Hundert Meisterwerke und ihre Geheimnisse Staffel 4, Folge 4: „Men of the Docks“, 1912, Georges Bellows
Staffel 4, Folge 4
24. „Men of the Docks“, 1912, Georges Bellows
Staffel 4, Folge 4 (26 Min.)
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Manhattan das pulsierende Herz von New York, damals nach London die zweitgrößte Stadt der Welt und Wiege des „American Way of Life“. Alles war hier schneller, größer und leuchtender als anderswo, Modernität galt als Glücksversprechen schlechthin. Georges Bellows war gerade 30 Jahre alt, als er „Men of the Docks“ malte. Die realistische Darstellung zeigt eine Gruppe wartender Tagelöhner an einem bitterkalten Tag in den Docks von Brooklyn. Wie Tausende europäischer Einwanderer hoffen diese Männer auf einen Job. Die Skyline der hoch aufragenden Wolkenkratzer im Hintergrund wirkt unerreichbar. „Ihr müsst die Kunst vergessen und das malen, was euch im Leben interessiert“, sagte Bellows’ Lehrer an der New School of Art. Dort begegnete
Bellows auch Edward Hopper, der genau wie er Pressezeichner gewesen war – einer der „Muckraker“, zu Deutsch „Schmutzaufwühler“, wie progressive Journalisten damals genannt wurden. Bellows ist der Ashcan School zuzurechnen, deren Mitglieder mit ihrer gesellschaftskritischen Malerei den Amerikanischen Realismus mitbegründeten. Der Aufbau des Gemäldes scheint den strengen Prinzipien von Mathematik oder Notenlehre zu folgen. Wenn der Betrachter den Blick vom Kai des Brooklyner Hafens zu den Hochhäusern Manhattans gleiten lässt, begreift er, dass der soziale Aufstieg für diese Tagelöhner unmöglich ist. Denn für Schwache gab es in dieser Zeit des Taylorismus und beginnenden Massenkonsums keinen Platz. Bellows zeigt Manhattan bereits als Mythos und imaginierte Verkörperung der Moderne. (Text: arte)