Im Mittelalter erklärte die Kirche die Lust zur Sünde. Ihre Botschaft: Wer sich körperlichen Begierden hingab, kam in die Hölle. Ausgenommen war nur der eheliche Sex zur Fortpflanzung. Doch die Lustfeindlichkeit der katholischen Kirche ging am Alltag der Bevölkerung vorbei. Mittelalterliche Bußbücher belegen, dass Menschen immer wieder gegen die kirchliche Sexualmoral verstießen und ihre Vergehen entsprechend bestraft wurden. Ein wirklich gottgefälliges Leben gelang im Mittelalter nur wenigen. Besonders Nonnen und Mönche galten deshalb als leuchtende Vorbilder. Beim Eintritt ins Kloster gelobten sie, enthaltsam zu leben. Das Problem: Nicht selten wurden Geistliche bei sexuellen Handlungen innerhalb der Klostermauern erwischt und vom Abt oder der Äbtissin hart bestraft. Auch deshalb beschloss die Kirche im Hochmittelalter die Einführung des Zölibats. Hinter dem Gelübde der Ehelosigkeit standen aber nicht nur religiöse Erwägungen, sondern auch handfeste materielle Interessen. Denn wenn ein
Priester keine eigenen Kinder hatte, fiel sein Erbe automatisch an die Kirche. Das steigerte deren Reichtum und Einfluss enorm. Die Folge: Die christliche Kirche wurde zu einem immer größeren politischen Machtfaktor. Gleichzeitig wurden die Vorschriften, mit denen die Kirchenvertreter versuchten, das Liebesleben der Menschen in fromme Bahnen zu lenken, immer strenger: Ehen wurden nur noch von Priestern geschlossen, Scheidungen nur noch in Ausnahmefällen zugelassen. Homosexualität lehnte die Kirche strikt ab und verweigerte Prostituierten ein würdiges Begräbnis. Eine erstaunliche Doppelmoral, betrieben doch einige Bischöfe selbst Bordelle. Liebe, Lust und Leidenschaft sind so alt wie die Menschheit selbst und prägen seit jeher die Beziehungen zwischen Mann und Frau. Doch welchen Einfluss haben Liebe und Sex auf den Lauf der Geschichte? Die Dokumentationsreihe „Geschichte der Liebe“ enthüllt intime Einblicke und kulturelle Entwicklungen, die die Menschen damals wie heute prägen. (Text: ZDF)