Nach der medialen Aufregung rund um das sogenannte „Schmähgedicht“ von Jan Böhmermann und der daran anschließenden Diskussion um Satire- und Meinungsfreiheit, hat sich der Moderator in den vergangenen Wochen zurückgezogen. Sein „Neo Magazin Royale“ pausiert derzeit und wird erst am 12. Mai wieder auf Sendung gehen. Im Interview mit der Wochenzeitung DIE ZEIT brach der Satiriker nun sein Schweigen und meldete sich bezüglich der Angelegenheit erstmals zu Wort.
Böhmermann, der bewusst keine Unterlassungserklärung abgegeben hat, verteidigt seine „Schmähkritik“ als „humoristisches Proseminar“. Er stellt klar, dass er damit bezweckt habe zu erklären, „was eine freiheitliche und offene Demokratie von einer autoritären, repressiven De-facto-Autokratie unterscheidet, die sich nicht um Kunst- und Meinungsfreiheit schert“. Es sei „nie um Beleidigung“ des türkischen Präsidenten gegangen. „Präsident Erdogan zu beleidigen ist mir zu doof. Ich denke, das hat man auch dem reichlich bescheuerten Schmähgedicht angemerkt.“
Scharf kritisiert er, dass das Gedicht vor allem zu Beginn der Debatte häufig aus dem Zusammenhang gerissen und für sich alleinstehend zitiert wurde. „Jeder, der dieses Gedicht aus dem Zusammenhang nimmt und losgelöst von der ganzen Nummer vorträgt, hat nicht alle Latten am Zaun“, kommentiert der Satiriker. Insbesondere die Tatsache, dass ihm sogar Vorwürfe gemacht wurden, dass er rassistisch oder türkenfeindlich sei, empfinde er als schmerzhaft. „Es geht um die Grenzen der Freiheit in Deutschland.“ Ohne ins Detail zu gehen, seien die zurückliegenden Wochen auch für den privaten Jan Böhmermann nicht leicht gewesen. Er spricht von „dramatischen Konsequenzen“, lenkt allerdings ein: „Ich neige nicht zu Selbstmitleid. Augen auf bei der Berufswahl!“
Böhmermann spart auch nicht mit deutlichen Worten gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie habe „das freie Arbeiten eines deutschen Künstlers nicht verteidigt“ und stattdessen seine Arbeit „gegenüber einem Wannabe-Diktator zur Verhandlungsmasse erklärt“. Ihn habe am meisten amüsiert, „dass die Chefin des Landes der Dichter und Denker offenbar nicht einen Moment über das Witzgedicht und besonders seine Einbindung nachgedacht hat, bevor sie sich mit ihrem öffentlichen Urteil blamiert hat“. Enttäuscht stellt er fest, dass hierzulande „weder Tucholsky, noch irgendein dahergelaufener magenkranker Osteuropäer“ darüber entscheidet, was Satire darf und was nicht, sondern „das ist nach der ganzen Nummer hier wohl klar – entscheidet immer noch die Bundeskanzlerin persönlich.“ Dabei dürfe die Kanzlerin eigentlich „nicht wackeln, wenn es um Freiheit und Menschenrechte geht. Doch stattdessen hat sie mich filetiert, einem nervenkranken Despoten zum Tee serviert und einen deutschen Ai Weiwei aus mir gemacht“.
Auf die Frage, ob er das Gedicht im Nachhein als gelungen empfinde, entgegnet der Moderator: „Ja, denn es reimt sich ganz toll. Nur in der letzten Zeile habe ich kleinere Unregelmäßigkeiten mit dem Versmaß festgestellt. Ich wünschte, man könnte es mal irgendwo komplett ansehen“, so der Seitenhieb gegenüber dem ZDF, wo der kontroverse Beitrag kurz nach der Erstausstrahlung aus der Mediathek gelöscht wurde. „Ich habe einen rumpeligen, aber komplexen Witz gemacht, mehr isses ja nicht. Und jetzt wird eben im Namen des Volkes verhandelt: Witz gegen Bundesregierung. Ich bin gespannt, wer zuletzt lacht“, blickt er dem kürzlich eröffneten Strafverfahren entgegen.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Alless (geb. 1956) am
Ich finde es gut, und es ist ja auch wichtig, das Böhmermann hinter seinem Werk steht, und es im Inhalt verteidigt, ist für mich ein Zeichen von Größe, was man bei Merkel, im Umgang mit Erdogan stark vermisst. Ich kann nur sagen mach weiter, und lass dich nicht unterkriegen.
