Mensch Leute

Beatrice Werner ist eine Frau mit einem sehr großen Herz. Das schlägt für ihre drei Kinder Silas (18), Liam (14) und Emilie (10) und ihren Mann Stefan, mit dem sie seit gut zwei Jahren in zweiter Ehe verheiratet ist – vor allem aber schlägt es für ihre Tiere, mit denen sie im Westerwald-Dörfchen Waldbrunn Haus und Hof teilt. Sechzig Tiere leben zu Hochzeiten auf dem Hof der Familie. Gelegentlich kommt es vor, dass ein Pferd plötzlich in der Küche auftaucht, wie sie lachend erzählt. Als dann auch noch ein vierjähriges Pflegekind Teil der Patchwork-Familie wird, scheint Beas Glück für einen Moment perfekt.
Doch es soll nicht lange halten: Erst bringt Corona der Familie existentielle Sorgen, vor allem aber beginnt sich ein Nachbar an der Tierhaltung auf Beas Hof zu stören und zeigt sie an. Nach langwierigen Auseinandersetzungen mit verschiedensten Ämtern muss Bea sich von allen großen Tieren trennen – Pferde, Ponys und ihren sieben Hausschweine. Als wäre das nicht genug, muss Bea auch ihr Pflegekind nach sieben Monaten wieder abgeben, gerade als die Kleine sich richtig in der Familie eingelebt hatte. Warum, hat sie bis heute nicht wirklich verstanden. Bea ist eine Kämpferin, sie will ihren Traum nicht aufgeben und macht weiter. (Text: SWR)

Jeden Tag landen vier Tonnen Plastikmüll in der Donau. In Wasser- und Bodenproben gibt es mehr Mikroplastik als Fischlarven. Das muss sich ändern, sagt Chemie-Professor Andreas Fath aus Furtwangen. Er schwimmt vom Schwarzwald bis ins Schwarze Meer: 2700 km die Donau stromabwärts – um Wasserproben an Bord des Begleitschiffes wissenschaftlich zu analysieren und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Eine Herzensangelegenheit für den 56-Jährigen und seine größte sportliche Herausforderung: täglich 50 bis 60 km schwimmen bei 12 Grad Wassertemperatur. Mit dabei: Ein Labor für die Wasserproben, Material für Workshops und Vorträge unterwegs und ein achtköpfiges Team, das auf engstem Raum miteinander leben muss. Denn der „Donauschwimmer“ wird von einem Kajak und einem Schiff begleitet, der MS Marbach. Der Kapitän ist ein Seebär. Eine wissenschaftliche Abenteuerreise. (Text: SWR)

Handwerker Sebastian Tetzlaff musste in der Flutnacht erleben, wie seine Schwiegermutter im Haus nebenan ertrunken ist. Seitdem leidet er unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Sein frisch renoviertes Haus musste er nach dem Hochwasser abreißen. Er lebt in einem Wohnwagen – zunächst auf seinem Grundstück in Dernau im Kreis Ahrweiler, später auf einer Wiese am Dorfrand. Tetzlaff findet Halt in seiner Arbeit und ist fest entschlossen, Dernau wieder aufzubauen. Familie Schnitzler hatte jahrzehntelang den „Kölner Hof“ am Ufer der Ahr. Als die Flutwelle kam, war Hotelier Peter Schnitzler mit Frau und zwei Töchtern im Urlaub in Österreich. Sein Sohn und weitere Angehörige überlebten die Nacht. Doch das Familienhotel musste abgerissen werden. Mit einer mobilen Küche, einem Zelt und Getränkeständen versuchen Peter und Tochter Franziska seither, Geld zu verdienen. Erster Lichtblick 2022 ist die Aktion „Wandern für den Wiederaufbau“. Sie soll wieder Tourist:innen ins Ahrtal locken. (Text: SWR)

Schon als kleiner Junge träumte Christian Stiller davon, Lokführer zu werden. „Man kommt viel rum und sieht was von der Welt“, erzählt der zweifache Familienvater. Jetzt mit 37 Jahren gibt er seinen Job auf und wird als Quereinsteiger Azubi bei der Bahn. Die Ausbildung machen noch elf weitere Quereinsteiger:innen – unter ihnen ein Bierbrauer, ein Vertriebler, eine Flugbegleiterin und ein Bankmitarbeiter. Christian ist Promikoch. Er hat für Herbert Grönemeyer gekocht, für die Jungs von der englischen Nationalmannschaft und den Dalai Lama. Der hatte schon damals eine Botschaft für ihn: „Der Weg, den du gehst, ist nicht dein Weg“. Wird Christian die Prüfung zum Lokführer bestehen? Der Druck ist groß, er muss jede Menge lernen. „Mensch Leute“ begleitet Christian während der Ausbildung, auf seinen ersten Fahrten, in der Schule, beim Praxistraining und am Tag der praktischen Prüfung. Wenn alles gelingt, auch bei seiner Premierenfahrt als Lokomotivführer im Fernverkehr. (Text: SWR)

