2009/2010, Folge 55–64

  • Die Männerfreundschaft der beiden Weimarer Klassiker ist bis heute ein Faszinosum. Denn Goethe und Schiller waren zwei durch und durch verschiedene Charaktere mit zwei sehr unterschiedlichen Lebensgeschichten: hier Naturliebe und Intuition, dort Intellekt und unbedingter Freiheitswille, hier ein langes, erfülltes Leben, dort Krankheit und früher Tod. Und doch sagte jeder der beiden vom anderen, er sei ihm der wichtigste Mensch gewesen. Rüdiger Safranski, der beste Erzähler intellektueller Biografien, den wir haben, schildert den Weg dieser einzigartigen Freundschaft. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.09.2009Das Erste
  • Deutsche TV-PremiereSo 04.10.2009Das Erste
  • Auf der Suche nach dem besonderen Buch dieses Bücherherbstes begegnet Denis Scheck in der Schweiz Urs Widmer, der sich in „Herr Adamson“ ( Diogenes ) den wesentlichen und unveränderlichen Dingen des Lebens widmet. Das Glück begreift, wer dem Tode entronnen ist : Die Macht der Liebe, die Schönheit der Natur und das Geschenk des Lebens. Urs Widmer erzählt vom 94. Geburtstag eines Mannes, dem letzten Tag seines Lebens, der Tag, an dem er sich an seine Kindheit erinnert. Als Achtjähriger wäre er beinahe an einer Hirnhautentzündung gestorben. Seine Begegnung mit Herrn Adamson, eine alten Mann, den nur er sehen und hören kann, führt ihn an die unterschiedlichsten Orte im Dies- und Jenseits.
    Ein Märchen für Erwachsene, eine Eloge auf das Leben, eine Improvisation über den Tod – voller phantastischer Begegnungen, unheimlicher Szenerien und eindringlicher Erfahrungen. In Tokio trifft Denis Scheck auf einen Vertreter düsterer historischer Kriminalromane: David Peace. „Tokio im Jahr Null“ (Liebeskind) beginnt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, im heißen August 1946. Eine Serie vergewaltigter und erdrosselter junger Frauen erschüttern eine Metropole, die ebenso zerstört ist, wie die Selbstachtung und das Moralempfinden ihrer Bewohner.
    Die Religion, der Staat, die allgemeine Ordnung – alles befindet sich in der Auflösung. Auf der Suche nach dem Mörder gerät auch Inspektor Minami selbst immer tiefer in den Sumpf einer Gesellschaft, die von Kälte, Verzweiflung und Gewalt beherrscht wird. Ein Roman nach einer wahren Begebenheit, erzählt wie ein Alptraum – denn: „Niemand ist der, der er vorgibt zu sein.“ Wie immer leidenschaftlich und zugespitzt: Denis Schecks Kommentar zur aktuellen Spiegel-Bestseller-Liste, Sachbuch und eine ganz persönliche Empfehlung: Judith Schalansky: „Atlas der abgelegenen Inseln.“ (mare) (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.11.2009Das Erste
  • Deutsche TV-PremiereSo 29.11.2009Das Erste
  • Bücher sind immer noch das beliebteste Weihnachtsgeschenk der Deutschen. Aus gegebenem Anlass hat sich „Druckfrisch“ gleich an zwei heilige Orte begeben: Die chinesische Autorin Jade Y. Chen traf Denis Scheck in einem buddhistischen Tempel auf Taiwan, und in einer Wiener Kirche sprach er mit der Schriftstellerin Eva Menasse – über Sündhaftes. Eva Menasse: Lässliche Todsünden (Kiepenheuer & Witsch) In Eva Menasses jüngstem Werk geht es um Laster: Genauer gesagt um Trägheit und Gefräßigkeit, Wollust und Hochmut, Zorn, Neid und Habgier.
    Der Schauplatz ihrer sechs großartigen und gleichermaßen erbarmungslosen Kurzgeschichten ist Wien. Die Protagonisten, deren gebrochene Biographien im Mittelpunkt der Erzählungen stehen, stammen allesamt aus dem Kulturbetrieb. Sinnlose Affären und ungewollt gezeugte Kinder, gescheiterte Ehen, absurde standesgemäße Verbindungen und pseudo-niveauvolle Existenzen – ironisch seziert Menasse verfehlte Lebensläufe und liefert ein entlarvendes Porträt ihrer eigenen Generation.