....hat eben alles wesentliche auf den Punkt gebracht . Wie immer geht Nuhr iel differenzierter mit der Sache um und fällt nicht in diesen sehr links geprägten Automatismus wie es die meisten Künstler in diesem Land tun. Sondern findet die richtige Sätze zur Grenze der Satire, zur gelebten Freiheit in unserem Land die viele ja gleich reflexartig immer in Gefahr sehen.
Die richtgen Worte von einem wirklich gutem Satiriker !
Sir Hilary schrieb: ------------------------------------------------------- > ....hat eben alles wesentliche auf den Punkt > gebracht . Wie immer geht Nuhr iel > differenzierter mit der Sache um und fällt nicht > in diesen sehr links geprägten Automatismus wie > es die meisten Künstler in diesem Land tun. > Sondern findet die richtige Sätze zur Grenze der > Satire, zur gelebten Freiheit in unserem Land die > viele ja gleich reflexartig immer in Gefahr > sehen. > > Die richtgen Worte von einem wirklich gutem > Satiriker !
Das kann ich nur voll unterstreichen. http://www.irmscher.tv/h/images/2016/05/06/daumen_hoch_2.jpg
Nuhr ist keiner, der auf den fahrenden von links nach linkslinks fahrenden Zug aufspringt, sondern er macht sein eigenes Ding und bleibt dabei stets neutral. Was ihn aber nicht daran hindert, die Dinge klar und schonungslos aufzuzeigen und dabei teilt er nach allen Seiten aus. Einer der Besten seines Faches.
Was ich nicht verstanden beim Thema: Metaller Streik. Nuhr: "Alte Kabarettisten-Weisheit: Kann man im Streik darüber Witze machen, das Metaller streiken?" Sinngemäss. Ab der 35:00 min.
Kann mich bitte jemand darüber aufklären. Und ja, ich stehe total auf dem Schlauch.
Hier der link. http://mediathek.daserste.de/NUHR-im-Ersten-Der-Satiregipfel/Die-Sendung-vom-5-Mai-2016/Das-Erste/Video?documentId=35161292&topRessort&bcastId=1858312
faxe61 schrieb: ------------------------------------------------------- > Was ich nicht verstanden beim Thema: Metaller > Streik. > Nuhr: "Alte Kabarettisten-Weisheit: Kann man im > Streik darüber Witze machen, das Metaller > streiken?" > Sinngemäss. Ab der 35:00 min. > > Kann mich bitte jemand darüber aufklären. Und > ja, ich stehe total auf dem Schlauch.
Du hast aber gehörig falsch zitiert. Noch nicht mal sinngemäß. Nuhr sagt: "Das ist eine alte kabarettistische Frage: Darf man Witze über Beziehungen machen, während die Metaller streiken? Ist ein Streikgebrauch politisch? Oder ist er auch nur ein Beziehungsritual? Welche Probleme sind es wert, humoristisch bearbeitet zu werden?"
Ist sehr wahrscheinlich so richtig(er), andreas_n. Und was war die Aussage dabei, um alte kabarettistische Fragen zu bemühen?
Auch bei einem Streik ist Humor wichtig. Es ändert nichts an meiner Fragestellung.
andreas_n schrieb: ------------------------------------------------------- > faxe61 schrieb: > -------------------------------------------------- > ----- > > Was ich nicht verstanden beim Thema: Metaller > > Streik. > > Nuhr: "Alte Kabarettisten-Weisheit: Kann man im > > Streik darüber Witze machen, das Metaller > > streiken?" > > Sinngemäss. Ab der 35:00 min. > > > > Kann mich bitte jemand darüber aufklären. Und > > ja, ich stehe total auf dem Schlauch. > > Du hast aber gehörig falsch zitiert. Noch nicht > mal sinngemäß. > Nuhr sagt: "Das ist eine alte kabarettistische > Frage: Darf man Witze über Beziehungen machen, > während die Metaller streiken? Ist ein > Streikgebrauch politisch? Oder ist er auch nur ein > Beziehungsritual? Welche Probleme sind es wert, > humoristisch bearbeitet zu werden?"
faxe61 schrieb: ------------------------------------------------------- > Ist sehr wahrscheinlich so richtig(er), > andreas_n. > Und was war die Aussage dabei, um alte > kabarettistische Fragen zu bemühen? > > Auch bei einem Streik ist Humor wichtig. > Es ändert nichts an meiner Fragestellung.
Ich habe ja nur die zwei Minuten gesehen, aber es geht offensichtlich um Prioritäten. Was ist derzeit wichtiger? Was muss zuerst kabarettistisch/humoristisch beackert zu werden?
