MDR Zeitreise Folge 5: Blauhemd, Bluejeans, Beatmusik – Ein Themenabend zur Jugendkultur in der DDR
Folge 5
Blauhemd, Bluejeans, Beatmusik – Ein Themenabend zur Jugendkultur in der DDR
Folge 5 (135 Min.)
Moderiert von Mirko Drotschmann Ob Beat oder Rock, Hullygully oder Twist, 40 Jahre lang tanzte die Jugend in der DDR nach ihren Liedern. Und das nicht immer im Takt der Partei. City, Karat, die Puhdys, Rockhaus, Nina Hagen – die „MDR Zeitreise spezial“ begleitet das Who is Who der DDR-Musik auf der Gratwanderung zwischen Fans und Funktionären, zwischen Westtrend und Ostidentität, zwischen Anpassung und Aufbegehren. Dabei hatte sich die Staatsführung seit Gründung der DDR wahrhaft bemüht, die nationale Musikkultur in den Dienst des Klassenkampfs zu stellen. Kindergartenkids trällerten Arbeiterlieder, Kollektive tanzten im sozialistischen Geist den Aufbau-Walzer. Doch populär waren diese Kreationen in der Bevölkerung nie. Die Musik und Jugendkultur des Westens waren immer Vorbild. Westplatten hatten Kultstatus. In den Diskotheken und im Radio durften diese Platten natürlich nicht gespielt werden. Darüber wachte eine Anordnung aus dem Jahre 1958, die bis zum Ende der DDR ihre Gültigkeit behielt: „60:40“ war die Zauberformel: 60% aller aufgeführten Werke mussten von Komponisten aus dem Ostblock stammen. Die Diskjockeys, offiziell
„Schallplattenunterhalter“ genannt, mussten Listen über die gespielten Titel führen und die Staatssicherheit wachte über die Einhaltung der Vorgabe. Mit langen Haaren, selbst genähten Parkas und Jeans-Imitaten versuchen die Jugendlichen in Ostdeutschland an den Zeitgeist im Westen anzuknüpfen. Doch die Hippies Marke Ost entsprechen so gar nicht dem Bild „sozialistischer Persönlichkeiten“. Die Staatsführung reagiert mit Verboten. Erst in den 1970er-Jahren entspannt sich die Lage etwas. Bands wie City, die Puhdys und Karat dürfen unter den nun wohlwollenden Augen der Partei sogar im Westen auftreten. Die Hochzeit des Ostrocks beginnt. Bei der Jugend in der DDR stehen dennoch auch die Westbands hoch im Kurs – das zeigt sich beim Eklat um die geplatzte Udo Lindenberg-Tournee 1984 bis hin zu den begehrten Auftritten internationaler Musiker im Rahmen des „Festivals des politischen Liedes“. Spätestens im Juli 1988, als sich 250.000 Jugendliche in Berlin-Weißensee zum Open-Air-Konzert von Bruce Springsteen versammeln und inbrünstig „Born in the USA“ singen, wird deutlich, dass es mit der DDR und ihrer Jugend so nicht mehr lange weitergehen wird. (Text: mdr)