„Rock Attitude“ setzt sich mit dem Zusammenhang von Rock und Rebellion in unserem zeitgenössischen Kulturverständnis auseinander. Tatsächlich fand die Rebellion im Kulturbereich zunächst und hauptsächlich über die Musik statt, getragen von der Generation der Heranwachsenden. Die Jugendlichen der 50er und 60er Jahre, die noch keine Möglichkeit hatten, über Wahlbeteiligung, Arbeitswelt oder zivilbürgerliche Initiativen Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen, schufen sich ihre eigene Welt. Es war eine Welt, die den Erwachsenen – genauer gesagt den Eltern – nicht gefallen sollte. Zum ersten Mal nahm sich eine junge Generation die Freiheit, sich gegen das Establishment aufzulehnen – und ihr „Urschrei“ und Versammlungsruf war sozusagen die Rockmusik. Mehrere Elemente der Rockmusik erlangten rasch Symbolcharakter und trugen dazu bei, den „Mythos Rock“ zu bilden. Neben der demonstrativ zur Schau getragenen Gitarre, waren es die
extravaganten und provokanten Outfits sowie die Konzerte und Festivals, auf denen sich die Jugend austobte, und schließlich die Fotos und Poster, die die Rockstars zu wahren Ikonen stilisierten. Die Dokumentation zeigt auch, dass „Rockstar“ fast ein Job wie jeder andere wurde, dass ein Song noch keine Revolution losbricht und dass die Bands, selbst sehr gekonnt ihre PR-Maschinen steuerten. Die Rolling Stones beherrschten meisterhaft die Dosierung von Provokation und Rock und erfanden für sich ein Bad-Boy-Image, das sich bestens verkaufte. Auch die Punks, die sich zunächst Ende der 70er Jahre als unbestechliche Gegner des „Rock Business“ positionierten, wurden rückblickend vom System eingeholt. Johnny Rotten, Iggy Pop und die Rolling Stones, um nur die bekanntesten zu nennen, vermarkteten ihr Rebellen-Image in der Werbung. Musik und Rebellion – alles nur eine Frage des Images? Und wie sieht die Rock-Rebellion der Generation Web 2.0 aus? (Text: arte)