Und was deine Fragestellung betrifft: Du hast gar keine Frage gestellt. Du wolltest lediglich aufgeklärt werden, weil du da etwas nicht verstanden hast. Du hast aber nicht gesagt, was du nicht verstanden hast.
Ich sag es mal so: Ich lege mehr Wert auf den ersten Satz "Alte Kabarettisten-Weisheit" und du auf dem letzten Satz "Welche Probleme sind es wert, humoristisch bearbeitet zu werden?".
Aber danke für deine Meinung. Das hört sich inzwischen so platt an, aber ist ernst gemeint.
faxe61 schrieb: ------------------------------------------------------- > Ich sag es mal so: > Ich lege mehr Wert auf den ersten Satz "Alte > Kabarettisten-Weisheit"
Hm, deine "Kabarettisten-Weisheit" kommt um diesen Zeitindex doch gar nicht vor. Er redet von einer "alten kabarettistischen Frage". Kennst du den Unterschied zwischen einer Weisheit und einer Frage?
andreas_n schrieb: ------------------------------------------------------- > faxe61 schrieb: > -------------------------------------------------- > ----- > > Ich sag es mal so: > > Ich lege mehr Wert auf den ersten Satz "Alte > > Kabarettisten-Weisheit" > > Hm, deine "Kabarettisten-Weisheit" kommt um diesen > Zeitindex doch gar nicht vor. > Er redet von einer "alten kabarettistischen > Frage". Kennst du den Unterschied zwischen einer > Weisheit und einer Frage?
Nein, für mich ist das, das Gleiche. Eine Frage beeinhaltet auch Weisheit. In manchen Fällen.
faxe61 schrieb: ------------------------------------------------------- > Nein, für mich ist das, das Gleiche. > Eine Frage beeinhaltet auch Weisheit. In manchen Fällen.
Eine Antwort aber auch.
Dann wären Fragen und Antworten identisch.
Mensch, Faxe. Hör auf an den falschen Stellen zu philosophieren, sondern höre lieber mal genauer zu, was andere sagen. Denk nicht so viel darüber nach, was die Worte und Wörter deiner Meinung nach bedeuten könnten, sondern was sie für einen normalen Menschen, der ohne Faxes Spezial-Wörterbuch ("Das neue Faxe-Wörterbuch! Jetzt mit brandneuen Definitionen!") auskommen muss, bedeuten. Vielleicht fällt es dir dann leichter, zu verstehen, was sie meinen. Und dann stell deine Fragen und dann philosophiere über das Gesagte.
faxe61 schrieb: ------------------------------------------------------- > Und was der Metaller Streik mit Humor zu tun und > den Prioritäten? > > So schnell sind wir wieder am Beginn meiner > Fragestellung, wenn auch nur sinngemäss wieder > gegeben von mir.
Was hat Dein Gefasel mit dem Eingangsthread zu tun?` andreas_n sollte für Dich mal nen Stundenlohn für die Beratung in Rechnung stellen. :)
faxe61 schrieb: ------------------------------------------------------- > Und was der Metaller Streik mit Humor zu tun und > den Prioritäten? > > So schnell sind wir wieder am Beginn meiner > Fragestellung, wenn auch nur sinngemäss wieder > gegeben von mir.
Was willst du wissen?
Dies ist eine Kabarettsendung, in der zuweilen auch aktuelle Themen humoristisch betrachtet werden. Nur ist die Frage, was man betrachten soll, da man nicht alle Themen gleichzeitig beackern kann. Hast du das jetzt verstanden?
andreas_n schrieb: ------------------------------------------------------- > faxe61 schrieb: > -------------------------------------------------- > ----- > > Und was der Metaller Streik mit Humor zu tun > und > > den Prioritäten? > > > > So schnell sind wir wieder am Beginn meiner > > Fragestellung, wenn auch nur sinngemäss wieder > > gegeben von mir. > > Was willst du wissen? > > Dies ist eine Kabarettsendung, in der zuweilen > auch aktuelle Themen humoristisch betrachtet > werden. Nur ist die Frage, was man betrachten > soll, da man nicht alle Themen gleichzeitig > beackern kann. > Hast du das jetzt verstanden?
Aber, du kannst auch nicht vermitteln, was nun genau dein Problem ist.
Weißt du was? Schau am besten gar nichts mehr in deutscher Sprache und besuch auch keine deutschsprachigen Foren mehr. Deutsch ist einfach nicht deine Sprache. Probiere lieber eine andere Sprache aus.
andreas_n schrieb: ------------------------------------------------------- > faxe61 schrieb: > -------------------------------------------------- > ----- > > Nein. > > Aber, du kannst auch nicht vermitteln, was nun > genau dein Problem ist. > > Weißt du was? Schau am besten gar nichts mehr in > deutscher Sprache und besuch auch keine > deutschsprachigen Foren mehr. Deutsch ist einfach > nicht deine Sprache. Probiere lieber eine andere > Sprache aus.