Alina ist 14 Jahre alt und Pflegekind. Sie lebt in Stuttgart bei ihren Pflegemuttis Corinna und Melanie und deren leiblichen Kindern. Es geht es ihr hier gut. Doch Alina möchte richtig dazugehören. Deshalb hat sie sich entschlossen, Melanies Nachnamen anzunehmen, um ein Zeichen zu setzen. Doch das reicht ihr nicht. Dass sie zu ihrem leiblichen Vater nie Kontakt hatte, nagt an ihr. Alina versucht, ihn telefonisch zu erreichen. Die SWR Reportage erzählt von den alltäglichen Nöten eines Pflegekindes und seiner Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Alina ist ein Mädchen, dass trotz seiner schwierigen Herkunft viel Lebensfreude ausstrahlt und selbstbewusst mit ihrer eigenen Geschichte umgeht. Wie andere Teenager:innen hat auch sie viele Träume: vom Sieg bei der Ruderregatta oder – ganz abgefahren – von einem Auftritt in der Elbphilharmonie. Manchmal gehen Träume in Erfüllung. (Text: SWR)

Einen Campingplatz übernehmen und renovieren – ohne Vorerfahrung. Für ihren Traum haben Silke und Daniel ihr altes Leben hinter sich gelassen. Sie wagen einen Neustart auf einem renovierungsbedürftigen Campingplatz im Naturresort Pfälzer Wald. Die Münchner:innen Silke Alischer und Daniel Pfenning renovieren einen Campingplatz mit Landgasthof zu einem nachhaltigen Campingresort mit Gastronomie. Unterstützung bekommen sie von Silkes Eltern Ute und Horst Alischer. Auch sie haben alles für den Neustart aufgegeben.
Eine Herausforderung, denn die Renovierung bei vollem Betrieb kostet die Familie Zeit, Nerven und Geld. Während die Plätze neu aufgeteilt und die Wasseranschlüsse erneuert werden, die ersten Saunen für den Wellnessbereich eintreffen und der Landgasthof gestrichen wird, erfüllen Silke und Daniel ihren Camper:innen jeden Wunsch. Worauf sie keinen Einfluss haben, sind Lieferzeiten von Geräten und Verfügbarkeiten der Handwerker:innen. Vor der Sommersaison wollen sie den Landgasthof eröffnen. (Text: SWR)

Eine verwüstete Fläche, Schutt und Geröll, wohin man schaut: Wolfgang Ewerts steht dort, wo sein Lieblingsplatz war. „Hier war eine schöne Wiese, 140 Sitzplätze gab es. Ein Idyll an der Ahr, jetzt: Katastrophe an der Ahr“. Der Biergarten war sein Stolz. Die Flut hat alles verwüstet. Viel Zeit zum Innehalten bleibt dem 54-Jährigen nicht. Er hat entschieden, den Betrieb wieder aufzubauen, die Renovierungen sind in vollem Gange – Wolli, wie ihn alle nennen, ist im Dauereinsatz. Eine Mammutaufgabe. Bis das Hotel-Restaurant wieder betriebsfähig ist, werden Monate vergehen. Auch viele Wochen nach der Flut-Katastrophe steht er jeden Tag auf der Baustelle. Finanzierung, Küchenplanung, Elektrik – ständig stehen für Wolfgang Ewerts schwierige Entscheidungen an. Der Wiederaufbau zehrt an den Kräften: Jede Tasse, jeder Löffel müssen neu gekauft werden. Doch der Zusammenhalt der Familie und die Unterstützung von Bekannten sind riesig. Wird Familie Ewerts der Neuanfang gelingen? (Text: SWR)

Die SWR Reportage begleitet die beiden Karlsruher Zoo-Tierärzte Marco Roller und Lucas Reese bei ihren alltäglichen Herausforderungen: einer immer älter werdenden Zoo-Bevölkerung – vom „Notarzteinsatz“ bis zur Pediküre – sowie knapp 350 Tierarten im Zoo, mit denen sie sich auskennen müssen, vom Erdmännchen bis zur Löwin. Dann gibt es auch noch Vogelgrippe-Alarm. (Text: SWR)