    Was fehlt ist Hoffnung, was bleibt ist Traurigkeit und Enttäuschung – und die vergebliche Suche nach Glück. Mit ihrem Buch „Lässliche Todsünden“ ist Eva Menasse eine messerscharfe Gesellschaftsanalyse gelungen, die schmerzhaft in den Mittelpunkt der Seele trifft. Jade Y. Chen: Die Insel der Göttin (Verlag Münchner Frühling) Jade Y. Chens aktueller Roman ist eine Familiensaga, die zugleich die bewegte Geschichte Taiwans unter japanischer und chinesischer Herrschaft spiegelt.
    Dabei gelingt es der preisgekrönten Erfolgsautorin, den Blick auf das schicksalhafte Scheitern der Protagonisten zu lenken und die taoistischen Opferrituale auf der Insel Taiwan in den Vordergrund zu rücken und dabei eine magische Welt zu erschaffen. Denis Scheck hat mit Jade Y. Chen über die Macht des Schicksals als großes Thema der Literatur in einem buddhistischen Tempel in Taiwan gesprochen. Als Empfehlung für den Gabentisch hat Denis Scheck eine wunderschöne Ausgabe der Anderen Bibliothek ausgesucht: Johann Friedrich Naumanns „Die Vögel Mitteleuropas“, in der Auswahl von Arnulf Conradi (Eichborn).
    Selten passiert es dem „Druckfrisch“-Literaturkritiker, dass er über eine Empfehlung selbst erstaunt, über die von „Sitting Küchenbull“ Vincent Klink, war er das schon: „Ich schlage vor, dass wir uns küssen“ – ein Roman mit einem entkrampften Blick auf die Endzeit der DDR von Rayk Wieland (Verlag Antje Kunstmann). Und wie immer nicht fehlen darf Denis Schecks Kommentar zu den Büchern auf der aktuellen Spiegel-Bestsellerliste (diesmal Sachbuch). (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.12.2009Das Erste
  • Denis Scheck spricht in der kommenden Ausgabe von „Druckfrisch“ über Blutrausch, Biographien und folgende Bücher: Dieter Kühn: „Ich war Hitlers Schutzengel“ (S.Fischer) Er ist einer, der die Moden des Literaturbetriebs mit der Gelassenheit eines Rheinländers an sich hat vorbeiziehen lassen. Dieter Kühn – gerade feierte er seinen 75.Geburtstag – hat die Kunst des historischen Erzählens in seinen großen Biographien für die Gegenwart neu erfunden. Angefangen mit „N“ von 1970, der Lebensgeschichte Napoleons, bis hin zur Biographie Gertrud Kolmars (2008) waren sie immer auch literarische Nachhilfestunden in historischer und kultureller Bildung.
    Für seine Erzählungen, Hörspiele und Übertragungen aus dem Mittelhochdeutschen (das „Mittelalter-Quartett“) erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Mit seinem neuen Werk „Ich war Hitlers Schutzengel“ (S.Fischer) legt er jetzt allerdings ein Gedankenspiel gegen alle historische Überlieferung vor. Dieter Kühn erzählt von Hitlers Ende, in verschiedenen fiktiven Versionen, parallelgeschaltet zur historischen Realität.
    In der ersten dieser miteinander vernetzten Fiktionen gelingt beispielsweise das Attentat, das Georg Elser 1939 im Münchner Bürgerbräukeller mit technischer Perfektion verübte: Hitler und Mitglieder der NS-Führung werden bei der Sprengung unter Schutt begraben; Hermann Göring, ohnehin zweiter Mann des Dritten Reich, wird Reichskanzler. James Ellroy: „Blut will fließen“ (Ullstein) Er erfindet grauenvolle Geisteskranke, getriebene Frauenkiller und blutberauschte Männer.
