Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1
    Joseph Goebbels war der einzige NS-Minister, der im Bunker bei seinem „Führer“ bis zum letzten Moment ausharrte. „In dem Delirium von Verrat“, das den „Führer“ umgebe, müsse es wenigstens einige geben, „die bedingungslos und bis zum Tode zu ihm halten,“ schreibt er in einem Nachtrag zu Hitlers politischem Testament. Keine Einsicht, keine Reue angesichts des Untergangs und der Verbrechen – stattdessen die theatralische Selbststilisierung zum treuen und konsequenten Gefolgsmann Hitlers. Ohne Hitler ist Joseph Goebbels nicht zu denken. Hitler bestimmte seine Karriere, er machte ihn zum Gauleiter Berlins und zum Propagandachef des „Dritten Reiches“.
    Hitler traf die Entscheidungen, Goebbels propagierte sie massenwirksam in den Medien. Lüge und Diffamierung, Einschüchterung und Drohung, Demütigung und Hass waren dabei seine schärfsten Waffen – ein Weltanschauungskrieger, den auch millionenfacher Mord nicht schreckte. Wer war dieser Mann, der selbst sein Ende noch effektvoll in Szene setzte? Ein berechnender Karrierist? Ein fanatischer Ideologe? Ein moderner Demagoge, der die Wirkungsmacht der neuen Medien erkannte und skrupellos nutzte? (Text: Das Erste)
    Deutsche TV-PremiereMo 04.10.2004Das Erste
  • Folge 2
    Im März 1933 wird aus dem Scharfmacher Joseph Goebbels der Minister im neu geschaffenen „Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda.“ Er lässt von Anfang an keinen Zweifel aufkommen, dass Intellektuelle und Künstler im NS-Staat grundsätzlich nur der von ihm gesteuerten Propaganda zu folgen haben. Um die Kunst und Kultur in diesem Sinne gleichzuschalten, wird am 22. September 1933 durch Gesetz die „Reichskulturkammer“ gegründet. Den Vorsitz dieser neuen Einrichtung übernimmt Goebbels selbst. Am 1. April 1933 organisieren Goebbels und der berüchtigte Gauleiter von Nürnberg, Julius Streicher, im Auftrag Hitlers den ersten landesweiten „Boykott“ jüdischer Geschäfte, Ärzte und Rechtsanwälte.
    „Deutsche! Wehrt Euch! Kauft nicht bei Juden!“ – mit Parolen wie dieser hindern Angehörige der SA und SS Passanten am Betreten jüdischer Geschäfte. Nach dem „Boykott“ regeln die NS-Machthaber die „Judenfrage“ auf gesetzlichem Wege. Goebbels ist in seinem Ressort ein Vorreiter der Verdrängung der Juden aus allen beruflichen und gesellschaftlichen Bereichen. Goebbels’ wichtigste Aufgabe in seinen ersten Ministerjahren ist es, die Deutschen durch Agitation und Propaganda für die „Volksgemeinschaft“ zu begeistern und auf Hitler als „Führer“ einzuschwören.
    Die damals noch jungen Massenmedien Rundfunk und Tonfilm sind seine schlagkräftigsten Waffen. 1936 ist für Goebbels ein erfolgreiches Jahr: Die Olympischen Spiele kann er für die NS-Propaganda nutzen, Hitler lobt ihn öffentlich, er besitzt eine Villa am Wannsee, und finanziell ist der bis dahin dauernd klamme Minister endlich abgesichert: Frauen umschwärmen ihn. Als „Bock von Babelsberg“ wird er belächelt und beneidet.
    Er hat Affären, seine Frau Magda auch. 1938 führt Goebbels’ Affäre mit der jungen tschechischen Schauspielerin Lida Baarova zum Eklat. Seine Frau Magda sieht ihre Position als erste Dame des „Dritten Reiches“ gefährdet und denunziert ihren Mann bei Hitler. Hitler zitiert Goebbels auf den Berghof und fordert ein Ende der Beziehung. Goebbels knickt ein und kehrt zu seiner Ehefrau zurück. Am 9. November 1938 versammelt sich in München die Führung der NSDAP zum Gedenken an den 15. Jahrestag des Hitler-Putsches.
