Tannöd

Auf dem abgelegenen Bauernhof „Tannöd“ erschlägt ein Unbekannter sechs Menschen mit der Spitzhacke. Die Nachbarn im nahen Ort sind schockiert. Zwei Jahre später kommt die junge Kathrin zur Beerdigung ihrer Mutter in das Dorf, das sie als Kind verlassen hat. Noch immer ist die Tat ungeklärt. Kathrin beginnt, Fragen zu stellen. Anhand von Erzählungen, Gerüchten und Verdächtigungen versucht die junge Frau, sich einen Reim auf das blutige Verbrechen zu machen. Gegen ihren Willen wird sie dabei immer tiefer in den Fall verstrickt. Erstmals seit langer Zeit kehrt die Altenpflegerin Kathrin in ihr abgelegenes bayerisches Heimatdorf zurück.

Der Anlass ist der Tod ihrer Mutter, die in ihren letzten Lebensjahren partout nicht wollte, dass Kathrin sie besuchte, auch nicht, als sie schon schwer krank war. Der Hintergrund dieses Verhaltens: Vor zwei Jahren geschah in der Gegend ein blutiges Verbrechen. Auf dem „Tannöd“-Hof, ganz in der Nähe, wurde die gesamte Familie Danner mit einer Spitzhacke erschlagen. Dem alten Danner, der ein Tyrann und Geizhals war, weint niemand eine Träne nach. Hinter vorgehaltener Hand erzählt man sich sogar, dass er der Vater der Kinder seiner Tochter Barbara wäre.

Seine frömmelnde Frau war ebenfalls nicht sonderlich beliebt. Während Kathrin den Schauergeschichten lauscht, findet sie im Nachlass ihrer Mutter Briefe, in denen diese vom alten Danner eine Geldschuld einfordert. Was hatte ihre Mutter mit dem Ermordeten zu tun? Kathrin will mehr erfahren, stößt aber auf eine Mauer des Schweigens. Nur Traudl, die Schwester der auf dem Tannöd-Hof ermordeten Magd, äußert immer neue Verdächtigungen. Je tiefer Kathrin dem Rätsel auf den Grund geht, desto deutlicher zeichnet sich ab, dass sie selbst mehr mit diesem Fall zu tun hat als ihr lieb ist.

Bettina Oberlis packender Heimatkrimi ist inspiriert von einem ungelösten Mordfall aus den 1920er-Jahren, der sich im bayerischen Hinterkaifeck ereignet hat. Die Schweizer Regisseurin, die mit der Senioren-Komödie „Die Herbstzeitlosen“ einen Überraschungserfolg gefeiert hatte, verlegt die Handlung des Krimistoffs in die Nachkriegszeit und rückt ihn damit dichter an die Gegenwart. Den Fall hatte zuvor bereits Andrea Maria Schenkel in ihrem gleichnamigen Bestseller von 2006 verarbeitet, der Oberli als Vorlage diente.

Außerdem wurde der Mordfall in dem Mysterythriller „Hinter Kaifeck“ aufgegriffen. Die düsteren Bilder von geradezu gemäldeartiger Intensität verleihen dem düsteren Kriminalfilm „Tannöd“ einen Anflug von Schauerromantik. Aus der großartigen Schauspielerriege ragt die aus „Sophie Scholl“ bekannte Julia Jentsch hervor, die sich als stille junge Frau inmitten eines giftigen Gebräus aus Verdrängung, Schuldgefühl und Misogynie zu verlieren droht. Daneben glänzt Monica Bleibtreu in ihrer letzten Rolle. (Text: BR Fernsehen)