Die zu Chile gehörende Insel Chiloé nimmt aufgrund ihrer geografischen Abgeschiedenheit eine Sonderstellung ein. Die Landschaft erinnert an Irland und ist meistens in ein zauberhaftes Licht getaucht. Bis heute kursieren zahlreiche Legenden über Geisterboote und Ungeheuer, die einst die Jungfrauen aus den Inseldörfern entführten. Chiloé wurde 1553 von den Spaniern entdeckt und bald darauf von Jesuiten besiedelt. Im chilenischen Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien war Chiloé eine königstreue Hochburg. Die Insulaner waren die letzten, die den Bruch mit der spanischen Krone akzeptierten. Die bewegte Geschichte der Insel festigte den ausgeprägten Charakter und die Traditionsverbundenheit ihrer
Bewohner. Religiöse Riten, zum Beispiel Totengesänge, spielen nach wie vor im Alltagsleben der Insulaner eine wichtige Rolle. Alljährlich feiern sie zwei Tage lang ein großes religiöses Fest, „El Nazareno de Caguach“. Die Prozession wird von über Tausend kleinen Fischerbooten begleitet. Die typischen, 200 Jahre alten Holzkirchen auf Chiloé wurden zum Teil ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Die Insel Chiloé ist nicht auf finanzielle Unterstützung vom Festland angewiesen. Es werden vor allem Getreide und Obst angebaut, außerdem Kartoffeln, die angeblich von der Insel stammen. Ferner leben die Chiloten vom Lachsfang, der Holzwirtschaft und der Algenernte. (Text: arte)