Bill Cosby verurteilt: Mindestens drei Jahre Gefängnis nach Sexualverbrechen

81-Jähriger hatte 2004 Frau unter Drogen gesetzt und missbraucht

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 25.09.2018, 22:33 Uhr

Bill Cosby in der „Die Bill Cosby Show“ – Bild: NBC
Bill Cosby in der „Die Bill Cosby Show“

Am heutigen Dienstag erging im Fall Bill Cosby das Urteil. Der Schauspieler muss „mindestens drei, aber nicht mehr als zehn Jahre“ in einem Staatsgefängnis verbringen. Frühestens nach drei Jahren kann der derzeit 81-Jährige einen Antrag darauf stellen, unter einer anderen Art von Aufsicht aus dem Gefängnis freizukommen, etwa Hausarrest.

Bereits vor sechs Monaten hatte ein Geschworenengericht Bill Cosby für schuldig befunden, im Jahr 2004 Andrea Constand mit drei Pillen und einem Schluck Wein betäubt zu haben und sich danach sexuell mit seinen Händen an ihr vergangen zu haben („aggravated indecent assault“ – etwa „schweres Sexualverbrechen“).

Bei einer zweitägigen Anhörung ging es nun um das Strafmaß. Unter Hinweis auf das Alters des Angeklagten und dessen stark eingeschränkte Sehkraft hatten dessen Anwälte appelliert, ihn unter „Hausarrest“ zu stellen, zumal er nach deren Argumentation ein ähnliches Verbrechen kein weiteres Mal begehen werde. Die Anklage hatte eine Gefängnisstrafe in Höhe von fünf bis zehn Jahren gefordert.

Nach der jetzigen Urteilsverkündung haben Cosbys Anwälte eine Berufung angekündigt und hatten einen Antrag gestellt, ihren Mandanten bis zu einem weiteren Prozess auf Kaution freizulassen. Das wurde aber abgelehnt – zumal es im Prozess augenscheinlich die Taktik der Anwälte gewesen war, ein Prozessende und mögliche Verurteilung durch Anträge hinauszuschieben.

Cosby wurde zudem als „sexually violent predator“ verurteilt, also als Sexualstraftäter, der in einer Kartei registriert ist und sich bei einem Wohnortwechsel als solcher zu erkennen geben muss.

Das Verbrechen
Cosbys Opfer Constand war Angestellte als Leiterin des Frauen-Basketball-Teams der Temple University – die hatte einst auch Cosby besucht und war nach seinem Durchbruch zu einem der Honoratioren dort geworden – ab 1982 gehörte er zum Board of Trustees der Einrichtung. Dadurch lernte Constand Cosby 2002 kennen, war häufiger zu Veranstaltungen und Treffen bezüglich der Universität in Cosbys Privathaus zu Gast und freundete sich über die Jahre mit ihm an. Am fraglichen Abend im Januar 2004 hatte sie ihn aufgesucht und sich über Arbeitsstress ausgelassen, woraufhin ihr Cosby die Pillen gegeben, aber deren Wirkung verharmlost hatte. Constand berichtet davon, dass Cosby sie an der Brust angegrapscht, einen Finger in sie eingeführt habe und ihre Hand an seinen Penis gelegt habe, während sie im betäubten Zustand außer Gefecht war. Als sie gegen 4 Uhr morgens wieder zu sich kam, war ihre Bekleidung im Zimmer verstreut.

Constand verließ ihren Job und zeigte den Fall mit knapp einjähriger Verzögerung an. Allerdings beschloss die Staatsanwaltschaft schließlich, dass im Wesentlichen Aussage gegen Aussage stünde und der Fall vor Gericht keine Aussicht darauf habe, von Geschworenen mit einer Verurteilung Cosbys „jenseits jedes angemessenen Zweifels“ zu enden. Constand reichte in der Folge Zivilklage ein – und hatte 13 Zeuginnen parat. Letztendlich verglich sie sich mit Cosby – dazu gehörte eine Zahlung von Cosby in Höhe von mehr als drei Millionen US-Dollar sowie auch eine Verschwiegenheitsklausel.

