Mythen der Geschichte (A) Folge 1: Die Geliebte des Königs
Folge 1
Die Geliebte des Königs
Folge 1
Ludwig XIV., „Sonnenkönig“ und mächtigster Herrscher seiner Zeit, besitzt mehr als ein Schlafzimmer. In dem einen kleidet er sich vor den Augen der Höflinge zum Schlafengehen aus und zum Aufstehen an. In einem anderen Schlafzimmer besucht er die Königin. Doch wenn die Höflinge nach der abendlichen Zeremonie den König verlassen haben, schleicht er sich in den benachbarten Flügel des Schlosses – und verbringt die Nacht im Bett seiner Mätresse. Was er dort findet, geht über ein erotisches Abenteuer hinaus und ist für ihn noch kostbarer als der Staatsschatz: Verständnis und Vertrauen. Doch seine Geliebte Louise war eine schüchterne Amazone, die von moralischen Skrupeln geplagt wurde. Ihre enge Freundin Madame de Montespan war der Ansicht, der König brauche eine ihm ebenbürtige Mätresse. „Er ist es seinem Volk schuldig, die schönste Frau des Hofes zur Mätresse zu nehmen“, sagte die Montespan. Und mit der
schönsten Frau meinte sie sich selbst. Und sie eroberte tatsächlich das Herz des Königs. Schönheit allein reichte jedoch nicht aus, um als Mätresse zu bestehen. Witz, gute Manieren, eine starke Persönlichkeit und ein außergewöhnliches Talent zum Intrigieren gehörten ebenso dazu. Zimperlich ging die Montespan nicht zu Werke. Eine Nebenbuhlerin warf sie mit der Unterstellung aus dem Rennen, die Dame leide an Lepra und Krätze. In den 14 Jahren als Mätresse des Sonnenkönigs brachte die Montespan sieben Kinder zur Welt. Zur Erzieherin wählte sie ihre Freundin Madame de Maintenon. Hier wurde der Montespan bitter bewusst, dass der Hof ein Haifischbecken ist und dass man niemandem trauen kann. Denn ausgerechnet die Maintenon spannte ihr den König aus, brachte ihn sogar dazu, sie heimlich zu heiraten. Erst die Französische Revolution machte dem Treiben ein Ende. Die letzte offizielle Mätresse, Madame Dubarry, starb unter der Guillotine. (Text: ORF)