kreuz und quer Über Gott und die Welt: Was glaubt Österreich?
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Über Gott und die Welt: Was glaubt Österreich?
Österreichs religiöse und kulturelle Landschaft ist vielfältig und im Wandel begriffen. Doch woran genau glauben Menschen, die in Österreich leben? Und was heißt das für ihr Leben? Jennifer Rezny hat sich auf eine Reise quer durch Österreich begeben und Menschen getroffen, die Einblicke in ihr Leben und ihren Glauben geben. Die „kreuz und quer“-Dokumentation „Über Gott und die Welt – Was glaubt Österreich?“ zeigt am Dienstag, dem 15. Oktober 2024, um 22:35 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON, wie bunt Österreich ist, was Menschen eint und worauf sie hoffen. Wien. Fadi, syrisch-orthodox, ist mehrfacher Thaibox-Weltmeister, verheiratet und Vater eines Sohnes. Der Weg zu dem, der er heute ist, war alles andere als leicht: Als Fadis Familie Anfang der 90er Jahre von Syrien nach Österreich emigriert, stirbt sein Vater auf der Reise an einem Herzinfarkt. Danach wächst der zwölfjährige Fadi in einem fremden Land auf und fühlt sich zunächst einsam. Doch sein Glaube an „den lieben Gott“ gibt ihm schon damals Kraft, nicht mit seinem Schicksal zu hadern und nach vorne zu schauen. „Gott gibt mir Sicherheit, ich fühle mich von ihm beschützt.“ Nach diesem Credo lebt der erfolgreiche Profisportler bis zum heutigen Tag. Tirol. Pensionist Werner, ohne Bekenntnis, wurde von einer evangelischen Mutter und einem katholischen Vater als „braver Dorfbub und klassischer Befehlsempfänger an der Schweizer Grenze sozialisiert.“ Als junger Erwachsener beginnt er die Welt und die Ungerechtigkeiten, die sich darin abspielen, zu hinterfragen. Religion interessiert ihn, doch er findet in keiner ein richtiges Zuhause. Überzeugt ist Werner davon, dass Gott überall und folglich auch in uns ist. Außerdem meint er: „Wenn es einen Gott gibt, dann hat er ausschließlich mit Schönheit zu tun. Er kann keine menschlichen Züge haben, strafend oder zornig sein.“ Niederösterreich. Chöje Lama Gelongma Palmo hieß in ihrem weltlichen Leben Sabine Januschke und ist heute buddhistische Lama und als Chöje Lama aufgrund ihres Geschlechts und ihrer europäischen Herkunft einzigartig auf der Welt. Sie vermittelt in Österreich den sogenannten Buddha-Dharma, die Lehre des Buddha. Als sie vor ein paar Jahren eine Krebsdiagnose erhält und zur „Todeskandidatin“ erklärt wird, ist ihre erste Reaktion: „Ok.“ Für sie
ist der Tod nichts Bedrohliches: „Der Tod ist nur ein Übergang. Leben ist dynamisch, Leben ist umfassend, Zusammengesetztes beginnt und endet.“ Das Ziel sei es, eines Tages Buddha zu werden und am Weg dorthin eingefärbte Denkmuster und fixe Ideen, „die relative Wahrheit“, letztlich in die „absolute Wahrheit“ zu verwandeln. Wien. Victoria ist bucharische Jüdin, ihre Kultur und Familie stammt aus dem heutigen Tadschikistan und Usbekistan, sie gehört innerhalb des Judentums „einer Minderheit in der Minderheit“ an. Eine einschneidende Erfahrung mit Antisemitismus hat sie als Jugendliche vorsichtig werden lassen, offen zu ihrem Jüdisch-Sein zu stehen. Doch durch die Solidarität, die sie als junge Erwachsene innerhalb der Jüdischen HochschülerInnenschaft erfahren hat, fühlt sie sich darin bestärkt, ihre Herkunft öffentlich zu zeigen. Victoria glaubt an ein friedliches Miteinander in der Zukunft: „Was sind wir ohne Hoffnung?“, so die Studentin. Das Ehepaar Christina und Christoph aus Oberösterreich kennt einander bereits seit der gemeinsamen Zeit in der katholischen Jungschar. Beide glauben an die große Liebe und an eine göttliche Energie, die „man sowohl im Kirchenraum als auch außerhalb, etwa in der Natur, spüren kann“. Beide schätzen an der Kirchengemeinschaft insbesondere den Zusammenhalt untereinander. Als Christina etwa an Brustkrebs erkrankt, geben ihr Kirchenmitglieder Kraft und Zuversicht. Kärnten. Sozialarbeiter Mario Sherif und Lehrerin Samra sind beide muslimisch und in Klagenfurt aufgewachsen. Mario Sherif, dessen Familie aus Ägypten stammt, sieht seine Vielfältigkeit heute als Bonus und bezeichnet sich selbst augenzwinkernd als „multifunktionalen Werkzeugkoffer.“ Beide glauben an Bestimmung und sind fest davon überzeugt, dass Gott für jeden Menschen eine Aufgabe im Leben vorgesehen hat. Samra dazu: „Ich bin aus einem bestimmten Grund hier und ich habe eine Aufgabe in der Gesellschaft zu erfüllen.“ An das klassische romantische Konstrukt der großen Liebe glaubt Mario Sherif weniger, er formuliert es so: „Gott ist meine große Liebe, wenn ich ihn liebe, kann ich diese Liebe auch an die Menschen um mich herum weitergeben.“ Die Dokumentation ist Teil des multimedialen ORF-Projekts „Was glaubt Österreich?“, das in Zusammenarbeit mit der Universität Wien Raum für die „großen Fragen“ im Leben schaffen und diesen auf den Grund gehen möchte. (Text: ORF)