Die NS-Propaganda stilisierte ihn zu einem Mythos. Die Legende vom „Wüstenfuchs“, vom genialen Feldherrn des „Afrika-Korps“, findet bis heute Anhänger bei Freund und Feind. Auf dem Höhepunkt seines Erfolges ersetzte sein Ruf, wie man glaubte, Divisionen. Zum Dank beförderte Hitler ihn zum jüngsten Feldmarschall der Wehrmacht. Als Offizier war er am Ziel. Als Soldat begann sein Scheitern. Von nun an gab es nur noch Niederlagen. Doch anders als die meisten Generäle der Wehrmacht hatte Rommel Mut genug, den „Feldherrn“ Hitler auf seine Fehler hinzuweisen. Am 15. Juli 1944 forderte er ihn auf, den Oberbefehl über die Wehrmacht abzugeben. Die Verschwörer des 20. Juli wussten von dieser kritischen Haltung und planten, nach einem erfolgreichen Attentat Rommel zum neuen Befehlshaber der Wehrmacht zu ernennen – freilich ohne zuvor ihren Wunschkandidaten einzuweihen, denn Rommel hätte dem Tyrannenmord nie zugestimmt. Er hatte bis zum Attentat die illusionäre Hoffnung, Hitler zu einem Separatfrieden mit dem Westen überreden zu können. Mehrere Versuche der Widerständler, mit dem Feldmarschall ins Gespräch zu kommen, waren stets an Rommels Gewissenskonflikt zwischen soldatischem Eid und treuer Pflichterfüllung auf der einen und militärischer Einsicht auf der anderen Seite gescheitert. Dennoch geriet er nach dem 20. Juli ins Visier der „Säuberung“. Die
Fäden im Hintergrund zog ein alter Intimfeind: Martin Bormann. Ihm war der „Lieblingsgeneral des Führers“ längst ein Dorn im Auge. Am 14. Oktober 1944 schickte Hitler zwei Generäle zu seinem vormaligen Günstling, die ihn vor die Wahl stellten: Selbstmord mit anschließendem Staatsbegräbnis oder Verhandlung vor dem Volksgerichtshof mit Sippenhaft für seine Familie. Rommel wählte den „Freitod“. Nie hat der populäre Feldmarschall vom Völkermord in seiner ganzen Dimension erfahren. Stets hielt er an soldatischen Tugenden fest. Subjektiv sah er sich im Dienste seines Vaterlandes, objektiv diente er einem Verbrecher. Rommel saß, wie viele Deutsche, allzu lange der Propagandalüge auf, die Hitlers Ziele mit den Interessen Deutschlands für identisch erklärte. Diese Identität zum Schluss als Täuschung erkannt zu haben, war der Anfang einer Läuterung, die unvollendet bleiben mußte. Mit sehr persönlichen Aussagen von Familienmitgliedern und Weggefährten, Freunden und Gegnern zeigt der Film, wie der Mythos vom „Wüstenfuchs“ entstand und wie Erwin Rommel in den Strudel eines Krieges geriet, dessen verbrecherische Dimension er nicht durchschaute. Dokumente und Filmmaterialien aus internationalen Archiven belegen, wie sich der ehrgeizige Aufsteiger mit dem NS-System arrangierte. Umfassend rekonstruieren die Autoren das Intrigenspiel, das Rommel schließlich das Leben kostete. (Text: History)