„American Idol“ in der Krise?

Neunte Staffel der „Superstar“-Suche brachte schwache Talente und Quoten

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 30.05.2010

"American Idol" in der Krise? – Neunte Staffel der "Superstar"-Suche brachte schwache Talente und Quoten – Bild: FOX

Amerika hat seinen neuen „Superstar“, aber es kümmert weniger Fernsehzuschauer als je zuvor. Am vergangenen Mittwoch ging die neunte Staffel von „American Idol“, der US-Variante von „DSDS“, auf dem Network FOX zu Ende und verhalf ihm, wie gewohnt, zum Tagessieg. 24,2 Millionen Zuschauer verfolgten den Sieg des rockigen Lee DeWyze über die folkige Crystal Bowersox – sicher kein Pappenstiel. Dennoch hat die Talentshow weitaus bessere Tage gesehen. Im Vergleich zum Vorjahr waren die Quoten des Finales um 18 Prozent gefallen, 2003 wollten sogar noch über 38 Millionen sehen, wer das nächste „Idol“ wird.

Die gesamte Staffel wurde von ungewöhnlich harscher Kritik in der Berichterstattung begleitet. Von einer im Vergleich zu den Vorjahren mageren Auswahl an Talenten war die Rede, von uninspirierten Motto-Shows und von einem immer exzentrischer auftretenden Moderator Ryan Seacrest. Selbst Schlamperei musste sich die Produktion vorwerfen lassen, nicht nur im Bezug auf die Bühnenshows, sondern auch wegen chronischem Überziehen. In Deutschland ist man das gewohnt, im Fall von „Wetten, dass..?“ ist es sogar Pflicht. Doch in den USA gilt Überziehen bei Zuschauern und Werbekunden nicht als charmant, sondern als großes Ärgernis.

Schließlich vermochte auch der Neuzugang von Talk-Queen Ellen DeGeneres als Jurorin nicht zu überzeugen. Viel zu unverbindlich und letztendlich überflüssig waren ihre Kommentare, für die sie sicher ein Millionengehalt einstreicht. Und Simon Cowell, der britische Dieter Bohlen, machte zuletzt kaum noch Anstalten seine Langeweile zu verbergen, zumal ihm durch den Abschied von Paula Abdul im letzten Jahr der Gegenpol für die inzwischen legendären Streitereien der beiden abhanden gekommen war.

Cowells Ausstieg aus „American Idol“ war es dann auch, der zuletzt für die meisten Schlagzeilen sorgte, nicht die Finalisten. „Ich hab den Gewinner schon wieder vergessen“, spottete der Boss eines konkurrierenden Networks. Gibt es also für die bald zehn Jahre alte Show noch Chancen ihren Platz in der Popkultur Amerikas wieder zu festigen? Dafür müsste erst einmal ein hochkarätiger Nachfolger Cowells gefunden werden, sowie herausragende Kandidaten. „Idol“ hatte eine neue Kelly Clarkson oder einen neuen Adam Lambert nie nötiger als jetzt. Der schaffte es 2009 mit einer Reihe beeindruckender Auftritte immerhin auf Platz 2 und ist inzwischen auch international erfolgreich.

Sollte eine derartige Erneuerung nicht gelingen dürften Zuschauer spätestens im Herbst 2011 scharenweise zu Simon Cowells eigener Show „X Factor“ abwandern, die der nach dem großen Erfolg in Großbritannien dann auch in die USA bringt. In Cowells Heimatland hat dieses Format längst das „Superstar“-Original „Pop Idol“ komplett verdrängt. Die Vorbereitungen zum deutschen „X Factor“ auf VOX laufen unterdessen ebenfalls auf Hochtouren.

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