Netz Natur Folge 152: Wilde Natur: Geld oder Leben
Folge 152
Wilde Natur: Geld oder Leben
Folge 152
Wo der Bär die Schweiz betritt, wo Adler kreisen, Murmeltiere pfeifen und die jungen Gämsen spielen, scheint die Welt noch in Ordnung. Doch Naturidyllen sind im ganzen Land längst bedroht. Gibt es noch Platz für Wildnis und Natur in harmonischen Kulturlandschaften? Oder erhebt der Mensch Anspruch auf die totale Nutzung? „NETZ NATUR“ begleitet junge Menschen ins abgelegene Val Müstair im Bünderland und beobachtet, wie sie dem dortigen Biosphärenprojekt auf den Zahn fühlen. Offenbar führt ein uralter Bärenwechsel aus Italien über das Alpental im äussersten Osten der Schweiz, jenseits des Ofenpasses: Alle Bären, die bisher von Italien her Schweizer Boden betreten haben, sind über das Val Müstair gekommen. Und auch jetzt tummelt sich wieder einer genau dort an der Grenze und kommt wohl demnächst in die Schweiz. Die gemächlichen Brummer wurden seit dem Auftauchen des ersten Bären „JJ2“ im Jahr 2006 durch die Bevölkerung im Val Müstair mehrheitlich willkommen geheissen. In einem Bärenprojekt hat man die Entsorgung der Abfälle verbessert, und entlang der Passstrasse stehen heute bärensichere Abfallbehälter, um den nächsten zottigen Einwanderern keine einfache Futterquelle zu bieten, sodass sie den Menschen fern bleiben. Und es ist dies nicht die einzige Pioniertat zugunsten der Natur in dieser Gegend. Mit dem
Schweizerischen Nationalpark als Kernzone des Naturschutzes hat das Val Müstair seit Oktober 2010 das Label eines Unesco-Biosphärenreservats erhalten: Es verzichtet auf industrielle, landwirtschaftliche und touristische Grossprojekte und hat sich auf allen Ebenen der sanften Nutzung der Natur verpflichtet. „NETZ NATUR“ begleitet eine Gruppe junger Menschen bei ihrer Expedition ins brisante Thema von Mensch und Natur: Wie darf der Mensch die Natur nutzen, ohne sie zu zerstören? Wie prallen die verschiedensten Interessen bei der Nutzung aufeinander? Gibt es Kompromisse, die den Menschen im Tal ein gutes Auskommen und gleichzeitig die langfristige Erhaltung reichhaltiger natürlicher Lebensräume und ihrer Bewohner ermöglichen? Bis heute hat es die Bevölkerung geschafft, den Rom als einzigen Fluss in der Schweiz von der Quelle bis zur Schweizer Grenze unverbaut zu erhalten und gleichzeitig den Strombedarf des ganzen Tales mit Wasserkraft völlig unabhängig zu decken – eine wegweisende technische Pionierleistung dezentraler Stromproduktion, die dank enormer Überzeugungsarbeit engagierter lokaler Naturschützer und schliesslich auch der Kompromissbereitschaft der Elektrizitätswirtschaft möglich wurde. Bachforellen, Wasseramseln und Libellen danken dafür, und ein harmonisches Landschaftsbild blieb erhalten, das auch dem Tourismus förderlich ist. (Text: SRF 1)
Deutsche TV-PremiereMi. 03.08.20113satOriginal-TV-PremiereDo. 09.06.2011SF 1