > mittlerweile auch auf den Geist.

          Falsch : nur einige seiten sind wieder zugänglich - andere wie z.b. die pro Tibet seiten bleiben zensiert - von einer freigabe kann überhaupt nicht die rede sein. und die Pressekonferenz des chin. Präsidenten gestern - war ein Witz ! es kamen nur die journalisten zu wort von denen man wusste das keine kritischen fragen zu erwarten waren......
          >
          > Wir werden ab nächster Woche Freitag sehen, was in Peking
          > abgeht. Ich kann mir jetzt schon denken, dass viele Leute
          > förmlich drauf warten, dass irgendwas passiert ("seht her,
          > diese Chinesen").


          wieso warten ???? - es passsiert doch laufend etwas .......



          Gruß Sir Hilary
      • am via tvforen.de

        Wie orf.at (http://orf.at/080731-27929/index.html) (futurezone.ORF.at (http://futurezone.orf.at/it/stories/296986/)) heute exklusiv von Gerd Graus, dem Pressesprecher des Deutschen Olympischen Sportbunds erfahren hat, hat der Deutsche Olympische Sportbund ein eigenes verschlüsseltes Netzwerk ("Virtual Private Network") eingerichtet, mit dem die chinesische Zensur umgangen werden kann. So ist es möglich, auch brisante Inhalte, wie zb. solche von Amnesty International abzurufen.
        Dieser Service steht Sportlern, Funkttionären, aber auch deutschen Journalisten zur Verfügung.
        Theoretisch ist es den chinesischen Behörden natürlich möglich, auch diese Internet-basierte Anwendung zu blockieren, das ist bislang aber noch nicht geschehen.

        Quelle: orf.at
        • am via tvforen.de

          ...für Geld tun nicht nur die Chinesen ALLES und noch mehr!

          Ernsthafte Frage: Brauchen wir heute noch Olympische Spiele, da der Sinn doch nicht Rechnung getragen wird.
          --da ich gerade dabei bin "LE TOUR" genauso!
          MfG
          • am via tvforen.de

            ich frag mich seit wochen warum man die spiele überhaupt an china vergeben hat, da gibt es doch eine menge anderer gründe die dagegen sprechen würden. auch mit dieser zensur hätte man vorher rechnen können und müssen.
            • am via tvforen.de

              Es hat doch nicht ernsthaft irgend jemand was anderes von den Chinesen erwartet!

              Ich bin mal gespannt wie lange es bis zum ersten "Stromausfall" dauert, wenn irgentetwas passiert was den Machthabern nicht passt.
            • am via tvforen.de

              Es gibt da einen schönen Satz:
              Andere Länder, andere Sitten.
              Wie gestern einer vom IOC schon ganz richtig bemerkte.
              Sinngemäß: Die Vergabe der olympischen Spiele haben nichts mit den politischen Verhältnissen in dem jeweiligen Land zutun.
              Das China Internetseiten, Menschenrechtsverletungen und was weiß ich sonst noch zensiert bzw. begeht ist seit Jahren bekannt.
              Daran wird auch eine von kapitalisten/Medien gehypte Veranstaltung wie die Spiele nichts ändern können.
              Solange das chinesische Volk sich nicht mit aller Härte und Konsequenz dagegen wehrt, solange wird das Regime, da können die ganzen Organisationen noch so viel Lamentieren und Anzeigen, fröhlich weiter Regieren.
              Eine Abkehr vom Regime kann nur durch das eigene Volk kommen. Das aber bedeutet eventuell Kampf und auch tote.
              Und dazu scheint das chinesische Volk noch nicht bereit zu sein.
            • am via tvforen.de

              Quasselkasper schrieb:
              >
              > ich frag mich seit wochen warum man die spiele überhaupt an
              > china vergeben hat, da gibt es doch eine menge anderer gründe
              > die dagegen sprechen würden. auch mit dieser zensur hätte man
              > vorher rechnen können und müssen.


              Aber es gibt - leider - auch viele Gründe FÜR eine Olympiade in China: nämlich die wirtschaftlichen.

              Die wirtschaftliche Potenz Chinas lässt - auch leider - internationale Organistationen wie das IOC zu devoten Arschkriechern werden. Die wären sogar fähig, die Spiele an den Iran zu vergeben, solange die Kohle stimmt.


              http://www.addis-welt.de/smilie/smilie/boese/zipsmiley.gif


              .
            • am via tvforen.de

              .

              Heute wurden die Zensurmaßnahmen wieder zurückgenommen. :-)

              Scheint doch jemand eine klare Sprache mit den Chinesen zu beherrschen....


              .

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