Oder ein paar Faxe weniger trinken. Alkohol ist ein Nervengift,, das die Gehirnzellen austrocknet und dadurch auch meist abtötet.
Thinkerbelle >Oder ein paar Faxe weniger trinken. Alkohol ist ein Nervengift,, das die Gehirnzellen austrocknet und dadurch auch meist abtötet.>
Ich finde manches "belehrende" unter aller Sau. Die Zellen regenerieren noch weiter, auch beim Alk. (*Klugscheissermodus*) Was hat das mit dem Thema zu tun? Ja, ich bin stinkig.
OK: Geht auch so. "Sagen nicht Kleinkinder und Betrunkene die Wahrheit."
Was sollte ich vermitteln können, wenn ich was nicht verstehe, andreas_n?
Ja, die heilige, deutsche Sprache.
andreas_n schrieb: ------------------------------------------------------- > faxe61 schrieb: > -------------------------------------------------- > ----- > > Nein. > > Aber, du kannst auch nicht vermitteln, was nun > genau dein Problem ist. > > Weißt du was? Schau am besten gar nichts mehr in > deutscher Sprache und besuch auch keine > deutschsprachigen Foren mehr. Deutsch ist einfach > nicht deine Sprache. Probiere lieber eine andere > Sprache aus.
> Die Zellen regenerieren noch weiter, auch beim > Alk. (*Klugscheissermodus*)
Nicht immer, vor allem wenn sie jeden Tag dehydriert werden. Das habe ich im Studium gelernt. Sorry wenn es dich geärgert hat aber es stimmt schon. Und du bist mir viel zu sympathisch als dass ich dir den Verlust von Gehirnzellen wünsche.
> Was hat das mit dem Thema zu tun? Ja, ich bin > stinkig.
Das hat hier schon lange nichts mehr mit dem eigentlichen Thema zu tun.
Thinkerbelle >Das hat hier schon lange nichts mehr mit dem eigentlichen Thema zu tun.
Ja. Und ich habe auch nicht gleich geantwortet. Es musste sich erst ein wenig setzen für Antworten oder keine Antworten.
Oder anders: Warum hast du dann, was dazu geschrieben, Thinkerbelle? Aus diesem Grunde kann man auch die Titel des Threads anpassen. Meistens mache ich bei mir ein OT rein, ist fast inzwischen Standard bei mir.
Zum Schluss noch ein uralter Witz (sehr verkürzt): Ein Pagagei hängt neben Jesus am Kreuz und er fragt ihn: Hast du auch Kohlen bestellt?
(*Erklärung: der Papagei hatte per Telefon Koks bestellt*)
faxe61 schrieb: ------------------------------------------------------- > Was sollte ich vermitteln können, wenn ich was > nicht verstehe, andreas_n?
Jeder andere kann seine Ratlosigkeit, seine Gedanken vermitteln, wenn er etwas nicht versteht. Und so kann man gemeinsam an einer Lösung des Problems arbeiten. Du schreibst jedoch entweder in Rätseln oder antwortest nur "Nein". So kann ich nicht arbeiten. Grübel meinetwegen noch weiter; ich habe keine Lust mehr.
Du hast doch meine Fragestellung hier richtig(er) reingestellt: Was verstehst du nicht dabei?
Abgesehen von Koks und Kohlen, oder Weisheit und einer kabarettistischen Fragestelllung? Meine Grundfragestellung bleibt gleich. Danke für deinen Versuch.
andreas_n schrieb: ------------------------------------------------------- > faxe61 schrieb: > -------------------------------------------------- > ----- > > Was sollte ich vermitteln können, wenn ich was > > nicht verstehe, andreas_n? > > Jeder andere kann seine Ratlosigkeit, seine > Gedanken vermitteln, wenn er etwas nicht versteht. > Und so kann man gemeinsam an einer Lösung des > Problems arbeiten. > Du schreibst jedoch entweder in Rätseln oder > antwortest nur "Nein". So kann ich nicht arbeiten. > > Grübel meinetwegen noch weiter; ich habe keine > Lust mehr.
> Oder anders: Warum hast du dann, was dazu > geschrieben, Thinkerbelle?
Weil mir eine witzige Antwort eingefallen ist. Oder zumindest halbwitzig - mit nem Schuss Wahrheit drin.
