Kriminalfälle – Die 7 Todsünden Folge 4: Heiliger Zorn im Vatikan
Folge 4
4. Heiliger Zorn im Vatikan
Folge 4 (30 Min.)
Zorn galt im Mittelalter als eine Todsünde. Noch heute fordert er Opfer. Wie den Kommandanten der Schweizergarde Alois Estermann und dessen Ehefrau, die 1998 im Vatikan ermordet wurden. Der mutmaßliche Mörder, ein junger Gardist, brachte sich am Tatort selbst um. Mit der Bluttat aus den eigenen Reihen kam die Schweizergarde ins Zwielicht. Heiliger Zorn im Innersten der katholischen Kirche: Das hatte es in Rom noch nie gegeben. Die Gerüchteküche brodelte. Es hieß, der 23-jährige Schweizer Vizekorporal Cédric Tornay habe den Karriereknick nicht verkraftet. Andere sagten, ein homosexuelles Verhältnis zwischen dem Kommandanten und dem Korporal sei der Auslöser zur Tat gewesen. Auch die
Tatsache, dass der strenge Estermann Mitglied des erzkatholischen Opus Dei war, schien ein Motiv abzugeben. Lange blieb zudem unklar, ob sich Tornay wirklich selbst erschossen hatte – oder ob auch er ermordet wurde. Der Vatikan als souveräner Staat pflegt seine eigene Justiz. Er untersuchte den Fall in eigener Regie und gab keine Unterlagen heraus. Weder die offizielle Schweiz, noch der französische Rechtsanwalt Jacques Vergès, den die Mutter von Cédric Tornay engagiert hatte, bekamen Akteneinsicht. Der Pressesprecher des Papstes sagte lediglich, ein Anfall von Raserei habe den jungen Gardisten überkommen, als er Alois Estermann, dessen Frau und danach sich selbst erschoss. (Text: 3Sat)