ARD hält weiter an Plänen für gemeinsame Digitalkanäle fest
Marmor: „Lasst uns das Beste von Einsfestival und ZDFneo nehmen“
Michael Brandes – 17.04.2013, 15:23 Uhr

Obwohl das ZDF die am Montag verbreitete ARD-Idee von gemeinsam betriebenen Digitalkanälen umgehend abgelehnt hatte, will Lutz Marmor den Gedanken noch nicht ad acta legen. Ein halbwegs konkretes Konzept für einen partnerschaftlichen Jugendkanal konnte der ARD-Chef auf der heutigen Pressekonferenz zur Intendantensitzung allerdings nicht präsentieren.
In Zeiten finanzieller Sparsamkeit sollten ARD und ZDF ihre Kräfte bündeln, sagte Marmor. So entwickelten die ARD-Intendanten zu Wochenbeginn die Idee, die bislang sechs Digitalkanäle von ARD und ZDF zu verschmelzen: EinsPlus und ZDFkultur werden zu einem Jugendkanal, Einsfestival und ZDFneo fusionieren zu einem Sender für die unter 50-jährigen Erwachsenen, tagesschau24 und ZDFinfo bilden einen gemeinsamen Nachrichtenkanal (fernsehserien.de berichtete).
„Gemeinsam sind wir, davon bin ich wirklich auch innerlich überzeugt, stärker“, betrieb Marmor heute noch einmal Werbung in eigener Sache und verwies auf die bereits bestehenden Kooperationen der öffentlich-rechtlichen Sender bei KiKa und Phoenix. „Lasst uns das Beste von Einsfestival und ZDFneo nehmen“, sei die Grundüberlegung gewesen, und auch der gescheiterte ZDFkultur-Kanal hätte schließlich einige sehenswerte junge Programme hervorgebracht.
Ein fertiges Konzept hatte Marmor noch nicht parat, als er seinen ZDF-Kollegen Thomas Bellut am Montag kurz telefonisch über die Idee informierte. Es handele sich zunächst auch lediglich „um ein Gesprächsangebot an das ZDF“ im Wissen, dass beide Sender nicht weiter wachsen werden und für zukünftige Projekte wohl keine zusätzliche Gelder bekommen werden. „Wir können das ZDF natürlich nicht zwingen, das ist am Ende des Tages eine Aufgabe der Länder“, hofft Marmor auf Unterstützung aus der Politik.
Das ZDF hatte noch am gleichen Tag ablehnend reagiert und dabei einen gewissen Wettbewerbsgedanken durchschimmern lassen. So sei es „zwar nachvollziehbar, dass sich die ARD am Erfolg der ZDF Digitalkanäle ZDFneo und ZDFinfo beteiligen möchte, die beide mit 0,9 und 0,6 Prozent Marktanteil weit mehr Zuschauer erreichen als die Digitalableger der ARD“. Das ZDF benötige jedoch eigene Digitalkanäle, um neue Formate und Moderatoren zu erproben. Zudem habe der Sender mit dem Verzicht auf ZDFkultur „deutlich gemacht, dass es bereit und in der Lage ist, Einsparungen im eigenen Verbund zu realisieren und erwartet Gleiches auch von der ARD“.
Marmor räumte heute zwar ein, dass die Mainzer mit ihrem Digitalangebot gegenwärtig besser aufgestellt sind als der ARD-Senderverbund, jedoch habe das ZDF bislang auch mehr Geld investiert. Zudem gebe es programmlich beim Nachbarn durchaus noch Luft nach oben: „ZDFneo ist ja auch nicht so, dass man sagt, das ist das perfekte Programm für die Zielgruppe. Es geht ja auch um Weiterentwicklung“.
Den Gegenvorschlag des ZDF, die 30- bis 59-Jährigen an ZDFneo und ZDFinfo zu binden und der ARD dafür den Aufbau eines Jugendkanals für die unter 30-Jährigen zu überlassen, lehnte Marmor ab. „Es spricht doch alles dafür, eine Altersschichtung gemeinsam zu machen“, sagte er. Offen blieb unter anderem auch die Frage, ob die ARD für den Aufbau eines gemeinsamen Nachrichtenkanals wirklich auf den Namen ‚tagesschau24‘ verzichten würde. „Natürlich ist ‚Tagesschau‘, das werden auch die ZDF-Kollegen nicht bestreiten, die starke Marke. Das wird eine Rolle spielen“, so Marmor.
Wirklich ausgereift sind die ARD-Gedankenspiele also wahrlich nicht. Keine Lösung ist allerdings die Gegenposition des ZDF, den dringend erforderlichen Jugendkanal erst einmal bis 2017 auszusitzen und auf zusätzliche Gelder zu hoffen.
Rückendeckung erhielt die ARD inzwischen wenig überraschend von den Privatsendern. Der ARD-Vorschlag sei eine klare Kehrtwende hin zum Ansatz „Weniger ist mehr“, der bereits vor Jahren vorbildlich von der BBC betrieben worden sei, heißt es in einer Stellungnahme des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT). In der ablehnenden Reaktion des ZDF sieht der Verband einige Fehleinschätzungen: „Zum einen handelt es sich bei ARD und ZDF nicht – wie die Mitteilung des ZDF vermuten lässt – um zwei konkurrierende Unternehmen sondern um zwei Anstalten des öffentlichen Rechts, die möglichst effizient ihren Auftrag erfüllen sollen. Wer dabei von wem profitiert, ist vollkommen irrelevant.“ Außerdem sei der Quotenzuwachs bei ZDFinfo „vor allem darauf zurückzuführen, dass der Sender sich im Gegensatz zu tagesschau24 in erheblichem Maß von seiner eigentlichen Ausrichtung gelöst hat.“
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Stefan_G (geb. 1963) am
Wieso denn das!? Ich denk, der "ZDF Kultur"-Kanal fällt dem Sparzwang zum Opfer!! Oder war das jezt scherzhaft gemeint, SAS Malko?SAS Prinz Malko am via tvforen.de
"EinsPlus und ZDFkultur werden zu einem Jugendkanal, Einsfestival und ZDFneo fusionieren zu einem Sender für die unter 50-jährigen Erwachsenen"
damit wären es ja dann beide "Jugendkanäle" ;-)Stefan_G (geb. 1963) am
Was soll denn dieser Blödsinn jetzt!? Hat Herr Marmor Langewiele - oder was!!?
Nachdeem der "ZDF Kultur"-Kanal leider eingestellt wird, sollte man es eben alles so belassen, wie es jetzt ist.
Scheißt doch auf die Quoten - mannomann!
Was besseres fällt euch wohl nicht ein - oder was. Oder wie...