ARD/​ZDF-Studie: Unter-30-Jährige schauen mehr on Demand als linear

Durchschnittlicher Videokonsum der Deutschen liegt bei mehr als drei Stunden pro Tag

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 10.10.2018, 11:54 Uhr

ARD/ZDF-Studie: Unter-30-Jährige schauen mehr on Demand als linear – Durchschnittlicher Videokonsum der Deutschen liegt bei mehr als drei Stunden pro Tag – Bild: ARD/ZDF

Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF haben auch in diesem Jahr wieder eine Onlinestudie zum Nutzungsverhalten und den Sehgewohnheiten der Zuschauer durchgeführt. Nun liegen die Ergebnisse vor, die im Rahmen der Studie „Medien und ihr Publikum (MiP)“ im Auftrag der ARD/​ZDF-Medienkommission erhoben wurden.

Laut der Studie verbringt im Jahr 2018 eine Person ab 14 Jahren täglich 202 Minuten (3:22 Stunden) mit dem Ansehen von Fernsehsendungen oder Videos. Dabei beträgt der Anteil der linearen Nutzung – also des Konsums der Sendung zum Zeitpunkt der Ausstrahlung unabhängig vom Empfangsweg – 163 Minuten, während der On-Demand-Anteil aktuell bei 39 Minuten liegt. Dies entspricht einem Verhältnis von 81 zu 19 Prozent. Große Unterschiede werden allerdings deutlich, wenn man bestimmte Altersgruppen betrachtet: So schauen 14- bis 29-Jährige mittlerweile mehr on Demand als linear – das Verhältnis liegt bei 46 zu 54 Prozent. Anders sieht das Verhältnis bereits bei den 30- bis 49-Jährigen aus, wo immer noch 75 Prozent der Inhalte „live“ konsumiert werden und 25 Prozent auf Abruf.

(Bild: ARD/​ZDF/​PG Multimedia/​pixelpublic.)


Es ist klar ersichtlich, dass jüngere Zuschauer Inhalte verstärkt on Demand konsumieren, anstatt sich an bestimmte Ausstrahlungstermine zu binden. Dies hat auch Dr. Thomas Bellut, ZDF-Intendant und Vorsitzender der ARD/​ZDF-Medienkommission, erkannt: „Die aktuellen Ergebnisse dokumentieren die hohe Relevanz, unsere Inhalte auf Abruf verfügbar zu machen. Wir stehen die nächsten Jahre vor der Herausforderung, unsere vielfältigen Informations- und Unterhaltungsangebote dem jüngeren Publikum bekannt und auffindbar zu machen – dabei werden wir unser Nachrichtenangebot passgenau für das Netz konfektionieren.“

Bezogen auf die Nutzung des Internets sind laut der Studie im Vergleich zum Vorjahr noch einmal knapp eine Million neue User hinzugekommen. Generell habe die Nutzungszeit weiter zugenommen, wobei der größte Zuwachs auf das Sehen, Hören und Lesen von Inhalten sowie auf die Kommunikation im Netz entfällt. Demnach sind aktuell 63,3 Millionen Menschen ab 14 Jahren in der deutschsprachigen Bevölkerung online – dies entspricht einem Anteil von 90,3 Prozent und einer Steigerung von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders deutlich ist die Anzahl der Menschen gestiegen, die das Internet täglich nutzen, das Plus liegt hier bei 3,8 Millionen. Betrachtet man den Zuwachs seit 2015, so hat sich dieser Personenkreis um knapp 10 Millionen Menschen, von 44,5 auf 54,0 Millionen, erhöht und liegt aktuell bei 77 Prozent.

(Bild: ARD/​ZDF/​PG Multimedia/​pixelpublic.)


Das Internet wird zum Medienkonsum von 39 Prozent täglich genutzt. Der Rest verteilt sich auf die Nutzung von Messenger-Diensten sowie das Surfen, Shoppen, Suchen und Spielen. Die tägliche Nutzungszeit des Internets ist auf durchschnittlich 196 Minuten (3:16 Stunden) angestiegen – das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs um 47 Minuten. Deutliche Unterschiede gibt es auch hier abhängig vom Alter: Die Unter-30-Jährigen sind fast sechs Stunden täglich online, während die Ab-70-Jährigen nicht einmal eine Stunde pro Tag das Internet nutzen.