Für die meisten Bühnenkünstler:innen war die Coronakrise die schlimmste vorstellbare berufliche Einschränkung. Auch für den Sänger der Band Juno17. Allerdings kam in diesem Jahr ein noch größeres Problem dazu: Der Krieg in der Ukraine. Nicht nur weil Juno17 in Russland kurz vor dem großen Durchbruch stand und nun nicht mehr in Russland spielen kann, sondern auch weil die Band wegen ihrer „Russlandnähe“ nun auch in Deutschland Probleme hat gebucht zu werden. Philipp Hofmann ist Sänger der Band, hat drei Kinder und steht vor dem größten beruflichen Herausforderung seines Lebens. Er lebt mit seiner Familie im Hunsrück und unternimmt alles, um mit seiner Band weiter spielen zu können und Menschen klarzumachen, dass nicht jeder Russe ein Kriegstreiber ist. (Text: SWR)

Sie sind Helfer auf vier Pfoten: Assistenzhunde können Menschen mit Beeinträchtigungen dabei unterstützen, ihren Alltag selbstständig zu meistern. Die Hunde öffnen Türen, heben Sachen auf, erkennen Anfälle, beruhigen oder holen Hilfe – je nachdem, was ihr Mensch braucht. Doch die Ausbildung ist schwierig und dauert bis zu zwei Jahre. Hier kommen die Hundetrainer:innen Daniela und Jens Karius ins Spiel: Das Ehepaar aus Gaggenau-Oberweier bildet Assistenzhunde für seelische und körperliche Erkrankungen aus, wie zum Beispiel posttraumatische Belastungsstörungen. Plötzliche Ohnmachtsanfälle, Flashbacks, Panikattacken: Der Assistenzhund spürt, wie es seinem Menschen geht und lernt, wie er im Notfall helfen kann. Das Training findet meist vor Ort bei dem Menschen statt, der den Hund benötigt. Die SWR Reportage begleitet die Assistenzhundetrainer:innen und drei Kundinnen während der Ausbildung. Welche Hürden gibt es und was können Assistenzhunde bewirken? (Text: SWR)

Zu Sara und Felix Baders Familie gehören nicht nur zwei kleine Töchter, sondern auch Dealer und Gewalttäter. Junge Männer ziehen aus dem Knast zu ihnen und verbüßen in der Familie ihre Haftzeit. Sie sollen lernen, wie ein straffreies Leben gelingt. Das Leben in der WG ist oft anstrengend, auch für die Jugendlichen. Denn wer sich nicht an die strengen Regeln hält, muss zurück in den Knast. Es gibt zwar keine Gitter und Zäune, im „Jugendstrafvollzug in freier Form“, dafür aber viele Regeln und Verbote: Fluchen und Schimpfwörter sind nicht erlaubt, Handys nur zu bestimmten Zeiten, Rauchen nur im Stehen und nicht in der Jogginghose.
Dazu ein strenger Tagesablauf mit Frühsport, Arbeit, Schule und sozialen Trainings. Baders Wohngemeinschaft gehört zum „Seehaus Leonberg“, einem gemeinnützigen Verein, in dem der Vollzug in freier Form angeboten wird. Felix und Sara sind hier hauptamtlich beschäftigt. Das ist herausfordernd. Aber die Jungs brauchen sie. Kurztext: Zu Sara und Felix Baders Familie gehören nicht nur zwei kleine Töchter, sondern auch Dealer und Gewalttäter. Junge Männer ziehen aus dem Knast zu ihnen und verbüßen in der Familie ihre Haftzeit. Sie sollen lernen, wie ein straffreies Leben gelingt. Kann das funktionieren? „Ja“, sagen die beide (Text: SWR)

Mit über 60 Jahren noch einmal ganz von vorne anfangen: Die Bauern Karin und Andreas Acker wagen den Neustart und das mit einer Ruine im Rheinland-pfälzischen Mannweiler-Cölln. Bisher lebten und arbeiteten sie immer auf angepachteten Höfen. Doch ausgerechnet dann, wenn viele andere nur noch an die Rente denken, kaufen sie einen jahrelang unbewirtschafteten, teilweise abgebrannten Bauernhof. Auf knapp drei Hektar Land mit zusammengefallener Mühle wollen sie ihre Vision von der Multyfarm verwirklichen: ein kleines Paradies mit blühenden Feldern, Gemüse frisch vom Acker, Eier von freilaufenden Hühnern und Schafe. Die Schutthaufen werden etliche Container füllen. Wenn alles Alte weg ist, wollen sie das Gelände in einen offenen Erlebnishof verwandeln mit naturkonformer Erlebnisgärtnerei für die ganze Familie. Finanzieren werden sie es zunächst mit Gemüse-Abo Kisten. Die haben sie früher schon verkauft. Doch ganz so einfach wird es nicht. (Text: SWR)

