An der Grenze zwischen Hügelland und Puszta liegt sie, die „Dame Budapest“. Der ständige Vergleich mit Wien nervt die Bewohner. Paris ja, New York gerne, vielleicht noch London – aber Wien, nein danke. Dabei schwebt bis heute ein königlich-kaiserlicher Hauch über der Stadt. In Konditoreien wie dem „Gerbeaud“, wo einst die berühmte Sissi ihren Kaffee trank, scheint die Atmosphäre der alten Donaumonarchie konserviert. Aber Budapest liebte schon immer den Kontrast, war welthungrig und zugleich etwas provinziell, frech und schwärmerisch. Hier leben Traditionalisten wie der Maßschneider Károly Barna, der alte magyarische Anzüge für die neue Elite näht, und die schlagkräftigste Frau im Land, eine zierliche Blondine, die vom Boxweltmeistertitel träumt. Andere, wie Lásló Vass, sind da bodenständiger. Er stellt
die berühmten „Budapester“ her, handgenähte Schuhe, mit denen man leichten Fußes um die Welt wandern kann. Noch besser ist, die Welt kommt nach Budapest und steigt im wieder eröffneten „New York“ ab, einem Palast der Belle Époque, oder legt sich in eines der alten türkischen Bäder. Die verwandeln sich mehrmals im Jahr in Diskotheken mit Filmbetrieb, eine Idee von Lásló Laki, rastazöpfigem Partymacher und „zugereistem“ Budapester. Wie Wilhelm Droste, der Deutsche, der sein Herz an diese Stadt verlor und – wie könnte es anders sein – ein Kaffeehaus in Budapest eröffnete. Für ihn gleicht Budapest einem süchtigen Kaffeetrinker, der es einfach nicht lassen kann – nervös, mit beschleunigtem Herzschlag. Aus Budapest ist eine Weltstadt geworden – hier bekommt man auch um halb vier in der Frühe noch einen Palatschinken. (Text: rbb)