68 Regierungsjahre machten Kaiser Franz Joseph zum Rekordhalter in der langen Herrschergeschichte der Habsburger. 1848, in Zeiten der Revolution, bestieg er den Thron des multinationalen Riesenreiches. In der folgenden Epoche rasanter politischer und gesellschaftlicher Veränderung verstand er sich nicht als großer Impulsgeber und Reformer, sondern eher als oberster Verwaltungsbeamter des Vielvölkerstaates. Mental zutiefst in der Ideenwelt des Absolutismus verankert, definierte er seine Rolle als Hüter vererbter Rechte. Sein Name ist untrennbar mit verlorenen Kriegen und dem Untergang der Monarchie verbunden. Durch die Kriegserklärung an Serbien hatte ihn Franz
Joseph 1914 selbst heraufbeschworen. „Mir bleibt nichts erspart“, mit diesem berühmt gewordenen Satz kommentierte die Majestät 1898 den Mord an seiner geliebten Sisi. Andreas Novak portraitiert einen Herrscher, dem politisch auch deshalb nichts erspart blieb, weil er viele Krisen des Vielvölkerstaates selbst verursachte. Die Dokumentation beschäftigt sich neben dem kaiserlichen Privatleben auch mit den Mythen und der Legendenbildung rund um Franz Joseph und Elisabeth. Sie machen das Paar bis heute zu den populärsten Untoten, zum Zentrum der k.& k. Vermarktungsindustrie, zu Symbolen der vermeintlich „guten alten Zeit“. (Text: ORF)