> Aus diesem Grunde kann man auch die Titel des > Threads anpassen. > Meistens mache ich bei mir ein OT rein, ist fast > inzwischen Standard bei mir.
Ich schau immer nur den Titel im 1. Beitrag an, weil der im Forum zu sehen ist. Wenn ich in nem Thread mit x Antworten was lese oder schreibe überspringe ich den Titel des Beitrags.
> Zum Schluss noch ein uralter Witz (sehr > verkürzt): > Ein Pagagei hängt neben Jesus am Kreuz und er > fragt ihn: > Hast du auch Kohlen bestellt? > > (*Erklärung: der Papagei hatte per Telefon Koks > bestellt*)
Ich kenn den in der Version, dass der Papagei zuviel Heizöl bestellt hat und dafür an die Wand genagelt wird. Da sieht er gegenüber das Kreuz mit dem Jesus dran und ruft ihm zu: "Hey, INRI, hast du auch zuviel Heizöl bestellt?"
Man muss sich das ganze mal objektiv ansehen: Da stellt sich jemand im Fernsehen hin, kündigt einen Beitrag an, mit dem er den Unterschied zwischen der Gesetzgebung in Deutschland und der Türkei erklären will. Er gibt an, dass er weiß, dass das, was jetzt kommt, nicht erlaubt ist. (Nur ein kurzer Abriss der Original-Einleitung). Es folgt eine Beleidigung nach der anderen wie man sie in der tiefsten Gosse hört. Der einzige Unterschied zum Durchschnittsmenschen ist die Tatsache, dass Böhmermann es Satire nennt und keiner Mitleid mit dem Opfer hat. Das ist wohl der Unterschied zum Hassprediger. Wenn die in aller Öffentlichkeit gegen Menschen hetzen und es Religion nennen, ist der Aufschrei groß. Wie schon vorher erwähnt, geht es mir nicht um die Frage, was darf Satire und was nicht. Für mich ist Böhmermanns Schmähgedicht keine Satire, sondern eine Beleidigung im Deckmantel der Kunst. Er mag sein Gedicht für komplex halten, ich halte es für primitiv.
Zu Böhmermanns Interview kann ich nur eines sagen: Wenn er der Überzeugung ist, er hat richtig gehandelt und kann sein Gedicht als Satire verteidigen, dann soll er dazu stehen und die Strafe akzeptieren. Damit setzt er ein Zeichen, denn er bestätigt den Rechtsstaat. Stattdessen sind alle schuld an dem ungeheuren Medienecho, nur er nicht.
Vor kurzem habe ich Michael Mittermeier mit seinem neuen Programm Wild gesehen. Ich weiß nicht, wie viele das wissen, doch Mittermeier hat in Burma (glaube ich) einen Dokumentarfilm über einen Komiker gedreht, der von der Regierung eingesperrt und gefoltert wurde, weil er in seinen Programmen öffentlich das Regime kritisierte. Obwohl dieser Komiker wusste, dass er wieder verhaftet werden würde, hat er weiter gemacht, weil er daran geglaubt hat, dass er mit Humor etwas bewirken kann. Während ein Komiker in Birma jedes Mal sein Leben riskiert, wenn er sich auf die Bühne stellt und dennoch weiter macht, fällt Böhmermann nur ein beleidigendes Schmähgedicht ein, für das er hinterher nicht einmal selbst die Verantwortung übernimmt, obwohl er nicht um sein Leben bangen muss?
