Staffel 1, Folge 1–3

Staffel 1 von „Künstler mit Courage“ startete am 20.10.2019 im rbb.
  • Staffel 1, Folge 1 (45 Min.)
    Eine ehemalige Klassenlehrerin, Jahrgang 1929, zitiert im Film von Lew Hohmann aus der Beurteilung ihres einst 14-jährigen Schülers: Christoph neigt zur Empfindsamkeit, eine schlechte Zensur kann ihn zum Weinen bringen. Hein lotet schon als Schüler und dann als Schriftsteller bis zur Wende die Grenzen des Systems mit List und Wagemut aus. Immer wieder gerät er auch in den Fokus der Staatssicherheit. Seine Novelle „Der fremde Freund“ macht ihn 1982 in ganz Deutschland bekannt, 1985 entwickelt sich die Herausgabe seines Roman „Horns Ende“ zu einem wahren Ost-West-Krimi. 1987 hält er auf dem Schriftstellerkongress eine Rede, in der er die Zensur in der DDR anprangert.
    Er ist moralische Instanz für die Opposition, mischt sich immer wieder ein. In seiner Rede am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz erklärt er Leipzig zur Heldenstadt. Nach der Wende erscheinen zahlreiche Romane, die Hein einerseits als Chronisten ausweisen, andererseits aber auch als involvierten Protagonisten einer deutsch-deutschen Geschichte, seiner Geschichte. Der Film erzählt sein Leben anhand von Schlüsselszenen aus seiner Prosa, authentische Schnittstellen seiner Biografie, spannende und dramatische Episoden aus seinem Leben, umgesetzt im Stil eines Comic. Die Gespräche, die der Autor Lew Hohmann mit Christoph Hein führt, leben von einer großen Offenheit und bewegenden, sehr persönlichen Bekenntnissen des Dichters.
    So entsteht eine große Nähe zu dem Menschen Hein. Hinzu kommen Aussagen von Zeitzeugen, denen Hein in seinem Leben begegnet ist. Dazu gehören der Schauspieler Henry Hübchen, die ehemalige Lektorin des Luchterhandverlags Ingrid Krüger, Nicole Bary, Heins langjährige Übersetzerin ins Französische, Joelle Timsit, ehemalige Botschafterin Frankreichs in der DDR und der Liedermacher Hans-Eckardt Wenzel. Es entsteht ein emotionales Porträt, das auch private Facetten eines Autors zeigt, der bis heute nicht unmaßgeblich deutsche Literatur und deutsche Selbstfindung beeinflusst. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.10.2019rbb
  • Staffel 1, Folge 2 (45 Min.)
    Eine Ausbildung an den Akademien der DDR oder eine Mitgliedschaft im Verband Bildender Künstler der DDR bleiben A.R. Penck verwehrt, obwohl er sich mehrfach darum bewarb. Und obwohl seine zwischen Abstraktion und Figuration pendelnde Kunst nicht dem ästhetischen Ideal des sozialistischen Realismus entspricht, teilt er die kulturpolitische Auffassung von der Rolle des Künstlers als gesellschaftlich relevante Kraft. Immer wieder setzt sich Penck mit dem real existierenden Sozialismus auseinander und reibt sich an seinen Widersprüchen. Mitte der sechziger Jahre vermittelt Georg Baselitz Winklers Arbeiten an den Galeristen Michael Werner, der 1968 eine erste Einzelausstellung in Köln organisiert.
    1972 nimmt er erstmals an der documenta, der 5. Weltkunstausstellung in Kassel, teil. Alles ohne Wissen und Genehmigung der Behörden. Das macht ihn angreifbar. Die Staatssicherheit, die den Künstler seit 1968 überwacht, wird ihre Spitzel bis zum Ende der DDR in seinem Umfeld platzieren, obwohl er seit 1980 im Westen lebt. Seine Gemälde und plastischen Arbeiten werden schließlich weltweit in Galerien und Museen gezeigt und obwohl A.R. Penck zu den wichtigsten Avantgarde-Malern gehört, die in den siebziger und frühen achtziger Jahren die Erneuerung der Malerei in Deutschland vorangetrieben haben, ist er heute weitgehend unbekannt.
    Die umfangreichen Recherchen für den Film förderten unbekanntes Ton- und Filmmaterial, Fotos und kleine Kunstwerke zu Tage. Als besonderer Glücksfall erwies sich der Fund von zwanzig verschollen geglaubten Super-8-Filmen, die Ralf Winkler gemeinsam mit Wolfgang Opitz zwischen 1970 und 1980 in Dresden realisierte. Darunter befinden sich einzigartige Aufnahmen, die Penck bei der Arbeit im Atelier zeigen und bislang unbekannte Kunstaktionen dokumentieren. Ehemalige Weggefährten, wie Peter Makolies, Achim Freyer oder Volker Henze aber auch bedeutende Ausstellungsmacher, wie Kasper König und Dieter Koepplin geben Auskunft und offenbaren einen sensiblen wie politischen Künstler, der seine Ideen verwirklichte und auch die Konfrontation nicht scheute.
    Besonders ergiebig erwies sich das Archiv des Kölner Fotografen Benjamin Katz, in dem über 20.000 Aufnahmen von A.R. Pencks Arbeitsweise, seinem Ideenreichtum und seiner Vielseitigkeit zeugen und von denen 99 Prozent unveröffentlicht sind. Zwei Jahre nach dem Tod des Künstlers nähert sich Autor Thomas Claus dem „sächsischen Universalgenie“, am 5. Oktober 2019 wäre er 80 Jahre alt geworden. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.10.2019rbb
  • Staffel 1, Folge 3 (45 Min.)
    Die friedliche Revolution in der DDR im Herbst 89 wurde auch von Rockmusikern und Liedermachern nicht unmaßgeblich vorangetrieben. In einer eigenen Resolution fordern sie Reformen in der DDR und unterstützen die basisdemokratische Oppositionsgruppe „Neues Forum“. Die bezeichnen die Behörden allerdings bald als „staatsfeindliche Plattform“. Doch trotz diverser Repressalien und Drohungen durch die Staatsmacht setzen viele Unterzeichner die gemeinsame Vereinbarung um: Sie verlesen die Resolution bei Auftritten, nutzen so ihre Öffentlichkeit. Mit Konzerten wenden sie sich gegen die Gewalt von „Volkspolizei“ und Stasi. Einige der Künstler gehören zu den Organisatoren bzw.
    Mitwirkenden der großen Demo am 4.November. „Herbststimmen“ verfolgt, ausgehend von der „Rockerresolution“, die Balance-Akte im Herbst 89 am Beispiel dreier, ganz unterschiedlicher Künstler: Toni Krahl („City“), André Herzberg („Pankow“) und Kai-Uwe Kohlschmidt („Sandow“). Aus Interviews an authentischen Orten, Konzert-Ausschnitten und Archivmaterial entstehen Stimmungsbild und Soundtrack der letzten Monate im „Zwischenzeitland“ DDR. „Herbststimmen“ – Zwischen Resolution und Aufbruch, Entschlossenheit und Resignation, Aufbegehren und Zögern, Weggehen und Hierbleiben, Massenflucht und Mauerfall. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.11.2019rbb

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