Im Detail beträgt die wöchentliche Nutzung von Video-Online-Angeboten aktuell durchschnittlich 60 Prozent, im Vorjahr waren es noch 52 Prozent. Der Zuwachs basiert auf Nutzungssteigerungen bei Videoportalen (39 Prozent nutzen sie mindestens einmal wöchentlich), bei Video-Streamingdiensten (31 Prozent) sowie bei Sendungen in den Onlineangeboten der Fernsehsender (24 Prozent). Darüber hinaus hat auch die wöchentliche Nutzung von Audio-Inhalten weiter zugenommen: Mit 49 Prozent (plus 3 Prozentpunkte) hört rund die Hälfte der deutschsprachigen Bevölkerung einmal in der Woche oder häufiger Audioformate im Internet. Musik-Streamingdienste wie Spotify, Apple Music oder Amazon Music werden mit dynamischem Wachstum von 27 Prozent wöchentlich oder öfter genutzt. Konstant 14 Prozent hören Radioprogramme live über das Internet, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 20 Prozent. Die On-Demand-Nutzung von Radiosendungen und Audio-Podcasts liegt in etwa auf dem Niveau des Vorjahres: 4 bzw. 3 Prozent der Menschen nutzen diese Angebote mindestens einmal pro Woche.

Die Ergebnisse der ARD/​ZDF-Onlinestudie 2018 beruhen auf dem fusionierten Datensatz der Gesamtkonzeption, wobei der Kerndatenbestand im Jahr 2018 auf einer repräsentativen Dual-Frame-Stichprobe von insgesamt 2.009 deutschsprechenden Personen ab 14 Jahren in Deutschland basiert. Die Feldarbeit wurde von Ende Januar bis Mitte April 2018 vom Institut GfK MCR durchgeführt.

Abstimmung: Wie konsumiert ihr TV-Sendungen?

Auch wir würden gerne von euch wissen, wie ihr mittlerweile eure Lieblingsserien und -sendungen konsumiert: (Diese Abstimmung wurde bereits beendet.)
  • 1.überwiegend zeitversetzt als programmierte Aufzeichnung (44,44%)
  • 2.überwiegend bei Steeamingdiensten wie Netflix, Prime Video oder Maxdome (27,78%)
  • 3.unterschiedlich, abhängig von Zeit/Lust (22,22%)
  • 4.überwiegend linear im Fernsehen (5,56%)
  • 5.überwiegend online in den Sender-Mediatheken (0,00%)
  • 6.andere (0,00%)

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Leider habe ich die Abstimmung versäumt, aber so wie ihr hier gefragt habt, finde ich es bei weitem sinnvoller als die Umfrage der öffentlich rechtlichen.
    Zeitversetzt und Live in einen Topf zu werfen ist finde ich irreführend.
    Denn hätte ich nicht die Möglichkeit Sendungen aufzuzeichnen und diese dann anzusehen, wann ich sie möchte und wann ich Zeit habe, dann würde ich wohl auch einen Streamingdienst bevorzugen. Hingegen zwischen Facebook und Instagramm zu unterscheiden, aber Youtube einfach in Videoportale untergehen zu lassen, macht auch wenig Sinn - meiner Meinung nach.
    Diese Umfrage der ARD/ZDF/usw. macht nur dann Sinn, wenn sie ihr eigenes Portal genau einem von Facebook etc. nachbauen wollen ;-)
    • (geb. 1974) am

      Das Programm der öffentlich rechtlichen ist in den letzten Jahren besser geworden wie die Privaten, die fast nur noch aus Wiederholungen von Krimi-Serien und Doku-Soaps bestehen. Selbst Filme werden oft vierteljährlich wiederholt. Wenn ich noch Free-TV gesehen hab, dann eher Neo, One etc. Meistens waren es aber nur Nachrichten, ansonsten lief der BD Player. Im April hab ich mir Netflix angeschafft u. ich bin sehr glücklich damit. Endlich kann ich entscheiden, wann ich was u. wie lang gucken möchte. Dann noch ohne Werbung u. für wenig Geld. Hätte ich vorher schon erkannt, das ich ein Gerät besitze, womit ich netflixen kann, wäre es wohl schon vor Jahren gewesen! Nebenbei: ich bin über 40 !
      • am

        Achja, ganz vergessen: Bin gaaanz weit Ü30. :-D
        • am

          99 % VoD und das schon weit länger als 10 Jahre! Die ÖR (Was auf One oder Neo läuft, kenne ich halt meist schon) haben fast bloß Rosamunde-Pilcher-&-Co-Kram, was meine alte Mutter gerne sieht und die Privaten zerstückeln alles mit Werbung, verschieben Ausstrahlungen oder brechen Serien mittendrin ab. Ohne mich!
          • (geb. 1984) am

            Solange die ARD nicht das Angebot im Web ausbaut und nach mehr Geld heult geschweige mal wieder in Konkutrenz zu Netflix, Prime oderden Privaten treten möchte ist mir das egal
            • am via tvforen.de

              Bin Ü30, aber dennoch oute ich mich als Mediatheken-Nutzerin. Manche Formate von funk auf YouTube wie etwa das "Y-Kollektiv" oder "Die Frage" sind schon sehr interessant, informativ und tiefgründig.

              Ebenso höre und/oder speichere ich zeitversetzt Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

              Gruß,
              Wicket

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