[April, April] Alles nur gespielt: „Die Fussbroichs“ handelten nach Drehbuch

Update (23:00 Uhr)
Wie einige Leser richtig gemerkt haben, handelt es sich bei dieser Meldung um einen Aprilscherz. Bei den „Fussbroichs“ handelt es sich nicht um Scripted Reality, die Geschichten waren (zumindest unseres Wissens) stets echt.

Wer dachte, dass das Fernsehen früher ehrlicher und transparenter war, muss nun eines Besseren belehrt werden. Die WDR-Reihe „Die Fussbroichs“ aus den 1990er Jahren galt bislang als erste echte Reality-Doku-Soap des deutschen Fernsehens, die das Leben der Kölner Arbeiterfamilie Fussbroich über Jahre hinweg mit der Kamera begleitete. Auf der Aftershow-Party nach der Premiere des neuen Films plauderte Sohn Frank nun jedoch aus, dass Großteile der damaligen TV-Sendung nicht authentisch waren und es für die Folgen vorgefertigte Drehbücher gab.

Die Kultfamilie feiert gerade mit dem Film „Die Fussbroichs heute“ ein Comeback. Im Kölner Multiplex-Kino Cinedom fand jetzt die DVD-Premiere statt, bei der auch die Hauptdarsteller selbst vor Ort waren. Auf der anschließenden Aftershow-Party, zu der nur ein kleiner Kreis an ausgewählten Gästen geladen war, tätigte Sohn Frank Fussbroich zu vorgerückter Stunde einige verhängnisvolle Äußerungen, die den Machern des Formats wenig gefallen dürften. Bei der Sendung sei „nichts echt“ gewesen. „Wir haben immer ne Woche vor dem Dreh die neuen Skripte bekommen. Da stand dann drin, worum es in der neuen Folge geht“, so der 44-Jährige. Der Pilot-Dokumentarfilm „Ein Kinderzimmer“ aus dem Jahr 1979 sowie die ersten Folgen der Serie ab 1990 seien noch authentisch gewesen, danach steigerte sich jedoch kontinuierlich der Anteil der gestellten Szenen. „Zwischen 1991 und 2001 war alles Fake. Man sollte dem Fernsehen nichts glauben“ , betont Frank Fussbroich. Selbst die Reality-Show „Big Brother“, an deren fünfter Staffel er als Bewohner teilnahm, sei glaubwürdiger. „Nur meine Gerichtsverfahren, die waren echt“, fährt der Sohn lachend fort, der sich mehrfach vor der Justiz wegen Scheckkartenbetrug und illegalem Handel verantworten musste.

Auf die Frage, weshalb es bei der 1992 sogar mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Sendung, die stets so viel Wert auf die angebliche Echtheit gelegt hat, überhaupt Drehbücher gab, meint Frank Fussbroich, dass Autorin Ute Diehl mit dem gedrehten Material immer unzufriedener war. Die Familie hätte zu verkrampft und gehemmt vor der Kamera agiert. Um dieses Problem aus der Welt zu schaffen, wurden schließlich Drehbücher angefertigt, die fortan als Stütze für die Protagonisten fungierten. Ironischerweise wurden die Fussbroichs dadurch lockerer und fühlten sich vor der Kamera deutlich wohler. Darüber hinaus konnte die Familie nun ihr echtes Privatleben schützen.

Über diese Herangehensweise haben alle Beteiligten absolutes Stillschweigen vereinbart, und die Fussbroichs waren auch Jahre nach Ausstrahlung der letzten Folge 2001 vertraglich an die Abmachung gebunden. Sogar beim „perfekten Promi Dinner“ im Jahr 2010 durfte Frank immer noch nichts erzählen. An den geskripteten Folgen soll übrigens auch TV-Urgestein Alfred Biolek maßgeblich beteiligt gewesen sein, der bereits mit der Produktion von Rudi Carrells „Am laufenden Band“ und „Bio’s Bahnhof“ Erfolge für den WDR eingefahren hatte.

Diese gewonnenen Erkenntnisse werfen ein ganz neues Bild auf das langjährige Kultformat, den verantwortlichen Sender WDR und das Fernsehgeschäft allgemein. „Die Fussbroichs“ stellen somit die erste Scripted-Reality-Produktion des deutschen Fernsehens dar, lange Zeit vor dem Boom des Genres seit Mitte der 2000er Jahre.