Kate schrieb: ------------------------------------------------------- > Man muss sich das ganze mal objektiv ansehen: > Da stellt sich jemand im Fernsehen hin, kündigt > einen Beitrag an, mit dem er den Unterschied > zwischen der Gesetzgebung in Deutschland und der > Türkei erklären will. Er gibt an, dass er weiß, > dass das, was jetzt kommt, nicht erlaubt ist. (Nur > ein kurzer Abriss der Original-Einleitung). Es > folgt eine Beleidigung nach der anderen wie man > sie in der tiefsten Gosse hört. Der einzige > Unterschied zum Durchschnittsmenschen ist die > Tatsache, dass Böhmermann es Satire nennt und > keiner Mitleid mit dem Opfer hat. > Das ist wohl der Unterschied zum Hassprediger. > Wenn die in aller Öffentlichkeit gegen Menschen > hetzen und es Religion nennen, ist der Aufschrei > groß. > Wie schon vorher erwähnt, geht es mir nicht um > die Frage, was darf Satire und was nicht. Für > mich ist Böhmermanns Schmähgedicht keine Satire, > sondern eine Beleidigung im Deckmantel der Kunst. > Er mag sein Gedicht für komplex halten, ich halte > es für primitiv. > > Zu Böhmermanns Interview kann ich nur eines > sagen: > Wenn er der Überzeugung ist, er hat richtig > gehandelt und kann sein Gedicht als Satire > verteidigen, dann soll er dazu stehen und die > Strafe akzeptieren. Damit setzt er ein Zeichen, > denn er bestätigt den Rechtsstaat. Stattdessen > sind alle schuld an dem ungeheuren Medienecho, nur > er nicht. > > Vor kurzem habe ich Michael Mittermeier mit seinem > neuen Programm Wild gesehen. Ich weiß nicht, wie > viele das wissen, doch Mittermeier hat in Burma > (glaube ich) einen Dokumentarfilm über einen > Komiker gedreht, der von der Regierung eingesperrt > und gefoltert wurde, weil er in seinen Programmen > öffentlich das Regime kritisierte. > Obwohl dieser Komiker wusste, dass er wieder > verhaftet werden würde, hat er weiter gemacht, > weil er daran geglaubt hat, dass er mit Humor > etwas bewirken kann. > Während ein Komiker in Birma jedes Mal sein Leben > riskiert, wenn er sich auf die Bühne stellt und > dennoch weiter macht, fällt Böhmermann nur ein > beleidigendes Schmähgedicht ein, für das er > hinterher nicht einmal selbst die Verantwortung > übernimmt, obwohl er nicht um sein Leben bangen > muss?
Kate, dir geht es nicht um die Frage, was Satire darf und was nicht. Aber genau das ist der eigentliche Punkt. Dieses "Schmähgedicht" war so offensichtlich dämlich, überzogen und über das Ziel hinaus geschossen, dass die eigentliche Satire nicht zwangsläufig in dem Gedicht steckt, sondern in sämtlichen Reaktionen darauf - von der Erdogan und der Kanzlerin, bis zu dir persönlich. Das ist der eigentliche Witz.
Böhmermann hat an Kritik zur Entscheidung der Bundeskanzlerin nicht gespart. Er weiß aber auch, dass nur Gerichte rechtskräftige Urteile fällen und hält sich deshalb zurück. Das ist sein gutes Recht. Bei dem wenigen an Äußerungen, die bisher von Böhmermanns Seite kamen, kann man ihm nicht vorwerfen, dass er den Skandal bisher sonderlich ausgeschlachtet hätte. Klar, er dürfte sich mehr PR für sich und seine Sendung versprochen haben, und er wäre nicht auf der Fernsehbühne, wenn ihn nicht ein gewisses Maß an Narzissmus, Eitelkeit und einen Hang zur Selbstdarstellung dorthin getrieben hätte. Bis jetzt sehe ich aber nicht, dass das Überhand nimmt.
Außerdem muss nicht jeder zwangsläufig zum Märtyrer werden und hohe Risiken eingehen, der über Satire gesellschaftlich etwas verändern will. Das ist zuweilen vielleicht bewundernswert, grenzt aber manchmal auch an Selbstaufgabe über jede Gebühr.
Gerade deshalb finde ich die Vergleiche mit dem Handeln anderer Komiker so schwierig. Die Legitimation des Anliegens und der grundsätzlichen Intention ändert sich nicht durch die Probleme und Steine, die einem dabei in den Weg gelegt werden. Deshalb finde ich auch Anmerkungen wie "Der soll sich mal in Ankara/Mekka/wo auch immer auf den Marktplatz stellen und solche Witze reißen" etwas obskur. In eine ähnliche Schiene würde ich auch deinen Burma/Birma-Vergleich einordnen wollen.
Klar ist das bei uns einfacher zu opponieren und zu kritisieren, als vielleicht in Burma, Saudi-Arabien - wie der Fall Badawi aufzeigt - oder in der Türkei, oder auch damals im Dritten Reich.
Wenn aber die widrigen Umstände und der Willen zur kompletten Selbstaufgabe die Messlatte sein soll, dann wäre fast schon jegliche kritische Satire in diesem Land nutzlos.
Wenn man Böhmermanns Treiben in seiner Gesamtheit etwas verfolgt, dann kann man schon erkennen, dass Selbstverliebtheit und Eitelkeit auch nicht die alleinige Triebfeder seines Schaffens sind. Der hat durchaus politische Anliegen in zentralen Fragen - auch wenn er viel Klamauk verbreitet. Dahinter sehe ich persönlich nämlich zwischen dem ganzen Klamauk schon klare Standpunkte zu Themen wie Demokratie und freiheitlich-rechtliche Grundordnung, Menschenrechte, Säkularismus - aufklärerische, humanistische Werte, und zwar ausdrücklich nicht, weil ich Böhmermann unbedingt als Projektionsfläche dafür bräuchte, sondern weil das immer dann bemerkbar ist, wenn er einen ernsteren Ton anschlägt, in seinen verschiedenen Fernseh- und Radiosendungen, wie auch in einigen Interviews, die man beispielsweise auf Youtube sehen kann.