    Er kriecht geradezu hinein in die kranken Seelen dieser Ungeheuer. Die Romane des US-amerikanischer Krimiautors James Ellroy – „Die schwarze Dahlie“ etwa, „Blutschatten“ oder „Stadt der Teufel“ – erzählen meist von Gräueltaten, die wirklich passiert sind. „Blut will fließen“ spielt in den USA von 1968. Das Land ist aufgewühlt von den Morden an Martin Luther King und Robert Kennedy, vom Vietnamkrieg, von den Protesten der Studenten und Schwarzen.
    Richard Nixon kämpft um die Präsidentschaft, in Los Angeles wird in einem brutalen Überfall auf einen Geldtransporter ermittelt. Bald wird klar, dass Nixons Wahlkampf wohl etwas damit zu tun hat, auch das FBI soll in die Sache verwickelt sein. „Blut will fließen“ ist der Abschluss von Ellroys sogenannter Underworld USA-Trilogie. Als Empfehlung hat Denis Scheck diesmal Judith Schalanskys „Atlas der abgelegenen Inseln“ (mare) ausgewählt, außerdem kommentiert er natürlich wieder die Bücher auf der aktuellen Spiegel-Bestsellerliste (Belletristik). (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 31.01.2010Das Erste
  • Auf der Suche nach dem besonderen Buch des Frühjahres begegnet Denis Scheck der Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller. Ihr Prosaband „Niederungen“ ist das Debüt einer Schriftstellerin mit erschütternden Geschichten von den Abgründen der menschlichen Natur. Das Buch, 1984 von der Ceaucescu-Diktatur zensiert , erscheint jetzt wieder in der ursprünglichen unzensierten Fassung. Herta Müller beschreibt darin die Menschen und das soziale Miteinander einer Dorfgemeinschaft Banater Schwaben aus der Perspektive eines Kindes. So entsteht das Sittengemälde einer um sich selbst kreisenden, isolierten Bevölkerungsgruppe und das bedrohliche Szenario einer Welt, die vom Bösen beherrscht wird. In Madrid besucht Denis Scheck den erfolgreichsten Autor der spanischen Gegenwartsliteratur („Dein Herz so weiß“) Javier Marias.
    „In Wirklichkeit sollte man niemals etwas erzählen“ warnt der Protagonist seines neuen Romans „Dein Gesicht morgen“, denn dieser hat eine äußerst seltene Gabe: Er kann durch die Beobachtung von Menschen im Gespräch herausfinden, wie sie sich zukünftig verhalten werden. Javier Marías erzählt in seiner 1600-Seiten starken Romantrilogie eine packende Geheimdienststory im Zeitlupentempo und gibt auf diese Weise Einblicke in die Unergründlichkeit der menschlichen Psyche. Wie immer leidenschaftlich und zugespitzt: Denis Schecks Kommentar zur aktuellen Spiegel-Bestseller-Liste, Sachbuch und seine ganz persönlichen Empfehlungen in einer Stuttgarter Buchhandlung. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.02.2010Das Erste
  •  … außerdem, wie immer, Denis Schecks Kommentar zu den Büchern auf der aktuellen Spiegel-Bestsellerliste (diesmal Belletristik) und eine ganz persönliche Empfehlung! (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.03.2010Das Erste
  • Arno Geiger: Alles über Sally Es sind die großen Themen der Literatur – aber man kann sie immer neu erzählen: Partnerschaft, Ehebruch, Sinnkrise. Der Wiener Autor Arno Geiger hat mit „Alles über Sally“ ein großartiges Porträt einer Frau Anfang 50 gezeichnet, deren Leben aus den Fugen gerät. Sie fragt sich, warum sie jenen Alfred, neben dem sie jeden Morgen aufwacht, vor 25 Jahren überhaupt geheiratet hat; sie fängt eine Affäre mit dem besten Freund ihren Mannes an; sie hofft auf ein aufregenderes Leben – und wird bitter enttäuscht, aber auch das ist noch nicht das Ende der Geschichte.
