ARD-alpha: Privatsender-Verband kritisiert bevorstehende Umwandlung
„Wenn das durchgeht, braucht man keine Rundfunkstaatsverträge mehr“
Michael Brandes – 11.06.2014, 14:28 Uhr

Die bevorstehende Umwandlung des öffentlich-rechtlichen Digitalsenders BR-alpha in einen bundesweiten Bildungskanal namens ARD-alpha findet bei der privaten Konkurrenz keine Freunde. Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) hat an die Medienpolitiker der Länder appelliert, die zum 28. Juni anstehende Umsetzung „genau zu prüfen und dabei auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zu bestehen“.
„Bei ARD-alpha will der BR nach eigenem Gutdünken aus seinem bayerischen Landesangebot ein bundesweites ARD-Angebot machen, obwohl es dafür zunächst eine Ermächtigung durch die Länder geben müsste“, meint der VPRT-Vorsitzende Tobias Schmid, der einen Vergleich zieht zum anvisierten UKW-Wellentausch von BR-KLASSIK auf den Jugendsender PULS. „Wenn das durchgeht, braucht man keine Rundfunkstaatsverträge mehr und jeder macht, wonach ihm gerade ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das im Interesse der Ordnungspolitik ist.“
Schmid verweist auf eine Vereinbarung zwischen den Ländern, derzufolge es ein Gesamtkonzept für die digitalen Spartenkanäle geben solle. Durch Alleingänge von ARD-Anstalten, wie im Falle ARD-alpha, würde der Gestaltungsanspruch der Länder in Rundfunkfragen ad absurdum geführt.
Stärker als bislang bei BR-alpha der Fall, soll ARD-alpha künftig für andere ARD-Sender geöffnet werden, auch wenn der Kanal weiterhin vom Bayerischen Rundfunk (BR) betrieben wird. Neben klassischem Bildungsfernsehen und Sprachkursen sind Sendungen aus den Themenbereichen Wissenschaft, Geschichte, Kunst, Kultur, Musik, Religion und Zeitgeschehen geplant. Dabei setzt der neue Sender auch auf zahlreiche Eigenproduktionen, darunter verschiedene Doku-Reihen und ein „Campus Magazin“ (fernsehserien.de berichtete).
Die Aufrüstung von BR-alpha kommt zu einem überraschenden Zeitpunkt, da die derzeitige Tendenz eher in Richtung Reduzierung von öffentlich-rechtlichen Digitalkanälen geht. Die weitere Entwicklung in diesem Bereich hängt vor allem von der Frage ab, ob sich die Länder mit ARD und ZDF noch auf einen gemeinsam betriebenen Jugendkanal einigen können. Die ARD hatte der Politik angeboten, zwecks Finanzierung des ARD-Anteils an einem solchen Gemeinschaftsprojekt die Sender EinsPlus und EinsFestival aufzugeben.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Tilo am
Worüber regen sich die Privaten eigentlich auf? Wollen sie ihr (weitgehendes) Proll-TV mit echtem Bildungsfernsehen auf eine Stufe stellen? Die fast einzigen sehenswerten Sendungen in diesem Genre sind z. B. "News Stories" auf SAT.1 und auf RTL gab es noch was Ähnliches, was aber auch nicht im Programm ist derzeit. Und diese Sendungen haben noch die "schöne" Sache an sich, dass lediglich 45 min gesendet werden, egal wie lang der Beitrag ist, das kommt immer sehr gut, wenn der/dem Sprecher/in mitten im Satz das Wort abgewürgt wird und der Abspann läuft, egal wie spannend das Thema gerade war. Auf solchen Schrott kann ich dann zur Not auch noch verzichten, es gibt mehr als genug gute bildende Sendungen auf arte, 3sat, phoenix und den 3. Programmen. Ich kann nichts Verwerfliches daran finden, wenn die ARD das ausbaut.bugmenot am
Konsequent wäre, wenn die ARD dafür sorgt, daß der Kanal auf ALLEN Übertragungswegen verfügbar ist. Und as wird nicht der Fall sein - lifestream und DVB-T wird es garantiert nicht geben wie bei anderen Spartensendern der ARD. Der dumme Gebührenzahler, der sich in Großstädten oft keine Satellitenschüssel anbauen darf, kann also nochmal an den Monopolisten Kabelanbieter ca 10 Euro pro Monat abdrücken, um das zu sehen, was er schon bezahlt hat.Krid H. Erne am via tvforen.de
Die Privaten könnten ja mal umdenken und ähnliches anbieten, aber nicht auf Galileo NiveauIsaak_Hunt am via tvforen.de
Zini1980 schrieb:
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> Die Privaten könnten ja mal umdenken und
> ähnliches anbieten, aber nicht auf Galileo Niveau
Das habe ich auch gerade gedacht. Bei den Privaten ist es schon teilweise recht gruselig, was die Sender als Wissen verkaufen.
Ich finde es zwar immer noch komisch, dass die Ö.-R. im Dritten Programm ihrem Bildungsauftrag eigentlich gar nicht mehr nachkommen, wofür sie ja eigentlich auch mit geschaffen wurden, aber im Zeitalter der Spartenkanäle halte ich eine Extraangebot, indem man solche Inhalte bündelt, durchaus für plausibel.
Dass das bisher überhaupt nur unter der Ägide des Bayrischen Rundfunks umgesetzt wurde, finde ich eigentlich sogar inkonsequenter, auch wenn der BR seit Jahren mit den Telekolleg-Sendungen vorpreschte.
Ich finde es jedenfalls nicht schlechter, wenn man das Angebot zu einem ARD-Sender wandelt.