Isaak_Hunt schrieb: ------------------------------------------------------- > Kate, dir geht es nicht um die Frage, was Satire > darf und was nicht. Aber genau das ist der > eigentliche Punkt. > Dieses "Schmähgedicht" war so offensichtlich > dämlich, überzogen und über das Ziel hinaus > geschossen, dass die eigentliche Satire nicht > zwangsläufig in dem Gedicht steckt, sondern in > sämtlichen Reaktionen darauf - von der Erdogan > und der Kanzlerin, bis zu dir persönlich. > Das ist der eigentliche Witz. > > Böhmermann hat an Kritik zur Entscheidung der > Bundeskanzlerin nicht gespart. Er weiß aber auch, > dass nur Gerichte rechtskräftige Urteile fällen > und hält sich deshalb zurück. Das ist sein gutes > Recht. > Bei dem wenigen an Äußerungen, die bisher von > Böhmermanns Seite kamen, kann man ihm nicht > vorwerfen, dass er den Skandal bisher sonderlich > ausgeschlachtet hätte. > Klar, er dürfte sich mehr PR für sich und seine > Sendung versprochen haben, und er wäre nicht auf > der Fernsehbühne, wenn ihn nicht ein gewisses > Maß an Narzissmus, Eitelkeit und einen Hang zur > Selbstdarstellung dorthin getrieben hätte. Bis > jetzt sehe ich aber nicht, dass das Überhand > nimmt. > > Außerdem muss nicht jeder zwangsläufig zum > Märtyrer werden und hohe Risiken eingehen, der > über Satire gesellschaftlich etwas verändern > will. Das ist zuweilen vielleicht bewundernswert, > grenzt aber manchmal auch an Selbstaufgabe über > jede Gebühr. > > Gerade deshalb finde ich die Vergleiche mit dem > Handeln anderer Komiker so schwierig. Die > Legitimation des Anliegens und der > grundsätzlichen Intention ändert sich nicht > durch die Probleme und Steine, die einem dabei in > den Weg gelegt werden. > Deshalb finde ich auch Anmerkungen wie "Der soll > sich mal in Ankara/Mekka/wo auch immer auf den > Marktplatz stellen und solche Witze reißen" etwas > obskur. In eine ähnliche Schiene würde ich auch > deinen Burma/Birma-Vergleich einordnen wollen. > > Klar ist das bei uns einfacher zu opponieren und > zu kritisieren, als vielleicht in Burma, > Saudi-Arabien - wie der Fall Badawi aufzeigt - > oder in der Türkei, oder auch damals im Dritten > Reich. > > Wenn aber die widrigen Umstände und der Willen > zur kompletten Selbstaufgabe die Messlatte sein > soll, dann wäre fast schon jegliche kritische > Satire in diesem Land nutzlos. > > Wenn man Böhmermanns Treiben in seiner Gesamtheit > etwas verfolgt, dann kann man schon erkennen, dass > Selbstverliebtheit und Eitelkeit auch nicht die > alleinige Triebfeder seines Schaffens sind. Der > hat durchaus politische Anliegen in zentralen > Fragen - auch wenn er viel Klamauk verbreitet. > Dahinter sehe ich persönlich nämlich zwischen > dem ganzen Klamauk schon klare Standpunkte zu > Themen wie Demokratie und freiheitlich-rechtliche > Grundordnung, Menschenrechte, Säkularismus - > aufklärerische, humanistische Werte, und zwar > ausdrücklich nicht, weil ich Böhmermann > unbedingt als Projektionsfläche dafür bräuchte, > sondern weil das immer dann bemerkbar ist, wenn er > einen ernsteren Ton anschlägt, in seinen > verschiedenen Fernseh- und Radiosendungen, wie > auch in einigen Interviews, die man beispielsweise > auf Youtube sehen kann.
Klasse Beitrag! Der Beste, was ich hier bisher im Forum zur "Böhmermann-Satire" gelesen habe.
wunschliste.de schrieb: ------------------------------------------------------- > Enttäuscht > stellt er fest, dass hierzulande "weder Tucholsky, > noch irgendein dahergelaufener magenkranker > Osteuropäer" darüber entscheidet, was Satire > darf und was nicht, sondern "das ist nach der > ganzen Nummer hier wohl klar - entscheidet immer > noch die Bundeskanzlerin persönlich."