    Goebbels ist auch dabei. Am Abend trifft die Nachricht vom Tod des deutschen Botschafters in Paris, Ernst vom Rath, ein. Auf ihn war eine Woche zuvor von dem 17-jährigen Juden Herschel Grynszpan ein Attentat verübt worden. Hitler und Goebbels stimmen sich ab, dann verlässt „der Führer“ die Veranstaltung, Goebbels führt seine Anweisungen aus: In der Nacht vom 9. zum 10. November brennen in ganz Deutschland die Synagogen. 91 Tote, 2.676 zerstörte Gottes- und Gemeindehäuser und 7.500 verwüstete Geschäfte – das ist die „offizielle“ Bilanz des Terrors. Mit Kriegbeginn wird Goebbels seinen „radikalen Standpunkt“ weiter verschärfen. (Text: Das Erste)
    Deutsche TV-PremiereMi 06.10.2004Das Erste
  • Folge 3
    Zwischen 1940 und 1942 ist die „Judenfrage“ das zentrale Thema, wenn Hitler und Goebbels sich besprechen. Nach einem Vorschlag von Goebbels gibt Hitler 1941 die Verordnung über die „Kennzeichnungspflicht der Juden“ frei: Der Judenstern muss nun auch im „Altreich“ sichtbar getragen werden. Zehntausende Berliner Juden werden seit 1941 deportiert und ermordet. Nur widerwillig „schont“ Goebbels die vielen tausend Juden, die in der Rüstungsindustrie Zwangsarbeit leisten müssen. Auch die 17.000 Juden aus Mischehen bleiben ihm ein Dorn im Auge.
    Der Krieg erfordert eine Neuausrichtung der Propagandamethoden. Im Radio laufen nun die „Wunschkonzerte“, die Front und Heimat verbinden und gute Laune schaffen sollen. Zum Hauptinstrument der Kriegspropaganda wird die Wochenschau. Detailversessen und voller Arbeitswut kümmert Goebbels sich um viele Beiträge persönlich. Sein Rezept der Kriegsberichterstattung: dramatische Kampfszenen von den Fronten, keine eigenen Toten und Verletzten, klare Feindbilder. Das Konzept geht auf, solange Siege verkündet werden können.
    Die Wende kommt im Winter 1942/​1943 mit Stalingrad. Goebbels setzt nun auf mehr Realismus in der Kriegsberichterstattung. Wie zu Beginn seiner Karriere ist er nun wieder ganz fanatischer Agitator, überzeugt auch jetzt wieder durch seine Unbeirrbarkeit: Der „Endsieg“ wird von ihm zu einer unbedingten Glaubenssache erklärt. Als sich die Niederlage abzeichnet, wird er für den gesundheitlich angeschlagenen Hitler immer wichtiger. Der Gauleiter und Minister wird nun auch „Reichsbeauftragter für den totalen Kriegseinsatz“, ein Krisenmanager.
    Gleichzeitig schürt Goebbels durch Gräuelpropaganda die Ängste vor dem „jüdischen Bolschewismus“. Durchhalteparolen wie „Nun, Volk, steh auf und Sturm brich los!“ sollen die „opferbereite Heimatfront“ zu Höchstleistungen antreiben. Erhöht wird dadurch aber nur die Zahl der Opfer in einem längst verlorenen Krieg. Am 30. April begeht Hitler Selbstmord. In seinem Testament bestimmt er Goebbels zu seinem Nachfolger als Reichskanzler. Einen Tag später nehmen Goebbels und seine Frau Magda sich das Leben, nachdem sie zuvor ihre sechs Kinder vergiftet haben. (Text: Das Erste)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.10.2004Das Erste

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