Frauen, die Geschichte machten Folge 5: Elisabeth von England
Folge 5
Elisabeth von England
Folge 5 (48 Min.)
Elisabeth wurde in eine Zeit hineingeboren, in der jeder eine Frau auf dem Thron für ein Unglück hielt. Darüber hinaus galt sie als „Hurenbastard“. Denn König Heinrich VIII. hatte die Hofdame Anne Boleyn geheiratet und seine erste Frau Katharina von Aragon verstoßen. Wegen dieser unrechtmäßigen Scheidung brach er mit der Kirche in Rom, was de facto die Gründung der Anglikanischen Kirche, der Church of England war. Als Anne Boleyn am 7. September 1533 Prinzessin Elisabeth zur Welt brachte, war die Enttäuschung groß: Der König brauchte einen männlichen Thronerben. Der Taufe seiner Tochter blieb er fern. Der Sturz von Anne Boleyn folgte rasch. Nach mehreren Fehlgeburten verflog Heinrichs Leidenschaft für seine zweite Frau. Da eine Auflösung der Ehe nicht infrage kam, beschuldigte Heinrich VIII. sie des Ehebruchs und ließ sie durch das Beil exekutieren. Wenig später heiratete der König zum dritten Mal: Jane Seymour, die ihm endlich den ersehnten männlichen Erben schenkte. Drei weitere Ehen sollten folgen. Trotz des „Makels ihrer Geburt“ erhielt Elisabeth eine hervorragende Ausbildung: neben Fremdsprachen zählten dazu Musik, Poetik und Philosophie sowie Handarbeiten, die sie jedoch verabscheute. Viel lieber las sie griechische Texte und übte sich in Konversation auf Latein. Ihre profunden Sprachkenntnisse sowie ihr Wissen in Theologie und Philosophie leisteten ihr später als Regentin gute Dienste. Sie war in der Lage, mit fremden Gesandten ohne Dolmetscher zu verhandeln und sich in Kirchenfragen gegenüber Gelehrten und Bischöfen zu behaupten. Am liebsten aber saß die junge Frau auf einem Pferd, begeisterte sich fürs Jagen und Bogenschießen. Zeit ihres Lebens versuchte Elisabeth, die Enttäuschung ihres Vaters darüber, dass sie „nur“ als Mädchen geboren worden war, wieder wettzumachen, indem sie besser sein wollte als ein Mann. Nach dem Tod Heinrichs VIII. folgte sein einziger Sohn Eduard VI. auf den englischen Thron. Doch Eduards Gesundheit war
schwach, er starb 16-jährig an Schwindsucht. Die älteste Tochter Heinrichs aus der Ehe mit Katharina von Aragon wurde gekrönt, doch war Maria I. in England verhasst: Halb Spanierin und vor allem katholisch, verfolgte sie die „protestantischen Ketzer“ im Land. Das Volk gab ihr dafür den Namen „Bloody Mary“. Ihre Halbschwester Elisabeth, die im protestantischen Glauben erzogen worden war, verdächtigte sie des Hochverrats und ließ sie in den Tower werfen. Monatelang bangte Elisabeth um ihr Leben. Doch Maria I. sollte England nur fünf Jahre lang regieren. Als sie starb, bestieg Elisabeth I. den Thron, von der Bevölkerung geliebt als Königin, „die rein englischen Geblüts hier mitten unter uns geboren wurde und uns daher von Natur nahe ist“. Elisabeth I. trat kein leichtes Erbe an: Das Land war im Glauben gespalten, die Staatskasse leer. Da eine unverheiratete Frau auf dem Thron unvorstellbar erschien, geriet sie in der Frage nach dem geeigneten Ehemann unter Druck. Sie galt als beste Partie in der ganzen Christenheit, und ihr anziehendes Äußeres tat ein Übriges, um namhafte Bewerber an den englischen Hof zu locken. Doch Elisabeth I. war klug genug, sich nicht festzulegen. Ein ausländischer Fürst an ihrer Seite hätte Englands Unabhängigkeit bedroht, ein englischer Edelmann vielleicht Machtkämpfe in der Aristokratie provoziert. Als das Parlament drängte, die Heirats- und Nachfolgefrage zu regeln, gab sie zur Antwort, sie sei entschlossen, ein jungfräuliches Leben zu führen: „Schließlich soll es mir genügen, wenn auf meinem Grabstein steht, dass eine Königin so und so lange regiert hat und als Jungfrau lebte und starb!“ Eine zweite Maria machte Elisabeth I. nun das Leben schwer: Maria Stuart, Königin von Schottland. Für die Katholiken war sie die rechtmäßige Thronerbin Englands. Jahrelang stellte Maria Stuart für Elisabeth I. eine Bedrohung dar, dennoch schützte die englische Königin ihre schottische Cousine. Als Elisabeths Spione jedoch Maria Stuart des Hochverrats überführten, konnte Elisabet (Text: arte)