    Geigers Roman fragt nach den Lebensentwürfen einer Generation, die sich einmal als progressiv empfand und längst im bürgerlichen Alltag angekommen ist – in der aber die Frauen auch mit 50 noch Abenteuer riskieren, die für ihre Vorgängerinnen unvorstellbar waren. Und obwohl unsere Zeit sich so frei wähnt wie keine zuvor, geht es um Moral, um Treue, Verrat und Betrug. Von all dem erzählt Arno Geiger, ernst, ab er in einem leichten Tonfall. „Alles über Sally“ – einer der gelungensten deutschsprachigen Romane des Frühjahrs! Andrea Camilleri, Die Farbe der Sonne Vor 400 Jahren ist ein Maler gestorben, den wir heute zu den faszinierendsten Gestalten der Kunstgeschichte rechnen: Caravaggio.
    Meister der dramatischen Lichteffekte, seine Bilder mal blutrünstig, mal inbrünstig, aber immer von einer überwältigenden Sinnlichkeit. Auch sein Leben war reich an Dramatik: des Mordes verdächtig, musste der erfolgreiche Künstler bei Nacht und Nebel aus Rom fliehen, verbrachte seine letzten Jahre auf Malta und Sizilien und starb mit nur 39 Jahren. Wenn das kein Stoff für einen Krimi ist! Das hat sich auch Andrea Camilleri gedacht.
    Italiens bekanntester Krimi-Autor legt im Jubiläumsjahr einen spannenden Caravaggio-Roman vor, in dem er in seiner sizilianischen Heimat auf ein unbekanntes Tagebuch des Malers stößt, das ihm und uns endlich die Rätsel der späten Jahre löst. Ist das Tagebuch echt? Oder wird ihm eine Fälschung angeboten? Die Texte klingen so authentisch, als würde tatsächlich Caravaggio aus ihnen sprechen – der Umgetriebene , der Besessene, das Genie. Jenseits aller kunsthistorischen Betrachtungen und doch kenntnisreich und detailgenau recherchiert, entwirft Camilleri das Lebensbild des Malers noch einmal neu.
    „Die Farbe der Sonne“ – wenn schon Künstlerroman, dann bitte so! Melanie Mühl, Menschen am Berg Nur an wenigen Orten in unserer zentralbeheizten, durchorganisierten, technischen Zivilisation treffen Mensch und Natur noch unmittelbar aufeinander. Die Frankfurter Journalistin Melanie Mühl hat solche Orte gesucht und gefunden: im Gebirge. Dem Alltag von Bergdörflern, Bergführen, von Tunnel- und Brückenbauern widmet sie eindringliche Reportagen; sie zeigt Menschen, die sich mit Respekt, manchmal auch mit Ehrfurcht auf die Natur einlassen.
    Ihr Buch beginnt mit den Sätzen: „Ich verabscheute die Berge. Als ich Kind war, fuhren wir jedes Jahr dorthin.“ Irgendetwas haben diese frühen Aufenthalte aber offenbar doch bewirkt: neugierig und einfühlsam erzählt Melanie Mühl aus einer Welt, die gar nicht weit weg ist, für den modernen Großstadtmenschen aber exotischer als jeder Palmenstrand, an dem er seinen Urlaub verbringt. „Menschen am Berg“ – eindrucksvolle Geschichten vom Leben ganz oben! Und wie immer Denis Schecks Parforceritt durch die aktuelle SPIEGEL-Bestsellerlliste: was lohnt sich zu lesen und was ist pure Zeitverschwendung? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.04.2010Das Erste
  • In Rom begegnet Denis Scheck dem Sizilianer Andrea Camilleri, eine kritische Stimme Italiens und Erfinder des Commissario Montalbano. Der international gefeierte Krimi-Autor hat zum 400. Todestag Caravaggios einen phantasievoll konstruierten Roman über den genialen Maler des italienischen Frühbarock geschrieben: „Die Farbe der Sonne“ (rowohlt) Darin nähert sich Camilleri den letzten Jahren des Meisters der Helldunkelmalerei, der nur 38 Jahre alt wurde. Der Schriftsteller erzählt vom ausschweifenden Leben Caravaggios, seinem Jähzorn und seiner immerwährenden Flucht vor seinen Verfolgern. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.05.2010Das Erste

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Druckfrisch online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…