Hintergrund
Als Bill Cosby Anfang 2014 begann, eine neue Serie für NBC zu entwickeln, kamen zahlreiche Anschuldigungen gegen ihn an die Öffentlichkeit, dass er Frauen bei zunächst einvernehmlichen Treffen unter Drogen gesetzt und sich dann sexuell an ihnen vergangen haben sollte. Das soll, wie es später dargestellt wurde, in Teilen der Entertainment-Branche ein offenes Geheimnis gewesen sein. Allerdings waren die meisten der ihm von insgesamt 60 Frauen nun konkret vorgeworfenen Taten aus rechtlicher Sicht „verjährt“ gewesen.

Cosbys Leugnung der zahlreichen neuen Anschuldigungen sorgten schließlich dafür, dass Constand gegen die „Verschwiegenheitsklausel“ klagte, da Cosby ebenfalls dagegen verstoßen habe. In der Vorbereitung auf den Zivilprozess hatte Cosby in einer Zeugenaussage zugeben müssen, sich Betäubungsmittel verschafft zu haben mit der Absicht, sie nicht selbst zu nehmen. So wurde der strafrechtliche Fall neu aufgerollt.

Da es – aufgrund der langen Verjährungsfrist für schwere Sexualstraftaten im Bundesstaat Pennsylvania – von den bekannt gewordenen Vorwürfen der einzige noch rechtlich greifbare Vorwurf gegen Cosby war, ruhten die Hoffnungen seiner 60 Anklägerinnen auf dem jetzigen Verfahren. So war auch eine der zentralen Fragen im Verfahren, ob Frauen, deren Anschuldigungen verjährt waren, hier ihre Fälle vortragen dürften, um Constands Aussage dahingehend zu unterstützen, dass sie Opfer eines wiederholten Handlungsmusters von Cosby geworden sei. Dabei spielt auch hinein, das Cosby die gesamte „Freundschaft“ mit Constand darauf hin inszeniert haben könnte, eine Gelegenheit zum späteren Missbrauch herzustellen.

In einem ersten Verfahren gegen Cosby konnten die Geschworenen zu keinem einhelligen Urteilsspruch kommen – Cosby war somit weder verurteilt noch für unschuldig befunden worden. Die Staatsanwaltschaft machte von ihrem Recht Gebrauch, ein weiteres Verfahren anzustrengen. Nachdem die Geschworenen hierbei vor sechs Monaten festgestellt hatten, dass Constands Darstellung ohne Zweifel richtig war, stand nun diese Woche die Verkündung des Strafmaßes durch den Richter an. Auch hier spielten die Aussagen der anderen Anklägerinnen hinein, denn es ging um die Frage der besonderen Schwere der Schuld, ob Cosby – obwohl nicht vorbestraft – als besonders schwerer Straftäter verurteilt werden müsse.

Zur Person
Bill Cosby wurde Mitte der 1960er Jahre mit der Spionage-Serie „Tennisschläger & Kanonen“ bekannt. Cosby war schon früher als Comedian aktiv, in der Serie wurde er zum ersten Schwarzen mit einer Hauptrolle in der US-Primetime. Mit der Serie „Bill Cosby“ Ende der 1960er und der enorm populären „Bill Cosby-Show“ wurde er zum Star. Dabei hatte Cosby stets ein biederes Image abgegeben und auf Familienwerte gepocht.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    ach du meine Güte - das hätte ich nie von ihm gedacht.

    Ich war ein Fan von seiner Bill-Cosby-Show
    • (geb. 1963) am

      Viel zu wenig für so ein Schwein! Der gehört für immer weggesperrt, dieser perverse Verbrecher! Man dürfe nie wieder was von ihm hören! Die armen Frauen, die tun mir wirklich richtig leid

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