«Ich habe längst eine regelrechte Angststörung entwickelt. Ich gehe mittlerweile davon aus, dass früher oder später ein dummer Spruch kommt», sagt Thomas Meyer. Der jüdische Schriftsteller aus Zürich, der mit seinem 2018 erfolgreich verfilmten Bestseller «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» den Durchbruch schaffte, hat diese Woche ein neues Buch herausgegeben. «Was soll an meiner Nase bitte jüdisch sein?», fragt er sich schon im Titel. Die Antwort ist klar: Gar nichts. Noch immer sei es eine Angewohnheit vieler Menschen, «die Juden» mit
festgeschriebenen Eigenschaften – meistens negativ behafteten – zu versehen. Im Schnitt etwa alle drei Wochen sei er mit einem solchen Spruch konfrontiert, schreibt der 47-Jährige. Trotz logischen Gegenargumenten gäben sich die Absender jedoch häufig uneinsichtig und hielten an der geäusserten Stigmatisierung fest, so Meyer. Anti-Rassismus-Institutionen und Historikerinnen stellen fest, dass sich besonders in Krisen wie der aktuellen latent vorhandene Aggressionen gegen Minderheiten verstärken und Sündenböcke gesucht werden. Hängt das alles zusammen? (Text: SRF)