Nein, das entscheidet ein deutsches Gericht.
> Doch > stattdessen hat sie mich filetiert, einem > nervenkranken Despoten zum Tee serviert
Wenn sie ihn an die türkische Justiz ausgeliefert hätte, dann würde ich ihm ja zustimmen. Aber er kommt vor ein deutsches Gericht wo nach deutschem Recht darüber entschieden hätte. Wenn er das "filetiert und einem Despoten zum Tee serviert" nennt, dann beleidigt er damit die deutsche Justiz. Und diese Aussage widerspricht auch diametral jener:
> Er spricht von "dramatischen > Konsequenzen", lenkt allerdings ein: "Ich neige > nicht zu Selbstmitleid. Augen auf bei der > Berufswahl!"
> "Ich habe einen > rumpeligen, aber komplexen Witz gemacht, mehr > isses ja nicht. Und jetzt wird eben im Namen des > Volkes verhandelt: Witz gegen Bundesregierung. Ich > bin gespannt, wer zuletzt lacht", blickt er dem > kürzlich eröffneten Strafverfahren entgegen.
Mal ganz abgesehen davon, dass ich in dem "Witz" nichts Komplexes entdecken konnte. Es heißt nun Witz gegen Justiz und nicht Witz gegen Bundesregierung. Wenn er den Unterschied nicht kennt, dann hat er dasselbe Demokratieverständnis wie Erdogon.
Also wenn ich eines überhaupt nicht leiden kann , dann sind das Leute die kräftig austeilen, aber bei Gegenwind anfangen zu heulen !
Der einzige Punkt wo ich mit Böhmermann solidarisch bin, sind die widerwärtigen Anfeindungen und Drohungen die sich gegen seine Person bzw. gegen seine körperliche nversehrtheit richten.
Aber jetzt der Kanzlerin die alleinige Schuld zu geben . Und dann so zu tun, als hätten ja viele sein "Intullektuelles "Kasperltheater nicht kapiert - Nee. Entweder ich geh mit Eiern in der Hose raus und lass meine Gedanken "Satirisch" spielen, oder das Spielfeld ist eben nix für mich...
Sir Hilary schrieb: ------------------------------------------------------- > Also wenn ich eines überhaupt nicht leiden kann , > dann sind das Leute die kräftig austeilen, aber > bei Gegenwind anfangen zu heulen ! > > Der einzige Punkt wo ich mit Böhmermann > solidarisch bin, sind die widerwärtigen > Anfeindungen und Drohungen die sich gegen seine > Person bzw. gegen seine körperliche nversehrtheit > richten.
Da stimme ich dir zu.
> Aber jetzt der Kanzlerin die alleinige Schuld zu > geben . Und dann so zu tun, als hätten ja viele > sein "Intullektuelles "Kasperltheater nicht > kapiert - Nee. Entweder ich geh mit Eiern in der > Hose raus und lass meine Gedanken "Satirisch" > spielen, oder das Spielfeld ist eben nix für > mich...
Auf der anderen Seite hat Merkel auch eine subjektive Aeusserung zu Böhmermann gemacht und sich dafür auch entschuldigt. Dem Verfahren nach 103 hat sie zusgestimmt. Das nur zur reinen Faktenlage. Ich muss zugegeben, ich bin irgendwie bem Fall Böhmermann, noch sehr zwiegespalten.
Diese ausschweifende Debatte führt ja auch jeden ad absurdum , der behauptet in unserem Land wäre die Meinungsfreiheit eingeschränkt . Dabei sind jeden Tag zig Talkshows , Zeitungs und TV Berichte und die vielen vielen Diskussionen im Internet der gegenteilige Beweis.
Aber der Intellektuelle Geist - oder möchtegern Intellektuelle - echaufiert sich gerne um damit seine Existenzberechtigung zu unterstreichen...
Menschenrechte jucken in Deutschland weder Parteien, noch Politiker, noch Parlamente, noch Bundesregierung, noch Justiz (vom AG bis zum BVerfG), noch die Verwaltung, noch sonstwen von der Staatsmafia. Da kann der EGMR jahrelang urteilen was er will, in Deutschland geht Staatsräson über alles. Selbst der deutsche Vertreter bei EGMR fühlt sich dieser weiter verpflichtet und stimmt unverdrossen in den Urteilen gegen die Richtermehrheit aus den anderen Ländern. Menschenrechte in Deutschland? Das wüsst ich aber.