In Jerusalem treffen die drei monotheistischen Weltreligionen aufeinander. Man zählt 1.200 Synagogen, 158 Kirchen und 73 Moscheen. Besonders turbulent wird es freitags. Die Moslems müssen zum Felsendom – Freitagsgebet, die Christen zur Grabeskirche und die Juden zur Klagemauer. Beim Spaziergang durch die engen Gassen Jerusalems taucht „Jesus“ auf. Ein Amerikaner, beseelt von der Spiritualität der Stadt und gekleidet in weißes Leinen, versucht zu leben wie Jesus. Manche Gläubige sind von der Atmosphäre der Heiligen Stadt derart ergriffen, dass sie unter Persönlichkeitsverlust leiden. Man nennt das Phänomen „Jerusalemsyndrom“. Wem der religiöse Trubel zu viel wird, der findet Zuflucht in der Villa Dolorosa. Dort befindet sich seit 1856 das österreichische Hospiz. Hier kann man in einem der schönen Zimmer übernachten oder nur auf ein Wiener Schnitzel und eine Linzer Torte mit Meindl Kaffee einkehren. Im Elah-Tal bauen einige der besten israelischen Winzer Wein an. Einer davon ist Shuki Yashuv, der preisgekrönten koscheren Wein
keltert. Tel Aviv am Sonntagmorgen: Franz Gernstl wird von eigenartigen Klopfgeräuschen geweckt. Es ist Matkotzeit. Den israelischen Nationalsport spielt man mit Holzschlägern am Strand. Der Gummiball verursacht das vielfache „Pong Pong“. Unangefochtener Matkot-König ist der 69 Jahre alte Amnon Nissim, der jeden Tag spielt. In seiner Wohnung hat er ein Matkot-Museum eingerichtet. 1993 hat Tel Aviv einen neuen Busbahnhof bekommen, den größten der Welt. Ein ehrgeiziges Projekt damals, heute ein gigantisches Beispiel verwirrender Fehlplanung. Mendy Cahan hat im fünften Stock eine einzigartige, jiddische Bibliothek untergebracht. Es kommen nicht allzu viele Besucher, aber Mendy kämpft unbeirrt und mit viel Humor für den Erhalt der jüdischen Sprache. Mit Blick über die Skyline von Tel Aviv verabschiedet sich Franz Gernstl von einem alten Freund, der sich wehmütig an seine Zeit in München und an friedvolle Tage im Biergarten erinnert. Und der trotzdem in Tel Aviv bleibt. „Es ist nicht die schönste Stadt der Welt“, meint er, „aber es ist meine Heimat.“ (Text: BR Fernsehen)
Deutsche TV-PremiereDi. 06.01.2015Bayerisches Fernsehen