Amazonasdelfine zu filmen ist kein leichtes Unterfangen. Die Sicht im Fluss reicht selten weiter als einen Meter, und die Tiere verlieren sich im weit verzweigten Amazonas. Doch wenn ein Delfinmännchen senkrecht aus dem Wasser stösst, in leuchtend rosaroter Farbe, dann zieht es unweigerlich alle Blicke auf sich. Wissenschaftler vermuten, dass die Männchen so ihr Revier abstecken und sich den Weibchen präsentieren. Die rosarote Färbung entsteht, wenn die Haut vernarbt. Je mehr kämpfe ein Männchen hinter sich hat, desto rosaroter wird es. Ein Zeichen für Kraft, Alter und Potenz. In den Mythen der indigenen Völker heisst es, dass Menschen nach dem Ertrinken zu Delfinen werden. Des Nachts kommen sie als attraktive Männer in die Dörfer, verführen dort die jungen Frauen und kehren noch vor dem Morgengrauen als Delfin in den Fluss zurück. Heute ist der Amazonasdelfin bedroht durch immer mehr Menschen, die sich an den Flussufern niederlassen. Während sich in den letzten 30 Jahren die Zahl der Menschen im Gebiet verdoppelt
hat, hat sich die Population der Delfine halbiert. Der Amazonasdelfin unterscheidet sich in Gestalt und Lebensweise stark von seinen Verwandten im offenen Meer. Er hat einen beweglichen Hals, und sein Echoortungsorgan ist viel leistungsfähiger als bei den Delfinen im Meer. Tasthaare an der Schnauze erlauben es ihm, sich im Wurzel- und Astgewirr der trüben Flussläufe zurechtzufinden und erfolgreich Fische und Krebse zu jagen. Lange gab die Verwandtschaft der Amazonasdelfine in der Ordnung der Wale Rätsel auf, denn mit den heute lebenden Delfinen sind sie nur sehr weit entfernt verwandt. Wann sind die Flussdelfine entstanden, welches ist der gemeinsame Vorfahre mit den Delfinen im Meer? Und wie sind sie in den tropischen Amazonas gekommen? «NETZ NATUR» nimmt sie mit auf eine urzeitliche Spurensuche und zeigt, wie ein Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern dem Rätsel der rosaroten Delfine im Amazonas auf den Grund gehen – und Erstaunliches herausfinden, was auch für Delfine in der Schweiz Bedeutung hat. (Text: SRF)