Der Zirkus Charles Knie ist zum ersten Mal seit der Corona-Epidemie wieder auf Tour. Mit neuem Konzept – einer einzigartigen Wasser-Show. Sascha Melnjak, der Zirkus-Chef, wuppt die Herausforderungen der neuen Tournee. Kaum unterwegs, verletzt sich Profi-Artist Paolo beim Spielen mit den Kindern: seine Achillessehne ist gerissen, das Aus für seine Tempo-Nummer nach der Pause. Wie geht die Artistenfamilie Ernesto-Faltyny mit dieser Hiobsbotschaft um? Der aus Stuttgart stammende Zirkus-Chef hat gerade seinen Lebenstraum, den Zirkus Charles Knie, vor dem finanziellen Bankrott gerettet. Auch mit der europaweit einzigartigen Erfindung seines usbekischen Artisten Ruslan, der „Wasser-Manege“. Statt Sägemehlstaub sprühen transportable Wasserfontänen aus der Zirkusmanege – eine Materialschlacht, die den Sascha Melnjak bei jedem Gastspiel ins Schwitzen bringt. Doch ohne Tiere musste etwas Neues her. Die Zuschauer:innen sind begeistert und die Zirkus-Mannschaft hält zusammen. (Text: SWR)

Auf einmal sind die Eltern tot und haben ihren Kindern jede Menge hinterlassen. Marion Wenzel hat ein ganz spezielles Vermögen geerbt: Einen automobilen Schatz, dessen Wert schwer zu bemessen ist. 17 teils legendäre Oldtimer-Raritäten – die meisten aus den USA – stehen 2019 in einer Scheune in Ahrweiler. Sie sind das Ergebnis eines lebenslangen Hobbys, das die heute 58-Jährige mit ihrem verstorbenen Vater pflegte. Sie will sich trotzdem von den historischen Wagen trennen. Das Jahrhundert-Hochwasser an der Ahr zerstört das Vorhaben, die Garage und die Autos selbst. Fahrzeuge, Ersatzteile und Werkzeug verschwinden unter Schlamm-Massen. Eine Rettung scheint aussichtslos. Und wer sollte in den Tagen dieser Katastrophe einen Kopf für so etwas haben? Doch dann geschieht das Schrauber-Wunder. Fast drei Jahre haben die Filmemacher Regina Niedenzu und Dirk Rensmann die unglaubliche Rettungs-Geschichte der Oldtimersammlung und die eiserne Erbin begleitet. (Text: SWR)

Lea Toran Jenner ist eine professionelle Zirkusartistin, die sich auf das Cyr Rad spezialisiert hat, gerade Pole Dance lernt und auf einem Kronleuchter akrobatisch durch die Luft segeln möchte. Die Ulmerin (30) kommt aus einer Akademikerfamilie und hatte keinerlei Verbindung zur klassischen Zirkuswelt. Nach dem Abitur absolvierte sie eine dreijährige Ausbildung in Montreal in Kanada zur Zirkusartistin. Danach war sie auf den größten internationalen Festivals, Varietés und modernen Zirkusbühnen der Welt zu sehen. Nach dem Zwangsstopp durch die Corona-Pandemie eine neue Herausforderung: ein Vertrag beim berühmten Cirque du Soleil. In der Show „Luzia“ zeigt Lea Toran Jenner modernen Zirkus. Bei dem Cyr Rad geht es um Eleganz, Kraft, Kreativität und Mut. „Mensch Leute“ begleitet die Zirkusartistin zwischen der Heimat in Ulm und dem Unterhaltungsgiganten Cirque du Soleil. (Text: SWR)

„Ich habe lebenslänglich“, sagt Heike Frohnhöfer. Der Suizid ihres Sohnes Jan bestimmt auch nach sieben Jahren ihre Gedanken und ihren Alltag. Neben der Trauer macht sie besonders der gesellschaftliche Umgang mit dem Thema Selbsttötung betroffen. Manchmal fühlte sie sich in den vergangenen sieben Jahren wie ausgestoßen. Deshalb will sie aufklären, darüber sprechen und sichtbar machen, was eine traurige Realität ist: 10 000 Menschen nehmen sich in Deutschland jedes Jahr das Leben. Sie hinterlassen Familien, die neben ihrem Schmerz mit Schamgefühlen und Schuldvorwürfen konfrontiert sind. Heike Frohnhöfer möchte den Betroffenen zeigen, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht allein sind. Sie gründet eine Selbsthilfegruppe für Eltern (Text: SWR)

Titus Schlagowksy hat selbst im Knast zu Gott gefunden. Jetzt möchte er andere missionieren. Dazu hat er sich einen alten Linienbus gekauft und baut ihn zur Kirche um. Sein Motto: Wenn die Leute nicht zur Kirche kommen, muss die Kirche sie dort abholen, wo sie stehen. (Text: SWR)